Nur ein Sieg – von Troy Bayliss bis Joan Mir
In der langen Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft gibt es 113 Piloten, die in ihrer Karriere nur ein einziges Mal einen Grand Prix in einer Klasse gewinnen konnten. Manche schafften diesen Erfolg in legendären Rennen, andere nutzten eine einmalige Gelegenheit, die sich nie wieder bot. Kurios: Einer dieser Fahrer wurde sogar mit nur einem Rennsieg MotoGP-Weltmeister.
Toru Ukawa ist ein prominentes Beispiel. Der Japaner fuhr 2001 und 2002 für das Team Repsol Honda und gewann 2002 in Welkom seinen einzigen MotoGP-Lauf. Ukawa blieb seiner Marke die gesamte Karriere treu und triumphierte auch fünf Mal bei den 8-Stunden-Rennen von Suzuka. Die ganz große MotoGP-Karriere blieb aus, sein bestes Jahr 2002 war auch der dominanten Fünfzylinder-Honda RC211V geschuldet, die zu Beginn der Viertakt-Ära das Maß der Dinge war.
Einzigartig auch der Triumph von Toni Elias in Estoril 2006: In einem Fotofinish schlug er Valentino Rossi um zwei Tausendstelsekunden – es sollte sein einziger MotoGP-Sieg bleiben. Elias holte 2010 den Moto2-Titel und feierte später Erfolge in der US-Superbike-Meisterschaft MotoAmerica. Unvergessen auch der Valencia-Sieg von Troy Bayliss 2006: Frischgebackener Superbike-Weltmeister, kurzfristig als Ersatz für den verletzten Sete Gibernau bei Ducati verpflichtet – und dann gleich der Sieg im Saisonfinale. 2007 gelang Chris Vermeulen der erste Suzuki-Sieg in der Viertakt-Ära, als er im verregneten Le Mans die Konkurrenz deklassierte.
In den 2010er-Jahren war es für neue Namen schwer, in die Siegerlisten zu kommen. Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Casey Stoner, Valentino Rossi und Marc Marquez dominierten das Siegertreppchen. Wer sich in dieser Zeit als GP-Sieger eintrug, tat dies meist mehrfach – mit wenigen Ausnahmen. Ben Spies schien für mehr bestimmt, doch es blieb bei seinem Triumph in Assen 2011 auf Yamaha. Auch Andrea Iannone gewann nur einmal: 2016 in Spielberg für Ducati, als er Teamkollege Andrea Dovizioso schlug. Heute fährt Iannone in der Superbike-WM, seine sportliche Zukunft ist ungewiss.
Einige aktuelle Piloten stehen ebenfalls noch auf der «One-Hit-Wonder»-Liste mit Chancen, diese zu verlassen. Allen voran Joan Mir: Der Spanier holte 2020 auf Suzuki den WM-Titel, mit nur einem Saisonsieg. Seit dem Europa-GP in Valencia, dem ersten von zwei Rennen dort während der Covid-Saison, wartet er vergeblich auf einen weiteren Triumph. Fabio Di Giannantonio gewann 2023 in Katar für Gresini Ducati, und 2025 feierte Alex Marquez im gleichen Team in Jerez seinen ersten Erfolg in der Königsklasse.
Eine besondere Erwähnung verdient Johann Zarco. Der Franzose stand jahrelang regelmäßig auf dem Podest, bevor er 2023 in Phillip Island endlich seinen ersten Sieg auf Ducati feierte. 2025 legte er in Le Mans auf Honda nach – und ist damit der einzige Pilot, der in der MotoGP jeweils einen Sieg auf zwei unterschiedlichen Fabrikaten verbuchen konnte.
Schaut man über die MotoGP hinaus auf alle GP-Klassen seit 1949, wird die Liste noch deutlich länger. Insgesamt stehen 113 Namen in den Geschichtsbüchern, darunter auch Dominique Aegerter, Philipp Öttl und Randy Krummenacher. Moment, Krummenacher? Ja – der Schweizer gewann 2023 in Silverstone den ersten Lauf der MotoE, die seit jenem Jahr WM-Status besitzt. Damit zählt er ebenso offiziell zu den Grand-Prix-Siegern wie Eric Granado, der in der MotoE seitdem auch ein Rennen gewann.