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Lin Jarvis (Yamaha): Ducati 2016 stärker als Honda?

Von Frank Aday
Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis ist davon überzeugt, dass sich durch die Einheitselektronik und die neuen Michelin-Reifen die Kräfteverhältnisse in der MotoGP-Klasse dramatisch verändern könnten.

Mit Jorge Lorenzo und Valentino Rossi hat Yamaha auch 2016 zwei mehrfache MotoGP-Weltmeister im Team. Im letzten Jahr gewann Yamaha mit ihnen alle drei WM-Titel in der Fahrer-, Team und Konstrukteurswertung. Wenn man die beiden besten Fahrer der Welt im Team hat, sind die Erwartungen automatisch sehr hoch, erklärte Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis gegenüber «motogp.com».

Im letzten Jahr habt ihr den Fahrer-, Team- und Konstrukteurstitel geholt. War es für euch eine perfekte Saison?

Ja so ziemlich. Zuerst einmal: Das Tripple ist ja etwas, was jedes Team und jeder Hersteller holen will. Es war der 60. Geburtstag unseres Unternehmens und wir hatten vom Top-Management auch einigen Druck, genau das zu erreichen. Es war aber trotzdem unglaublich, das zu schaffen. Das war unser fünftes Tripple seit 2004 und es ist etwas ganz besonderes, wenn man das erreichen kann. Daher war es ein großartiges Jahr.

Wie schafft man es, sich nach einer so erfolgreichen Saison nicht auf seinen Lorbeeren auszuruhen, sondern sich auf die neue Saison 2016 mit all den Regeländerungen vorzubereiten?

Du musst einfach weiter Druck machen, das ist schon alles. Wir haben jetzt kaum Zeit, um uns auszuruhen. Ich würde sagen, das spielt uns dieses Jahr in die Karten, denn bei einer Veränderung von Elektronik und Reifen kannst du dich auf keinen Lorbeeren ausruhen. Sogar wenn du sagst, dass das Bike letztes Jahr großartig war, dieses Jahr werden wir wieder alles geben müssen, denn dann zählt nichts mehr. Jeder Hersteller muss alles geben, um beim ersten Rennen bereit zu sein.

Welche der Regeländerungen 2016 werden deiner Meinung nach die größten Auswirkungen haben?

Meiner Meinung nach werden das am Ende die Reifen sein. Das denke ich, weil das der Berührungspunkt zwischen dem Motorrad und der Strecke ist. Damit müssen sich die Fahrer sich richtig, richtig wohlfühlen. Natürlich ist auch die Elektronik sehr wichtig, besonders was die Sicherheit angeht. Die Elektronik wird sich mehr auf die Rundenzeiten auswirken, aber beim Reifen geht es darum, das Limit zu finden und dem Fahrer Sicherheit zu bieten. Ich denke, darüber müssen wir uns die meisten Sorgen machen.

Hinsichtlich dieser Änderungen: Kann 2016 ein Team so dominieren wie eures im letzten Jahr?

Ja. Immer wenn Regeln geändert werden, kann irgendjemand wahrlich überraschen. Ich erinnere mich noch allzu gut daran, wie Ducati 2007 nach der Hubraumreduzierung alle weggepustet hat. Daher weiß man nie, was auf einen zukommt, wenn es so gravierende Änderungen gibt. Dieses Mal wird es nicht so dramatisch werden, aber man muss sich auch den letzten Test und die Ducati-Fahrer dabei ansehen. Sie schienen schneller als einige Honda-Piloten zu sein. Es schien, als würden manche Honda-Fahrer ein paar Probleme haben. Aber das müssen wir alles noch abwarten und sehen, wo wir stehen.

Welcher Hersteller wird in der kommenden Saison die größte Bedrohung sein?

Ich persönlich denke, dass uns Honda und Marc Márquez am meisten herausfordern werden, denn in den beiden Jahren davor haben wir gesehen, wie Marc dominiert hat. Er hat zwei Weltmeisterschaften in Folge gewonnen. Ende letzten Jahres hat er auch wieder gewonnen, er hat insgesamt fünf Mal gewonnen. Daher wetten wohl viele auf HRC. Ducati wirft auch alles in die Waagschale, und ich denke, dass sie aus den Regeländerungen einige Vorteile ziehen können. Ich freue mich wirklich, dass Suzuki ein starkes Jahr hatte, denn je mehr Hersteller wir haben, desto besser ist das für die Show. Ich zweifle daran, dass Suzuki im kommenden Jahr um die Weltmeisterschaft fahren wird, aber sie könnten tatsächlich ein paar Rennen gewinnen und Pole-Positions holen, wie sie es schon in der letzten Saison geschafft haben.»

Nach der vergangenen Saison: Wie wird sich das Verhältnis zwischen Lorenzo und Rossi dieses Jahr entwickeln?

Naja, ich habe ja schon auf der Teamvorstellung gesagt, dass wir Glück haben, dass wir ein sehr starkes Team haben, das zusammenhält. Wir wissen aber auch, dass unsere Fahrer den jeweils anderen als Hauptkontrahenten sehen. Daher denke ich, dass es dieses Jahr nicht dramatisch anders laufen wird. Sicher werden sich alle noch an die Geschehnisse vom Ende der letzten Saison erinnern, denn das liegt noch nicht so weit zurück, aber sie alle werden einfach nach vorn blicken. Das muss man auch tun, denn es gibt keinen Grund darüber zu sinnieren, was hätte wäre wenn passieren können. Sie werden daher alle etwas erfahrener weitermachen, hoffe ich. Wir müssen dafür sorgen, den Respekt zwischen den Fahrern zu erhalten, das ist sehr, sehr wichtig. Wir haben eine tolle Show mit fantastischem Rennsport. Es ist einfach wichtig, dass wir den gleichen Respekt zwischen den Teams und zwischen den Fahrern selbst halten können, damit wir sportlich auf der Strecke eine gute Show für die Fans haben können.

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