Casey Stoner (Ducati): Wann fährt er das 1. Rennen?

Von Günther Wiesinger
Casey Stoner beobachtete die MotoGP-Trainings in Katar aufmerksam

Casey Stoner beobachtete die MotoGP-Trainings in Katar aufmerksam

Casey Stoner hat nie ernsthaft daran gedacht, bei Pramac-Ducati drei Rennen statt Petrucci zu fahren. Und das ist vernünftig. Aber wie geht es jetzt mit ihm weiter?

Bei den Diskussionen, ob Ducati-Testfahrer Casey Stoner die Möglichkeit beim Schopf packen und bei den nächsten drei WM-Rennen statt des verletzten Dani Petrucci für das Octo Pamac Yakhnich Team fahren hätte sollen, wurden von manchen Fans ein paar Tatsachen verdreht, falsch verstanden und durcheinander gebracht.

Denn die Situation ist eine völlig andere als vor einem Jahr, als Stoner gerne statt Dani Pedrosa (arm pump-Operation nach dem Katar-GP) in Austin, dann in Las Termas und Jerez gefahren wäre.

Denn damals sass Casey Stoner zwei Monate vorher in Sepang auf der Honda RC213V; er wäre im Repsol-Honda-Werksteam gefahren, mit einem Motorrad, das die WM 2014 dominiert hatte. Er fühlte sich fit und wollte herausfinden, wie es um seinen Speed stand, auch im direkten Vergleich zu Marc Márquez.

Dass die HRC-Manager Nakamoto und Suppo ihm damals einen Korb gaben, war unverständlich. Denn so wie Michele Pirro bei Ducati immer wieder Renneinsätze erhält, so brannte auch Tstfahrer Casey Stoner auf eine Standortbestimmung und auf die Abwechslung namens Wettbewerb. Diese schmachvolle Absage von HRC trieb ihn danach in die Arme von Ducati zurück.

Zur Erinnerung: Pedrosa-Ersatz Hiroshi Aoyama lieferte in den drei Rennen zwei Rennstürze und einen zwölften Rang ab. Kein Wunder, wenn HRC und Repsol dann neben der Fahrer-WM auch die Marken-WM und Team-WM an Movistar-Yamaha verloren.

Casey Stoner hätte 2015 die drei Rennen im renommierten Repsol-Team fahren können, wo er 2011 und 2012 beheimatet war, ehe selbst ein 11-Millionen-Euro-Angebot nicht ausreichte, um seinen Rücktritt nach der Saison 2012 zu verhindern.

Jetzt müsste Stoner im Pramac-Team antreten, das wäre nicht so schlimm, wären dort nicht für Petrucci und Redding GP-Maschinen homologiert, die schon im Vorjahr nur für den 4. und 7. WM-Rang von Iannone und Dovizioso gut genug waren.

Und wer jetzt glaubt, Ducati könnte für die drei Rennen dort eine 2016-Desmosedici einschmuggeln, der irrt gewaltig, das ist pure Illusion.

Ducati hat drei Motor-Spezifikationen für 2016 homologiert. Die 2016-Bikes für Ducati Corse, die GP15 für Pramac, die GP14.2 für Avintia (Barbera, Baz) und Power Electronics Aspar (Hernandez, Laverty). Die Motoren sind verplombt, ein Hin und Her ist unmöglich, pro Fahrer sind bei Honda, Yamaha und Ducati in dieser Saison nur sieben Triebwerke zugelassen.

Stoner müsste sich also mit einem Vorjahres-Motorrad abmühen, ausserdem klagt er immer wieder über Nachwirkungen des Eight-Hour-Sturzes von Suzuka. Er bezeichnet sich nach einem einzigen Testtag jeweils als todmüde. Deshalb gönnte er sich in Sepang im Februar nach dem ersten Tag zwei Tage Pause.

Das Pramac-Team von Paolo Campinoti hätte zwar durch einen Renneinsatz von Stoner viel Aufmerksamkeit erhalten. Aber für das Ducati-Corse-Top-Management mit Claudio Domenicali, Gigi Dall'Igna und Paolo Ciabatti würde sich mit einem so überhasteten Manöver einige Unannehmlichkeiten bescheren.

Denn Redding und Petrucci würden fortan an den Leistungen von Stoner gemessen, der seit 3,5 Jahren kein MotoGP-Rennen bestritten hat und trotzdem mit Platz 5 beim Sepang-Test auf der GP15 seine Leistungsfähigkeit unterstrichen hat, zumindest über eine schnelle Runde.

Aber Ducati würde auch das Werksteam destabilisieren, was niemand nützen würde, denn Iannone und Dovizioso sind nun mal jene Piloten, die in diesem Jahr für Ducati die Kastanien aus dem Feuer holen sollen.

Wäre jetzt einer der beiden Werksfahrer ausser Gefecht (wie Pedrosa 2015 bei Repsol), würde ein Stoner-Comeback wesentlich mehr Sinn machen.

So aber ist es sinnvoller, wenn sich Casey bei der Entwicklung der 2016-Maschine nützlich macht und irgendwann als Wildcard-Fahrer antritt, sobald Ducati genügend Material für zwei weitere 2016-Desmosedici zur Verfügung hat.

Wann das sein wird, lässt sich momentan nicht einschätzen.

Vielleicht in Jerez, vielleicht in Barcelona, am ehesten auf Phillip Island. Es wird auch davon abhängen, welche Vereinbarungen Ducati mit Testfahrer Michele Pirro hat. Üblicherweise bekam der Italiener für Jerez, Mugello und Misano eine dritte Werksmaschine.

Aber Casey Stoner ist manchmal unberechenbar.

Vielleicht lässt er sich das ganze Jahr hindurch zu keinem Renneinsatz hinreissen. «Ich habe keine Rennen geplant», betont er hatnäckig immer wieder.

Die Ducati könnte 2016 wieder ein Sieg-Motorrad werden.
Dann ist einiges möglich. Dann könnte Casey vielleicht sogar Interesse an einer kompletten MotoGP-Saison 2017 finden.

Denn Jorge Lorenzo wird voraussichtlich bei Yamaha bleiben, wenn er seine fünf Sinne beisammen hält.

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