MotoGP: Wann steigt BMW ein?
Suter-BMW-Testfahrer Carmelo Morales
Der ehemalige BMW-Motorrad-Chef Dr. Herbert Diess galt als Zauderer. Er versprach Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta am 21. Dezember 2005 die Teilnahme an der MotoGP-WM 2007 – und liess dann nie wieder etwas von sich hören.
Sein Nachfolger Hendrik von Kuenheim ist ein Macher. Im Februar 2010 verteidigte er den umstrittenen Einstieg in die -Superbike-WM noch. «MotoGP hätte das Fünffache gekostet», rechtfertigte er damals die Entscheidung seines Vorgängers.
14 Monate später hört sich die Rechnung des BMW-Motorrad-Geschäftsführers schon anders an. «Man muss die -Superbike-Kosten mit dem Faktor 3 multi-plizieren», weiss von Kuenheim heute.
Hendrik von Kuenheim beteuert zwar, seine Anwesenheit beim Katar-GP habe in erster Linie privaten Charakter gehabt. Aber es ist längst kein Geheimnis mehr, dass BMW ernsthaft über die Königsklasse nachdenkt. «Ich schliesse nicht aus, dass BMW in die MotoGP-Klasse einsteigt», räumt Hendrik von Kuenheim ein. «Aber es ist eine Frage des Geldes.»
Natürlich steht die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit so eines Unterfangens bei BMW im Vordergrund. BMW müsste in den ersten Jahren Budgets zwischen 30 und 40 Mio Euro pro Saison einplanen.
Aber die Akzeptanz der MotoGP ist in wichtigen Märkten wie Amerika, Spanien und Italien grösser als jene der Superbikes. Und wenn sich ein Sponsor wie Red Bull findet, kostet MotoGP nur doppelt so viel wie die Superbike-WM. Ducati deckt einen Grossteil des 40-Mio-Budgets mit Sponsoren ab.
Wenn BMW auf dem Motorradsektor weiter so rasant wachsen will wie zuletzt, muss die MotoGP-Bühne betreten werden. Das Argument, die Wettbewerbsfähigkeit des S 1000 RR-Superbikes müsste in einer seriennahen Meisterschaft dargestellt werden, zählt nicht. BMW hat seine Sportautos jahrelang durch die Formel 1 promotet und ist der DTM ferngeblieben.
2012 böte sich als idealer Zeitpunkt für einen Einstieg an, da der Hubraum von 800 auf 1000 ccm erhöht wird. Ausserdem sinken die MotoGP-Kosten. Als Neueinsteiger dürfte BMW sogar neun statt sechs Motoren pro Saison verwenden. Bosch steht als Elektronik-Spezialist bereit. Suter oder Kalex könnten in fünf Monaten die Fahrwerke liefern.
Doch die BMW-Manager zögern, aus verständlichen Gründen. BMW ist geschäftlich sehr erfolgreich, obwohl der Markt für Motorräder mit mehr als 500 ccm Hubraum in drei Jahren um 50 Prozent geschrumpft ist.
Man müsste sich aber für fünf Jahre festlegen und mit zwei Lehrjahren rechnen. Die Entwicklung eines GP-Motors würde bis zu zwei Jahre beanspruchen.
Doch BMW kann der MotoGP nicht ewig fernbleiben. Denn die Moto3-Pläne von KTM und die Moto2-Aktivitäten von MZ hinterlassen in den Medien mehr Spuren als das Superbike-Gerassel von BMW.
Als Global Player muss BMW dort antreten, wo die Musik spielt. Nicht am Erzberg, am Pikes Peak oder in Salt Lake City.
Wenn jetzt die Weichen gestellt werden, kann BMW spätestens 2014 mitfahren.