Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

WM-Dritter Simon Längenfelder (18): Wie alles begann

Von Marian Groß
Simon Längenfelder

Simon Längenfelder

Red-Bull-GASGAS-MX2-Pilot Simon Längenfelder erreichte in seiner dritten Saison in der Motocross-Weltmeisterschaft den erstaunlichen dritten Gesamtrang. Teil 1 des exklusiven, mehrteiligen SPEEDWEEK.com-Interviews.

Im ersten Teil des großen Interviews spricht Simon Längenfelder über die Anfangszeit und die frühen Runden auf einem Motocross-Motorrad. Weiter ging es von der Europameisterschaft ins erste Werksteam, bis die DeCarli-Truppe auf GASGAS umstieg und Längenfelder in einem der renommiertesten Teams des Paddocks unterkam.

Simon, wie bist du zum Motocross gekommen?

Ich habe das mal mit fünf irgendwo gesehen und wollte das machen. Ich habe dann mal beim MC Tauperlitz einen Schnupperkurs gemacht. Ich konnte dort immer fahren und irgendwann haben mir meine Eltern eine eigene Maschine gekauft. Das war eine luftgekühlte 50er KTM. Die bin ich so lange gefahren, bis sie irgendwann kaputt war.

Kannst du dich an dein erstes Rennen erinnern?

Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob das in Tauperlitz oder Höchstedt war. Ich war damals ungefähr sechs, weil man davor keine Rennen fahren durfte. Ich habe auf jeden Fall einen Start gemacht und bin hinten runtergefallen. Damals hatte ich noch keine Holeshot-Technik.

Wie ging es für dich weiter?

Die 50er und 65er bin ich bei der Nordbayern oder Thüringer Meisterschaft gefahren. Mit der 85er bin ich dann mehrere Europameisterschaftsläufe und den ADAC Junior Cup gefahren. Ich war damals zwar ganz gut, aber mehr auch nicht. Ich war kein Überflieger, der alles gewinnen konnte. 2019 bin ich die EMX125 gefahren, aber da war ich am Anfang nicht so gut. Das wurde dann am Ende besser.

…mit deinem Erfolg in Lommel?

Genau. In Lommel habe ich gewonnen, das war mein erster größerer Sieg.

Im Jahr darauf bist du auf die 250er gewechselt und direkt ins Werksteam zu Diga Procross GASGAS gekommen.

Ja, daran habe ich auch erst gar nicht geglaubt. Ich war zwar ganz gut, aber so ein Werksteam war dann doch was Krasses. Das war dort eine gute Erfahrung, auch wenn es im ersten Jahr nicht ganz so gut lief, weil ich mir in Faenza eine Knieverletzung zugezogen hatte.

2021 kam es in der KTM-Gruppe zur Umstrukturierung und das DeCarli-KTM-Team wurde zum offiziellen Red-Bull-GASGAS-Werksteam – mit dir als MX2-Pilot.

Darüber war ich richtig happy! Das ist noch mal eine ganz andere Stufe mit diesem Team. Als ich im Dezember zu Claudio DeCarli gekommen bin, hatten wir erst mal viele Fotoshootings und Trainings abseits des Bikes. Zu Weihnachten war ich kurz daheim, aber zu Silvester war ich schon wieder in Rom.

Es war alles neu für mich. Ich bin nach Italien gezogen und konnte mit 17 noch kein Auto fahren. Beim Vorbereitungsrennen auf Sardinien hat mir sogar mein Teamkollege Mattia Guadagnini den Camper hingefahren. Erst als meine Freundin Malin angekommen ist, konnten wir das Auto wieder vom Fleck bewegen.

Da Tony Cairoli noch sehr mit seinem alten Team verbunden ist, haben viele Leute gehofft, dass er auch eine Trainerrolle bei dir einnimmt.

Da habe ich mit Tony nicht viel zu tun. Das Training haben immer Claudio und Davide DeCarli gemacht. Eher waren wir zusammen essen oder haben mal ein bisschen gesprochen. Es klingt für mich immer noch komisch, wenn man sagt, dass man mal eben mit Tony essen war. Er ist eine ganz normale Person. Wäre er irgendwann mal überheblich geworden oder hätte sich verändert, dann wäre er nie neunmaliger Weltmeister geworden.

Wann hast du realisiert, dass du MX-Profi werden könntest?

Ab dem Moment, als ich die Schule nach der neunten Klasse abgebrochen und alles auf Motocross gesetzt habe. Damals hatte ich schon meinen Werksvertrag mit Diga GASGAS. Mittlerweise weiß ich aber auch, dass man schon sehr sehr gut sein muss, um vom Motocross leben zu können. Das Problem ist, dass man so hohe Reisekosten hat und dadurch extrem viel mehr Geld braucht als jemand, der normal arbeitet.

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