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Garda GP: Seewer gewinnt, Febvre bleibt WM-Leader

Von Thoralf Abgarjan
Jeremy Seewer gewann den Grand-Prix Of Garda

Jeremy Seewer gewann den Grand-Prix Of Garda

Mit einem 1-2-Ergebnis gewann Yamaha-Werksfahrer Jeremy Seewer den Grand-Prix Of Garda vor Tim Gajser (Honda) und Romain Febvre (Kawasaki). Febvre führt die WM mit einem Punkt Vorsprung vor Gajser und Herlings an.

Drama, Drama, Drama... so ließe sich der 16. Lauf der Motocross-WM am besten zusammenfassen, denn die Lage an der Tabellenspitze der MXGP spitzt sich weiter zu. Die Top-3 trennen weiterhin nur 3 Punkte, doch die Reihenfolge ist vor den letzten beiden WM-Rennen wieder ordentlich durcheinandergewürfelt.

Red Bull KTM Werksfahrer Jorge Prado gewann den 'holeshot' zum zweiten Lauf, doch bereits in der ersten Runde setzte sich Titelverteidiger Tim Gajser (Honda) an die Spitze des Feldes. Der Slowene konnte sich damit aus weiteren Rangeleien fernhalten und sein eigenes Rennen fahren. Gajser gewann den zweiten Lauf am Ende ungefährdet mit 5,9 Sekunden Vorsprung vor dem Laufsieger von Moto-1, Jeremy Seewer (Yamaha). Die Dramen spielten sich hinter ihm ab.

Jeffrey Herlings (KTM) benötigte nach mäßigem Start zwei Runden, um sich auf Platz 2 vorzukämpfen. Der Niederländer wollte umgehend die Lücke zu Gajser schließen, verlor bei der Landung in der Rhythmussektion nach dem Zielsprung die Haftung und flog per 'highsider' ab. Das war aber erst der Anfang einer Serie vor zwei heftigen Abflügen, die dem WM-Führenden in diesem Rennen widerfahren sollten. Da das Feld in Runde 4 noch sehr eng beieinander war, fiel Herlings wegen dieses Sturzes rasch auf P7 zurück. 'The Bullet' konnte sich aber schnell von dem Fehler erholen und schnappte sich in den folgenden Runden einen Gegner nach dem anderen, um 3 Runden später bereits wieder hinter Febvre auf Rang 5 zu rangieren. Febvre und Herlings gingen an Prado vorbei, der diesmal seinen Teamkollegen weniger Gegenwehr als im ersten Lauf leistete.

In Runde 12 passierte das folgenschwerste Drama für Herlings. Er wusste, dass es in den Duellen gegen Febvre und Gajser um nichts weniger als die WM-Titelentscheidung geht. Deshalb wollte er die Lücke zu Febvre schließen, nahm den Zielsprung zu schnell und sprang viel zu weit ins Flache, wo er in einer Bodenwelle landete, die ihn direkt mit einem 'rebound' aus dem Sattel katapultierte. Dieser Crash war so heftig, dass er danach von der Rolle zu sein schien. Er konnte das Rennen auf Platz 10 wieder aufnehmen und brauchte ein paar Runden, um seinen Rhythmus wiederzufinden. Als er nach mehreren gescheiterten Angriffen auf Febvres Teamkollegen Mathys Boisramé wieder in Schwung kam, konnte er nacheinander Benoit Paturel, Ben Watson und Glenn Coldenhoff überholen. Zwei Runden vor Ultimo befanden sich Prado und Cairoli vor ihm auf den Plätzen 5 und 4. Diesmal leistete Prado geringeren Widerstand und ließ seinen KTM-Teamkollegen ohne große Gegenwehr passieren.

Auf Platz 5 wäre für Herlings unter normalen Umständen Schluss gewesen. Um Antonio Cairoli noch von Rang 4 verdrängen zu können, wäre Herlings am Ende des Rennens die Zeit ausgegangen. Der Sizilianer tat aber das einzig Richtige, und ließ seinen Teamkollegen Herlings kurz vor dem Zieleinlauf passieren. Damit sorgte Cairoli dafür, dass sein Teamkollege Herlings, der in dieser Saison so viel Pech hatte, weiterhin im WM-Titelkampf bleibt. Dafür gab Cairoli nicht nur seinen eigenen vierten Platz her, sondern sogar seine eigene Platzierung in der WM-Tabelle, denn er fiel dadurch von P5 auf P6 zurück.

Herlings bedankte sich schon beim Zielsprung bei Cairoli, aber insgesamt war 'The Bullet' natürlich von dem Rennverlauf enttäuscht. Dennoch: Angesichts der Dramen, die sich in beiden Rennen abgespielt haben, ist das Ergebnis am Ende für Herlings weit mehr als nur Schadensbegrenzung. Er liegt vor den letzten beiden WM-Läufen nur 3 Punkte hinter Febvre und zwei Punkte hinter Gajser zurück. Da die letzten beiden Rennen im Sand von Mantova stattfinden werden, bleibt der Ausgang der Weltmeisterschaft weiterhin völlig offen.

Im Schatten der Ereignisse an der WM-Tabellenspitze stürmte Jeremy Seewer zu seinem ersten Grand-Prix-Sieg in diesem Jahr. Er beging auch im zweiten Lauf einen Fehler, der ihm aber auch diesmal nur wenig Zeit kostete. «Ich freue mich so sehr nach all den gesundheitlichen Problemen, die ich in diesem Jahr gehabt habe», erklärte der Schweizer. Seewer hatte in der ersten Saisonhälfte mit den Problemen des Long-Covid-Syndroms zu kämpfen. Seewer verbesserte sich mit seinem Sieg in Pietramurata in der WM-Tabelle auf Rang 5.

Henry Jacobi (Honda) rangierte im zweiten Lauf auf P18, schied aber nach einem heftigen Abflug bei der Landung zu einem Bergabsprung aus. Verletzt schien sich der Thüringer aber zum Glück nicht zu haben. Tom Koch (Kosak KTM) erreichte knapp die Punkteränge.

Die WM bleibt also weiterhin spannend. In einer Woche geht es in Mantova (Italien) mit den beiden letzten und entscheidenden Grands-Prix des Jahres weiter.

Ergebnis Grand-Prix Of Garda:

1. Jeremy Seewer (CH), Yamaha, 1-2
2. Tim Gajser (SLO), Honda, 4-1
3. Romain Febvre (F), Kawasaki, 2-3
4. Jeffrey Herlings (NL), KTM, 3-4
5. Antonio Cairoli (I), KTM, 5-5
6. Jorge Prado (E), KTM, 7-6
7. Glenn Coldenhoff (NL), Yamaha, 6-8
8. Ben Watson (GB), Yamaha, 10-7
9. Dylan Wright (CAN), Honda, 9-10
10. Alessandro Lupino (I), KTM, 8-13
11. Thomas Kjer Olsen (DK), Husqvarna, 12-12
12. Jeremy van Horebeek (B), Beta, 11-14
13. Benoit Paturel (F), Honda, 31-9
14. Shaun Simpson (GB), KTM, 14-16
15. Valentin Guillod (CH), Yamaha, 13-18
16. Mathys Boisramé (F), Kawasaki, 24-11
17. Brent van Doninck (B), Yamaha, 17-15
18. Lorenzo Locurcio (VEN), KTM, 15-17
19. Henry Jacobi (D), Honda, 16-28 (DNF)
20. Tom Koch (D), KTM, 19-20
...
DNS: Brian Bogers (NL), GASGAS
DNS: Pauls Jonass (LAT), GASGAS
DNS: Arnaud Tonus (CH), Yamaha
DNS: Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha
DNS: Arminas Jasikonis (LTU), Husqvarna

WM-Stand nach WM-Runde 16 von 18:

1. Romain Febvre (F), Kawasaki, 614
2. Tim Gajser (SLO), Honda, 613, (-1)
3. Jeffrey Herlings (NL), KTM, 611, (-3)
4. Jorge Prado (E), KTM, 502, (-112)
5. Jeremy Seewer (CH), Yamaha, 498, (-116)
6. Antonio Cairoli (I), KTM, 496, (-118)
7. Glenn Coldenhoff (NL), Yamaha, 397, (-217)
8. Pauls Jonass (LAT), GASGAS, 391, (-223)
9. Alessandro Lupino (I), KTM, 287, (-327)
10. Thomas Kjer Olsen (DK), Husqvarna, 284, (-330)
...
15. Henry Jacobi (D), Honda, 172, (-442)
...
17. Arnaud Tonus (CH), Yamaha, 119, (-495)
...
23. Tom Koch (D), KTM, 68, (-546)

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