Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Wie Antti Pyrhönen Motocross entdeckte

Von Thoralf Abgarjan
Antti Pyrhönen

Antti Pyrhönen

Wenn am 14. August der Finnland-Grand-Prix über die Bühne geht, ist das für KRT-Team-Manager Antti Pyrhönen ein ganz besonderes Ereignis. Pyrhönen erinnert sich, wie er zum Motocross kam.

Die WM gastiert in diesem Jahr wieder in Skandinavien. Die nächsten Rennen stehen in Schweden (Uddevalla) und Finnland (Hyvinkää) an. Für KRT-Team-Manager Antti Pyrhönen ist besonders der Finnland-GP am 14. August in Hyvinkää, knapp 60 km nördlich von Helsinki, ein ganz besonderes Ereignis.

Seit zehn Jahren ist Antti Pyrhönen MXGP-Teammanager. Am 23. August 2009 gewann er im finnischen Vantaa, am Rande von Helsinki, seinen Heim-Grand-Prix. Am Ende der Saison wurde er hinter Pierre-Alexandre Renet und Alex Salvini Dritter der MX3-WM. Motocross hat für Pyrhönen seit der Kindheit eine bedeutende Rolle gespielt. Antti Pyrhönen lebt übrigens in der finnischen Stadt Hyvinkää.

«Ich erinnere mich genau, wie ich Motocross entdeckt habe. Ich war gerade sechs Jahre alt. In Hyvinkää fand ein Motocross-Grand-Prix statt und schon vor dem Rennen ging ich mit meinem Vater dorthin, um den Fahrern beim Training zuzuschauen. Wir standen ganz nah am Startgatter und ich war so beeindruckt, dass ich mich sofort in den Sport verliebt habe. Es war das erste Mal, dass ich Motocross gesehen habe und seitdem dreht sich alles um Motocross», erinnert sich Antti.

«Meine Gedanken drehten sich von diesem Moment an ausschließlich um Motocross. Jeden Tag fragte ich meinen Vater, wann wir wieder zur Strecke gehen könnten. Im selben Jahr gab es dann noch ein weiteres nationales Rennen und wieder war ich fasziniert von dem Sound, der Geschwindigkeit, den Sprüngen und den Motorrädern. Für ein kleines Kind wie mich war das eine prägende Erfahrung.»

Die Winter in Finnland sind ja bekanntlich ziemlich lang. Das sind nicht die besten Bedingungen für Outdoor-Sport, aber Antti war das egal. Er hatte nur eines im Sinn. «Der Winter kam und ich bettelte meinen Vater an, dass ich ein Bike bekomme. Zu Weihnachten bekam ich dann mein erstes gebrauchtes Motorrad und ich konnte danach den Frühling kaum erwarten, um endlich in sandigem Gelände zu fahren. Jeden Tag bat ich meinen Vater darum, Zeit auf dem Bike verbringen zu können und wartete jeden Abend darauf, dass er endlich von der Arbeit nach Hause kam.»

«In Finnland konnte man damals ab 12 Jahren mit 80er Maschinen Rennen fahren. 1990 habe ich dann mein erstes Rennen bestritten. Mein Vater war immer sehr beschäftigt, also habe ich den ganzen Papierkram der Anmeldeformulare selber machen müssen. Mein erstes Rennen war in Kouvola. Ich bin mit großen Hoffnungen dorthin gefahren und habe erwartet, das Rennen zu gewinnen. Doch leider gab es dort einige Jungs, die viel mehr Erfahrung als ich mitbrachten, die mich dann auch um eine ganze Runde geschlagen haben. Ich war sehr enttäuscht, denn ich konnte nicht verstehen, dass ich nicht schnell genug war. Aber das war natürlich normal, da ich keinerlei Rennerfahrung hatte. So fing es mit der Rennfahrerei an.»

«Vom ersten Rennen bis zur WM war es dann ein sehr langer Weg, zumal meine Familie keine Ahnung von Motocross hatte. Natürlich haben sie mich unterstützt, aber wir mussten alles selbst erlernen. Trotzdem ging es ziemlich schnell. 1990 fuhr ich mein erstes Rennen und bereits 1995 bestritt ich im finnischen Ruskeasanta meinen ersten Grand-Prix. Ich habe hart für meinen Sport gearbeitet und im Jahr 2000, als ich den 125-ccm-Europameistertitel gewann, hatte ich meinen ersten Profivertrag in der Tasche.»
Von 2001 bis 2012 fuhr Pyrhönen in der WM. Antti ist in seiner Karriere für Privatteams, Werksteams und in den letzten Saisons mit seinem eigenen Team gestartet.

«Es war für mich sehr hilfreich, von klein auf gut organisiert zu sein», meint der Finne. «Besonders wenn man in Finnland lebt, muss man alle Tickets organisieren, Fähren buchen und so weiter, nur um zu den Rennen zu kommen. Auch finanziell war es nicht einfach, da Finnland Anfang der 1990er Jahre eine schwere Zeit hatte und es für uns sehr teuer war, in Europa zu trainieren und Rennen zu bestreiten. Es mussten Sponsoren gefunden werden und auch hier habe ich viel gelernt. Während ich Rennen fuhr, hatte ich meine eigene Firma zu Hause in Finnland und betrieb Fitnesscenter. Ich führte dieses Geschäft und lernte Unternehmensführung und -verwaltung. Damit fühlte ich mich bereit für die Rolle eines Teammanagers. Aber auch heute noch lernen wir Tag für Tag dazu.»

«Es ist wirklich schön, dass Finnland wieder einen WM-Lauf organisieren kann, besonders in Hyvinkää. Für uns als Team macht es aus professioneller Sicht keinen Unterschied, da wir ein Werksteam sind, das auf der ganzen Welt unterwegs ist. Aber immerhin werde ich meine Familie zum zweiten Mal seit Weihnachten sehen können», erklärte Pyrhönen mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Als letzter finnischer Grand-Prix-Sieger würde er sich natürlich auch über finnischen Motocross-Nachwuchs freuen. «Wir haben einige berühmte Fahrer im Rallye- und Formel-1-Rennsport und hatten in der Vergangenheit auch sehr starke Motocross-Fahrer. Es ist schwer zu erklären, warum wir im Moment keine guten Fahrer haben, die über das europäische Niveau hinaus Erfolg haben. Natürlich wünsche ich mir, dass wir in Zukunft einige finnische Fahrer in der MXGP-Klasse erleben können.»

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