KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Tim Gajser: «Diese Verletzung war viel brutaler»

Von Adam Wheeler
Tim Gajser (26)

Tim Gajser (26)

Einer der besten Fahrer der modernen MXGP-Ära findet sich 2023 nach einer langen Verletzungspause in einer ganz ungewohnten Situation wieder. Im Interview gewährt Honda-Star Tim Gajser Einblicke.

Als sich Tim Gajser im Februar bei einem Vorbereitungsrennen in Arco den rechten Oberschenkel brach, geriet die Routine und der Lebensinhalt des fünffachen Weltmeisters aus den Fugen. Der 26-jährige Slowene hat Erfahrung mit Verletzungen und den damit verbundenen Zwangspausen, aber dieses Mal dauerte es länger als erwartet.

Erst Mitte Juli kehrte der Honda-Werksfahrer in Loket in die Weltmeisterschaft zurück, am vergangenen Sonntag zeigte er in Arnheim mit zwei fünften Plätzen die bisher beste Leistung seit seinem Comeback.

Beim Treffen mit SPEEDWEEK.com bei seinem Motorhome machte Gajser einen fitten und entspannten Eindruck, aber die Fassade der Unbesiegbarkeit und Selbstsicherheit wirkt etwas weicher als in den vergangenen Jahren.

Der letztjährige Champion spricht überraschend offen über seine aktuelle Verfassung und gewährt einen seltenen Einblick in die Psyche eines Top-Athleten, der sich nach einer Verletzung, die seine Karriere hätte gefährden können, langsam wieder an sein gewohntes Terrain herantastet.

Tim, wie geht es dir?

Es geht…langsam. (Er lächelt.) Körperlich bin ich okay, aber mental bin ich noch nicht dort, wo ich sein sollte. Ich muss das Vertrauen wieder aufbauen. Ich muss mir selbst wieder zeigen, was ich leisten kann. Ich weiß, dass ich schnell sein kann, aber ich muss das auch mit Ergebnissen belegen.

Ich habe keine Probleme mehr mit dem Bein, nur manchmal spüre ich es noch. Wenn ich beide Beine vergleiche, dann sind sie noch nicht auf demselben Level, aber Schritt für Schritt wird es wieder. Es war eine komplizierte Verletzung und ich war ziemlich lange weg vom Motorrad und den Rennen.

Ich wusste, dass ich bei meinem Comeback nicht gleich an der Spitze oder um das Podium kämpfen würde, aber ich habe auch keinen großen Druck. Wir behandeln diese Saison fast wie eine Trainingsphase, ich teste auch an den Rennwochenenden. Das ist neu für mich, weil ich immer um die WM gekämpft habe und man in der Position mit diesen Dingen kein Risiko eingehen will. Es ist also eine Saison, wie ich sie noch nie erlebt habe.

Was bedeutet dieser angesprochene Mangel an Vertrauen? Wirkt es sich darauf aus, wie du die Strecke oder einen Gegner attackierst?

Dieses Vertrauen ist schwierig zu beschreiben. Es ist einfach dieses kleine «Extra», das du brauchst, um an der Spitze zu sein und Rennen zu gewinnen. Ich würde sagen, es geht einfach darum, an sich selbst zu glauben. Daran zu glauben, dass du gewinnen kannst. Dass du dich selbst als Sieger sehen kannst, noch bevor du es tust.

Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber du gehst dann in gewisse Rennen und weißt einfach, dass du gewinnen wirst. So ist es. Du hast es im Gefühl… Mein Leben ist gut, alles ist gut. Es fühlt sich merkwürdig an, darüber zu sprechen… Aber es ist einfach das Gefühl, dass jedes Wochenende «dein Tag» sein wird.

Du bist jetzt älter und erfahrener, aber kannst du die Situation mit 2018 vergleichen, als du auch in der Vorsaison eine Verletzung erlitten hast, einen Kieferbruch und eine Gehirnerschütterung, und dann eine Weile gebraucht hast, dieses Vertrauen wieder zu finden?

Tja, es sind zwei unterschiedliche Verletzungen. Die Verletzung damals war auch sehr angsteinflößend, aber ich musste keine so lange Pause einlegen. Es waren nur ein paar Wochen, ich habe den ersten Grand Prix verpasst und bin dann wieder eingestiegen.

Diese Verletzung jetzt war viel brutaler. Zu Beginn hatte ich nicht erwartet, dass es so schwierig sein würde. Ich dachte, dass ich in rund zwei Monaten wieder auf dem Motorrad sitzen und in drei wieder Rennen fahren würde. Es ist aber nicht alles nach Plan gelaufen, der Knochen ist nicht so verheilt, wie wir es erwartet hatten. Es hat länger gedauert. Ich bin vier Monate lang kein Motorrad gefahren und fünf Monate nach dem Crash erst wieder Rennen gefahren.

Ich wusste am Anfang nicht wirklich, wie ernsthaft die Verletzung war… Der Oberschenkelknochen ist aber der größte Knochen unseres Körpers und im Motocross sind deine Beine wie eine zweite Federung, du musst viel damit arbeiten. Es war nicht einfach zurückzukommen und den Muskel wieder aufzubauen.

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