Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Pedercini mit Jordi Torres: «Keine Ausreden mehr»

Von Ivo Schützbach
Mit Anthony West und Leon Haslam eroberte Pedercini Kawasaki in der Superbike-WM fünfte Plätze als beste Einzelresultate. Mit Jordi Torres will sich das italienische Team dauerhaft in den Top-10 etablieren.

Die Motorräder der Kawasaki-Kundenteams Pedercini und Orelac unterscheiden sich nur minimal von den Werksrennern von Jonathan Rea und Leon Haslam. Sie haben die gleichen Bremsen, Federelemente, Schwinge und Elektronik. Mit einer Einschränkung. «Das Werksteam hat deutlich mehr Elektronikkanäle zur Verfügung», erklärte Teamchef Lucio Pedercini. «Sagen wir, es gibt 100 Kanäle, dann sind für uns nur 20 freigeschaltet. Für dieses Jahr bekommen wir eventuell mehr.»

Kawasaki rechtfertigt diesen Schritt damit, dass die Elektroniker der Kundenteams sonst überfordert wären – selten leisten sich die kleinen Teams das beste Personal.

Die Motoren von Pedercini werden seit Jahren von Tuner Akira vorbereitet, der sich auch um die Wartung der Werksmotoren kümmert. Diese werden allerdings von Kawasaki Japan entwickelt und vorbereitet.

Bei derartigem Material gibt es also keine Ausreden mehr, hakte SPEEDWEEK.com bei Pedercini nach. «Nein, keine Ausreden», stimmte der Ex-Rennfahrer zu. «Mit diesem Motorrad und Jordi sind wir so gut aufgestellt wie noch nie.»

Mit dem schnellen Spanier einigte sich Pedercini erst Anfang Dezember, nachdem die Verträge mit Yonny Hernandez und Gabriele Ruiu geplatzt waren.

Torres wurde nach dem SBK-Meeting in Magny-Cours von MV Agusta mit der Begründung vor die Tür gesetzt, dass er sich so auf seine Aufgabe als Ersatz für den verletzten Tito Rabat in der MotoGP-WM kümmern kann. Ein Job für die Saison 2019 ergab sich für den Spanier daraus aber nicht.

Nach dem Roll-out in Almeria Ende Dezember sitzt Torres diese Woche in Jerez erst zum zweiten Mal auf der dunkelblau-weiß lackierten ZX-10RR des Pedercini-Teams. Den ersten Testtag beendete er mit 1,5 sec Rückstand auf den Schnellsten Alex Lowes (Pata Yamaha) auf Platz 9 – und war damit gleich schnell wie Ducati-Werksfahrer Alvaro Bautista.

Das Team hofft, sich mit Torres dauerhaft in den Top-10 etablieren zu können. In der Vergangenheit bekam man mehrfach den Eindruck, dass es den rührigen Italienern vor allem an einem schnellen Piloten mangelt. In der Superbike-WM 2017 preschte Dauer-Ersatzpilot Anthony West im Regen von Sepang auf Platz 5. Im zweiten Rennen in Katar gelang Leon Haslam das gleiche Kunststück im Trockenen.

«Das Motorrad lässt sich einfach fahren, vermittelt viel Vertrauen und ich kann damit stark in die Kurven hineinbremsen», lobte Torres. «Das Motorrad hat mehr Potenzial, als ich im Moment nutzen kann. Schritt für Schritt bekomme ich zusätzliches Vertrauen und kann mehr pushen. Wir arbeiten ohne Druck und spulen möglichst viele Runden ab.»

In der Superbike-WM fuhr Torres in den letzten Jahren MV Agusta, BMW und Aprilia. «Der größte Unterschied der Kawasaki ist, dass man sich mit der Front sehr wohl fühlt und man entsprechend attackieren kann», erklärte der 31-Jährige. «Alles was ich tun will, kann ich mit diesem Bike tun. Jetzt muss ich nur noch verstehen, was genau das Motorrad in welcher Kurve braucht und muss meinen Fahrstil entsprechend anpassen. Noch habe ich eine große Sicherheitsmarge mit dem Vorderreifen, mit ihm muss ich näher ans Limit gehen. Und am Kurvenausgang muss ich das Motorrad früher aufrichten, damit ich wie eine Rakete abgehe.»

Zeiten Jerez-Test, Mittwoch, 23. Januar 2019:

1 Alex Lowes (GB), Yamaha, 1:40,442 min
2 Jonathan Rea (GB), Kawasaki, 1:40,450
3 Tom Sykes (GB), BMW, 1:40,8
4 Leon Haslam (GB), Kawasaki, 1:40,877
5 Toprak Razgatlioglu (TR), Kawasaki, 1:41,001
6 Michael van der Mark (NL), Yamaha, 1:41,047
7 Marco Melandri (I), Yamaha, 1:41,119
8 Sandro Cortese (D), Yamaha, 1:41,203
9 Chaz Davies (GB), Ducati, 1:41,375
10 Alvaro Bautista (E), Ducati, 1:41,857
11 Jordi Torres (E), Kawasaki, 1:41,973
12 Markus Reiterberger (D), BMW, 1:42,4
13 Leandro Mercado (RA), Kawasaki, 1:42,886
14 Eugene Laverty (IRL), Ducati, 1:43,376
15 Michael Ruben Rinaldi (I), Ducati, 1:43,973
16 Alessandro Delbianco (I), Honda, 1:45,437

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