Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Sensation: Superbike-Asse künftig in der Endurance-WM

Von Günther Wiesinger
Superbike-WM in Katar 2019: Rea und Bautista sind an Flutlicht gewöhnt

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Weil weder die Superbike- noch die Endurance-WM florieren, wird eine neue Superbike Production-WM geplant. Die SBK-Stars würden zur Teilnahme verpflichtet, die Bikes sollen identisch sein, Termine vorrangig im Winter.

Seit 2012 ist Dorna Sports Besitzer der kommerziellen Rechte für die Superbike- und Supersport-WM. Die Rechte für die drei MotoGP-Klassen hat die Dorna bereits für 1992 beim Weltverband FIM eingekauft. Die spanische Agentur kann langfristig planen, denn der Superbike-Vertrag erstreckt sich bis zum Ende der Saison 2036, der MotoGP-Deal beinhaltet sogar die Saison 2041. Die FIM wird dafür jährlich mit 8 bis 10 Millionen US-Dollar entschädigt.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Dorna finanziell von der Übernahme der SBK mehr versprochen hat. Ein Profit wird kaum erwirtschaftet, denn die Zuschauerzahlen sind überschaubar, die TV-Rechte sind nicht so einträglich wie erwartet, die Gebühren der Veranstalter sind gesunken, denn das Interesse der Promoter lässt zu wünschen übrig. Und die Startfelder sind ausgedünnt, die Betriebskosten für die Teams sind zu hoch.

Etliche Übersee-Rennen wie Sepang, Buriram, Laguna Seca wurden gestrichen. Es gibt seit Jahren kein Rennen in Japan, Moskau und Istanbul fielen weg. 2020 finden nur noch drei Übersee-Events statt: auf Phillip Island, in Doha und in San Juan in Argentinien.

Bei den technischen Vorschriften muss vermehrt auf Kostenreduktion geachtet werden, die Privatteams können nicht mithalten. MV Agusta und Aprilia sind werksseitig ausgestiegen. Ducati Corse hat mit der V4-Panigale neue Maßstäbe gesetzt, die Konkurrenten bezeichnen diese Rennmaschine als verkappten MotoGP-Racer.

Auch in der Supersport-WM wird über ein neues Technik-Reglement diskutiert, weil die 600-ccm-Klasse im Markt keine Rolle mehr spielt. Aprilia hat eine 660er-Maschine gebaut, KTM einen 790-ccm-Twin, BMW eine 800er-Zweizylinder, Triumph verfügt über einen Dreizylinder 765-ccm-Motor, MV Agusta setzt ebenfalls einen Dreizylinder ein.

Deshalb wird von der Superbike Commission über eine Handicap-Formel nachgedacht wie in der 300-ccm-SSP-Klasse, aber es ist schwierig, alle Konzepte technisch unter einen Hut zu bringen und den Werken mit unterschiedlichen Hubräumen und Zylinderanzahlen gleiche Chancen einzuräumen.

Da Yamaha in den letzten Jahren mit der R6-600-ccm-Vierzylinder oft die ersten fünf Plätze belegte und alle Supersport-WM-Titel (2017 mit Mahias, 2018 mit Cortese, 2019 mit Krummenacher) gewann, brachte Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta im Frühjahr sogar die Idee von Einheits-Motorrädern ins Spiel, um die Hersteller wachzurütteln. Dieser Plan ist inzwischen vom Tisch.

Aber jetzt wird bei den Funktionären der Dorna und FIM eine revolutionäre Idee diskutiert. In den letzten Wochen hat sich herauskristallisiert, dass über eine neue globale Meisterschaft mit dem Arbeitstitel «Superbike Production» nachgedacht wird.

Zu dieser Meisterschaft sollen fünf ausgewählt Superbike-WM-Events zählen plus die fünf Events der Endurance World Championship EWC, die sich jetzt saisonübergreifend 2019/2020 vom 24h-Rennen Bol d’Or in Le Castellet über Sepang 8h (14. Dezember), Le Mans 24h, Oschersleben 8h und Suzuka 8h erstreckt.

Den SBK- und EWC-Machern schwebt vor, diese Serie mit weitgehend identischen Motorrädern zu fahren, was keine leichte Aufgabe wird, weil die EWC-Versionen wegen der langen Renndistanzen normalerweise gedrosselte Triebwerke haben, außerdem ist bei den Langstrecken-Rennen eine Lichtanlage Pflicht.

Die Überlegungen sind schon weit gediehen, die neue Rennserie soll bereits 2020/2021 Wirklichkeit werden.

Der Laufsieger soll 25 WM-Punkte für die «Superbike Production»-Fahrer-WM erhalten. Die Superbike-WM-Fahrer sollen zur EWC-Teilnahme verpflichtet werden. Bisher nahmen sie nur an auserwählten EWC-Rennen teil – vorrangiges Beispiel ist Suzuka. Michael van der Mark war zuletzt auch beim Sepang-8h-Rennen im Einsatz.

Neben der Fahrer-WM soll es weiter auch eine Team-Weltmeisterschaft geben für jene Mannschaften, die nur die Langstrecken-WM bestreiten.

Wenn sich diese Pläne verwirklichen lassen, wird die Supersport-Klasse an Bedeutung verlieren. Sie könnten dann aber weiter bei einzelnen SBK-Meetings und zum Beispiel bei den 8h-EWC-Events als Rahmenrennen durchgeführt werden. Bei den 24h-Events haben sie keinen Platz im Programm.

Für das neue Projekt und die kombinierte «Superbike Production World Championship» soll ein neues Joint Venture zwischen Liberty Media und der Dorna geschlossen werden.

Liberty Media hat im September 2018 die Formula One Group für die exorbitante Summe von 4,4 Milliarden US-Dollar erworben. Bernie Ecclestone blieb dann nur noch bis Januar 2017 als Geschäftsführer tätig.

Zum Unternehmen Liberty Media gehören auch die TV-Sender Discovery Channel und Eurosport. Der europäische Sportkanal tritt seit Jahren als Promoter der EWC auf und will im neuen Joint Venture Anteile behalten. Dorna bringt als Rechte-Inhaber seit 1982 immenses Know-how mit und strebt deshalb die Mehrheit an.

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta und Chase Carey, der neue Formel-1-Zampano von Liberty-Media, arbeiten seit mehr als drei Jahren gut zusammen, sie müssen sich jedes Jahr bei der Erstellung der Kalender für MotoGP und Formel 1 absprechen. Dorna, Liberty Media und Eurosport würden dann die Verträge mit den Promotern gemeinsam machen, auch die Einnahmen aus den TV-Verträgen würden dann entsprechend den Firmenanteilen geteilt.

Die Anzahl der alleinigen Superbike-WM-Events (2020 finden 13 Meetings statt) könnte notfalls reduziert werden.

Die Endurance-WM könnte dann überwiegend in den Herbst und Winter verlegt werden. Sie würde mit dem Suzuka Eight Hour Race Ende Juli beginnen; danach könnten Oschersleben und das Bol d’Or folgen, im Dezember Sepang, dann ein weiterer Event bis März, eventuell in Katar – oder in einem ähnlich warmen Gefilde.

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