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Markus Reiterberger: «BMW hat mit mir gelitten»

Von Ivo Schützbach
Zweimal bekam Markus Reiterberger von BMW eine Chance in der Superbike-WM, doch 2020 wird er in der Asia-Serie starten. Im exklusiven Interview blickt der 25-Jährige auf seine WM-Jahre zurück – Teil 1.

Nach zwei Titeln in der IDM Superbike, beförderte BMW Markus Reiterberger 2016 in die Superbike-WM.

Im Althea-Team von Genesio Bevilacqua vermisste der Obinger aber die nötige Nestwärme. Nach der Saison 2016 wünschte sich Reiti deshalb die Umstellung seiner Crew und mehr vertraute Leute um sich. Bevilacqua machte seinem Piloten klar, dass er das Personal auswählt, 2017 hatte der Bayer nur noch Italiener um sich.

In seinen ersten 15 Superbike-WM-Läufen als Fixstarter bei Althea BMW eroberte Markus Reiterberger 2016 sechs Top-10-Plätze. In Buriram brillierte er als Fünfter, in Sepang wäre es ohne Elektronikprobleme Rang 4 geworden. Im ersten Rennen in Misano wurde der Bayer Sechster, dann geschah der schlimme Sturz, bei dem er sich mehrere Rückenwirbel brach und anschließend für Monate ausfiel.

Weil Jordi Torres deutlich erfolgreicher war, versteifte sich das Team schnell auf den Spanier. Es wurde auch wenig unternommen, um Reiterberger aus der Misere zu befreien. Das Credo bei Althea: «Das Team macht das Set-up, nicht der Fahrer.» Nur funktionierte das für den heute 25-Jährigen selten. Statt auf ihn einzugehen, sagte ihm das Team, er müsse sich anpassen.

Nach dem Europa-Auftakt 2017 in Aragon zog Reiti die Reißleine, trennte sich von dem Team und kehrte in die IDM zurück, in welcher er anschließend seinen dritten Titel einfuhr. 2018 gewann er mit BMW die Superstock-1000-EM, 2019 fuhr der passionierte Speedway-Pilot als BMW-Werksfahrer neben Ex-Weltmeister Tom Sykes erneut in der Superbike-WM.

Nach der Saison 2019 ersetzte BMW den WM-14. Reiterberger durch den Nordiren Eugene Laverty, der Deutsche startet nächstes Jahr in der Asia Road Racing Championship.

Im ersten Teil des großen Interviews von SPEEDWEEK.com lässt Reiterberger seine Zeit mit Althea Revue passieren.

Markus, mit vier Jahren Abstand zu deinem ersten WM-Jahr: Was hättest du damals anders machen müssen oder können, damit es besser läuft?

2016 war ein ganz schwieriges Jahr, wir haben damals einiges zu ändern versucht. Heute würde ich versuchen, die gleichen Dinge zu ändern. Aber ändern können war schwierig bis aussichtslos. Wir konnten uns einbringen und manche Sachen beeinflussen, aber letztlich ging es nicht anders – wir haben es probiert. Deswegen stieg ich 2017 vorzeitig aus.

Hätten sich Fehler vermeiden lassen?

Schwierig zu sagen. Ich war froh, dass ich überhaupt in der WM fahren konnte. Ich war glücklich, in einem ehemaligen Weltmeister-Team untergekommen zu sein und habe mich darauf verlassen, dass ich die besten Voraussetzungen vorfinde. Bis man merkt was los ist, dauert seine Zeit. Mit der heutigen Erfahrung hätte ich einiges vielleicht früher gemerkt und anpassen oder ändern können.

Viele Fans wundern sich, wie wenig die Fahrer in den Teams mitzureden haben. Das ist bei den Stars aber anders als bei dir 2016 als Rookie, oder?

Auf alle Fälle. Man muss durch die harte Schule und erst mal etwas erreichen, damit man etwas wert ist und eine gewisse Rangordnung im Team oder im SBK-Fahrerlager hat. Das hat man als Rookie natürlich nicht, deshalb ist es schwierig, dass man sich durchsetzt. Wenn man gute Ergebnisse hat, dann ändert sich das aber auch schnell.

Letztlich geht es darum, dass man gemeinsam schneller wird. Wieso hörte das Team nicht auf dich?

Das Zusammenspiel muss passen. Der Fahrer muss hauptsächlich mit dem Crew-Chief und dem Fahrwerksmann zusammenarbeiten und eine Strategie austüfteln. Man muss die Entscheidungen miteinander treffen. 2016 war es aber eher so, dass ich erst wenig Einfluss hatte. Als dann etwas funktioniert hat, wurde der Einfluss größer. Dann gab es aber auch Rückschläge, wenn die Ideen des Fahrers nicht so gut klappten. Dann geht man wieder zu dem zurück, was das Team vorschlägt. Es gab keine richtige Zusammenarbeit.

Selbst in der MotoGP-WM kommt es vor, dass Stars wie Maverick Vinales einen Crew-Chief vorgesetzt bekommen, mit dem sie arbeiten müssen.

Es ist ja gut, wenn der Crew-Chief sagt, dass er sich sicher ist, dass dieses funktioniert und man jenes gar nicht probieren braucht. Aber wenn der Fahrer andere Ideen hat – das Schlimmste ist, wenn die Ideen entgegengesetzt sind. Das war bei mir leider öfter der Fall, das erschwert es natürlich. Wenn beide in die gleiche Richtung denken und arbeiten, dann ist es viel einfacher.

Generell ist es aber schon so, dass der Fahrer draufsitzt und die Ereignisse schildert und sich dann auf sein Team verlässt. Das war bei mir immer so, in der IDM und EM hatte ich immer ein super Team. Da ging es um Detailarbeit. Ich schilderte meine Eindrücke und das Team stellte mir das Motorrad entsprechend hin. Das Motorrad wurde so gebaut, wie ich es brauchte.

Damals warst du der Champion, da konnte niemand sagen, dass du keine Ahnung hast. In der WM war das anders, weil deine Teamkollegen Jordi Torres und dieses Jahr Tom Sykes schneller waren.

Genau. Als ich Anfang dieser Saison gleichrangige Ergebnisse wie Sykes hatte, gab es noch einen Kampf im Team zwischen den beiden Seiten der Box. Dann hatte ich erste Tiefschläge und später lief alles in die andere Richtung.

Hast du nach deinem WM-Rückzug im Frühjahr 2017 gedacht, dass du den Sprung in die Superbike-WM noch mal schaffst?

Zu dem Zeitpunkt sicher nicht, da war ich ziemlich ausgebrannt. Ich hatte aber zum Glück riesigen Rückhalt von BMW, das ist auch heute noch so. Sie haben mitgelitten und mich betreut, somit war der Schritt auszusteigen einfacher. Ich wusste, dass sie hinter mir stehen.

Werner Daemen gab mir die Chance in die IDM zurückzukommen. Mit vollem Rückhalt vom Werk war das besser, als in der WM zu fahren, in welcher der Rückhalt etwas verlorenging.

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