KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Johnny Rea und Toprak Razgatlioglu: Keine Aussprache

Von Ivo Schützbach
Am Donnerstagnachmittag trafen Jonathan Rea (Kawasaki) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha) in Estoril zum ersten Mal seit ihrer Kollision bei der Superbike-WM in Assen wieder aufeinander.

SBK-Promoter Dorna hatte die Zeiten für die Video-Interviews am Donnerstagnachmittag so gelegt, dass sich Jonathan Rea und Toprak Razgatlioglu im Media Center des Circuito do Estoril über den Weg laufen mussten.

«Ich kam extra drei Minuten zu spät, aber sie hielten Toprak so lange hin, bis ich da war», schmunzelte Rea beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Sie lieben Dramen – wir haben uns mit geballter Faust begrüßt, weiter ist nichts passiert.»

Die Kollision der beiden Weltmeister im zweiten Hauptrennen in Assen war der Aufreger des Wochenendes. Anschließend wurde viel geredet und geschrieben, auch dreieinhalb Wochen später gibt es unterschiedliche Meinungen zur Schuldfrage.

Natürlich hat sich der sechsfache Weltmeister Johnny Rea seit Assen sämtliche Videos, Fotos und Onboard-Aufnahmen angeschaut. «Ich sehe den Unfall weiterhin genauso, wie ich ihn damals am Sonntag beschrieben habe», erzählte der Nordire. «Toprak hat eine andere Meinung. Er liegt auch nicht völlig falsch mit dem, was er sagt. Aber wie oft war er im Kurvenscheitel schon spät dran und hat einen anderen Fahrer getroffen? Ich habe mich nicht einmal beschwert, während Scott Redding seinem Unmut ziemlich Luft gemacht hat. Und Toprak hat entsprechend zurückgeschlagen. Ich weiß, dass er einen aggressiven Stil hat. So ist Rennsport.»

«Toprak hat nicht voll beschleunigt, weil er auf keinen Fall neben die Strecke kommen wollte», schilderte Rea den Vorfall noch einmal aus seiner Sicht. «Mir war klar, dass er diese Kurve verhunzt hatte. Ich fuhr meine Linie mit meinem Speed, hing innen neben meinem Bike und blickte bereits auf die nächste Kurve. Ich war nicht auf Toprak fokussiert, sondern auf meine Linie. Die ganze Sache begann mit einem Fehler von ihm und endete mit einer unglücklichen Kollision. Ich mache ihm keinen Vorwurf, während er mir welche macht. Aber das war ein Rennunfall. Er hätte die Kollision verhindern können, in dem er akzeptiert, dass er einen Fehler gemacht hat. Wenn du weißt, dass du andere Fahrer um dich herum hast, dann solltest du auf diese achten. Und ich hätte ihm seine Position natürlich überlassen können, keiner von uns beiden steht in dieser Sache gut da. Aber ich bin Rennfahrer und überhole in so einer Situation – ich würde es wieder so machen.»

Der 115-fache Laufsieger weiter: «Rennunfälle muss man hinter sich lassen, sie ändern nichts an meiner Herangehensweise. Und sie ändern auch nichts an meiner Meinung über Toprak. Ich hätte mir nur gewünscht, dass er mehr aufpasst. Er war unter Druck und versuchte natürlich seine Linie zu verteidigen. Ich hoffe, er lernt daraus etwas. Es ist nicht mehr so wie letztes Jahr, als ich endlos kämpfen musste, nur um dabei zu sein. Jetzt bin ich wieder mitten im Spiel. Es war großes Pech, dass wir beide stürzten. Schau dir nur meine Körpersprache nach dem Sturz an. Sie sagte: War das wirklich nötig? Wir müssen nicht mehr darüber reden. Ich muss auch nicht zornig sein, um gegen ihn Rennen zu fahren. Er weiß, was passiert ist. Und nur er weiß, was in seinem Kopf vorging, als er auf der Kante der Kerbs fuhr, 20 km/h langsamer als normal. Er hat sich so entschieden. Es gab eine Lücke und die habe ich genützt. Und dann haben wir uns eben berührt.»


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