Neue Kerbs: Je mehr man sie nutzt, desto aggressiver
Die «Misano 200N-Kerbs» sind der neue Standard
Beim SBK-Finale 2023 in Jerez bekamen es die Fahrer auf der andalusischen Rennstrecke erstmals mit den neuen Randsteinen zu tun, im Rennjargon «Kerbs» genannt. Die «200N-Kerbs» wurden erstmals auf der Strecke in Italien verbaut und werden deshalb auch «Misano-Kerbs» genannt. Sie sind als Standard vorgeschrieben, vorläufig aber nur auf neuen GP-Strecken. Doch die restlichen GP-Rennstrecken folgen Schritt für Schritt, bei immer mehr Kurven pro Piste, wenn Umbauten und zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen geplant werden – wie 2022 auf dem Sachsenring.
«Es besteht die Absicht, diesen Standard der neuen Misano 200N-Kerbs in Zukunft überall zur Anwendung zu bringen», betonte Franco Uncini gegenüber SPEEDWEEK.com. Der Italiener war 1982 auf der Suzuki RG500 des Teams von Roberto Gallina 500-ccm-Weltmeister und bis Ende 2022 fast 20 Jahre lang FIM Safety Officer bei den Motorrad-Grand-Prix und in dieser Funktion für die Homologation der GP-Strecken verantwortlich.
«Die neuen Kerbs haben eine Weite von 1500 Millimetern und eine maximale Höhe von 50 Millimetern», berichtete Uncini. «Für die Bezeichnung 200N habe ich mich entschieden, weil sie mindestens 2000 Millimeter weit sein sollen. Dieses Maß setzt sich zusammen aus dem 1500 mm breiten Kerb und einem mindestens 500 mm breiten Saum oder Rand. Das ‚N’ bedeutet negativ, weil der Rand 50 mm abfällt. Wenn der Rand stärker abfällt, ist es besser.»
«In den Medien wurde einiges über diese Kerbs geschrieben, über deren spitzen Winkel», erzählte Superbike-Rekordchampion Jonathan Rea, der wie fast alle anderen Superbike-WM-Piloten am Mittwoch und Donnerstag in Jerez testen wird. «Jeder kann sich vorstellen, wie Photographen das darstellen können. Solche Bilder wurden ohne den Beton auf der anderen Seite gemacht und du wunderst dich über den Winkel, wenn du das siehst. Aber wir fahren von der anderen Seite her drüber. Diese Kerbs sind wirklich okay – je mehr du sie benutzt, desto aggressiver werden sie.»