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SBK-Rückkehr nach Hockenheim: Verhaltener Optimismus

Von Ivo Schützbach
Im März wird es in Hockenheim eine Streckenbegehung geben, um zu prüfen, welche Umbaumaßnahmen es für die Superbike-WM bräuchte. SPEEDWEEK.com sprach mit Geschäftsführer Jorn Teske.

Seit Sommer 2023 gibt es intensivere Bestrebungen von Promoter Dorna, die Superbike-WM und ihre Rahmenklassen zurück nach Deutschland zu bringen – zuletzt sahen wir SBK 2017 auf dem Lausitzring.

Für 2020 hatte die spanische Agentur einen Ein-Jahres-Vertrag mit der Motorsport Arena Oschersleben, doch wegen der behördlichen Coronaverordnungen durfte die Veranstaltung nicht stattfinden. Die Rennen konnten auch 2021 nicht nachgeholt werden, weil es im politischen Corona-Wirrwarr keine Planungssicherheit gab.

Anschließend kam es zu keiner Erneuerung des Vertrags, weil es seit 2021 eine Vereinbarung mit Most (Brüx) in Nordböhmen gibt, nur wenige Kilometer hinter der deutsch-tschechischen Grenze. Dort konnten seither in jedem Jahr mehr Fans begrüßt werden, besonders für die motorsportbegeisterten Sachsen und Bayern ist diese nahe und günstige Veranstaltung attraktiv.

Mit dem Hockenheimring im nordwestlichen Teil Baden-Württembergs, im Süden der Republik gelegen, gäbe es einen deutschen Austragungsort, der Most nicht weh tut und auch Assen im Nordosten der Niederlande nicht.

Ohne Formel 1 in Deutschland, die automobile Königsklasse macht auch 2024 einen Bogen um den Hockenheim- und Nürburgring, müssen sich die Rennstrecken andere hochkarätige Events sichern, wollen sie nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Im Motorrad-Rennsport ist die Superbike-WM nach der MotoGP die zweitwichtigste internationale Serie.

Zum letzten Mal war die Formel 1 zu Corona-Zeiten in Deutschland: 2020 wurde auf dem Nürburgring der Große Preis der Eifel ausgetragen. Einen Grand Prix von Deutschland sahen wir letztmals 2019 auf dem Hockenheimring.

Die Hoffnungen der Fans, Hersteller und Teams waren groß, 2024 wieder einen deutschen SBK-Event zu haben. Doch als Ende Oktober 2023 der Kalender für die laufende Saison veröffentlicht wurde, fehlte Hockenheim.

«Wir waren nicht überrascht», sagte Jorn Teske im exklusiven Interview von SPEEDWEEK.com, einer von zwei Geschäftsführern der Hockenheim-Ring GmbH. «Wir hatten Kontakt mit der Dorna, das war unsererseits aber ein Vorfühlen, wie die Lage um die Superbike-WM so grundsätzlich gestaltet ist. Wir hatten nicht das Ansinnen auf Teufel komm raus und sofort im Kalender zu erscheinen. Wir wollten verstehen, wie so ein Lauf zur Superbike-WM stattfinden könnte, welche Konstruktionen im Hinblick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vorherrschen, was die gängigen Modelle sind und so weiter. Wir machen kein Geheimnis daraus, dass wir Gespräche führen. Promotoren und Rennstreckenbetreiber schauen immer, ob es attraktive Ergänzungen zum bestehenden Kalender gibt.»

Gewöhnlich gut informierte Mitarbeiter der Dorna ließen im vergangenen Herbst verlauten, der Deal mit Hockenheim wäre nur deswegen nicht zustande gekommen, weil kein Termin gefunden wurde. «Als die Gespräche begannen, haben wir geschaut, ob es kurzfristig eine Möglichkeit gäbe, auch über den 2024er-Kalender nachzudenken», bestätigte Teske. «Wir haben die Kalendersituation miteinander abgeglichen, unsere Rennstrecke ist extrem gebucht, unser Kalender für 2024 ist voll. Es wäre für beide Seiten kompliziert gewesen, einen so großen Termin noch reinzupressen. Wir waren damals aber noch nicht im Verhandlungsmodus, es gab keine aktuelle Streckenbegehung.»

Diese wird jetzt im März stattfinden, denn die Dorna hätte Deutschland gerne für 2025 zurück im Kalender.

Hinter vorgehaltener Hand wird Hockenheim sogar als möglicher Ersatz für den Ende August in Ungarn geplanten Event genannt, sollten die Baumaßnahmen am Balaton Park Circuit nicht rechtzeitig abgeschlossen werden. Ob sich das terminlich bewerkstelligen ließe, ist offen.

Hockenheim verfügt aus den Anfangstagen der Superbike-WM über eine reiche Historie, total wurden dort 24 Rennen ausgetragen: Von 1988 bis 1997 sowie 1999 und 2000.

«Im besten Fall kommen wir zusammen, was uns freuen würde, so weit sind wir aber noch nicht», betonte Teske. «Uns würde ein Motorrad-Weltmeisterschafts-Prädikat gut zu Gesicht stehen, aber nur, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend sind. Wir sind nicht bereit, für solche Veranstaltungen größere Risiken einzugehen und womöglich Defizite zu tragen, sie kennen diese Argumentation aus dem Umfeld der Formel 1. Wir haben ein gut gehendes Streckengeschäft, wenn es aber passt, dann sind wir glücklich, so etwas in den Kalender aufzunehmen. Die Gespräche werden fortgeführt, wir werden sehen, ob unsere Vorstellungen zusammenpassen oder nicht.»

Als im Herbst 2019 der SBK-Vertrag zwischen der Dorna und Oschersleben geschlossen wurde, gab es Kalkulationen, dass der Veranstalter zwischen 25.000 und 30.000 Zuschauer braucht, damit es für ihn rentabel ist. Die Größenordnung in Hockenheim dürfte ähnlich sein.

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