Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Überraschung: Norton zeigt Interesse an WM-Einstieg

Von Ivo Schützbach
Im April 2020 übernahm der indische Hersteller TVS die britische Traditionsmarke Norton. SPEEDWEEK.com sprach mit dem neuen Entwicklungsleiter Brian Gillen über die sportlichen Zukunftsvisionen.

Während des SBK-Meetings in Misano trafen sich Mitte Juni die Mitglieder der Herstellervereinigung MSMA, um zusammen mit dem Weltverband FIM und Promoter Dorna die technischen Regeln für die neue WM-Einstiegsklasse ab 2026 festzuzurren.

Bei den Gesprächen war auch Brian Gillen dabei, der Amerikaner war fast 16 Jahre lang Entwicklungsleiter von MV Agusta und ist seit einigen Wochen für die britische Traditionsmarke Norton tätig.

Norton meldete am 20. Januar 2020 Insolvenz an und wurde im selben Jahr im April vom indischen Hersteller TVS übernommen. Die Produktionsstätte wurde anschließend nach Solihull nahe Birmingham verlegt, neben dem dortigen Technikzentrum gibt es inzwischen ein zweites in Bologna und ein weiteres in Indien.

TVS übernahm 55 Angestellte, mittlerweile arbeiten wieder 238 Menschen für Norton in England und Italien sowie weitere 100 Ingenieure am Stammsitz von TVS in Indien. Gillen koordiniert diese drei Gruppen und treibt die Entwicklung neuer Modelle voran.

«Weil unsere Ingenieure in verschiedenen Zeitzonen sind, können wir an unterschiedlichen Projekten jeden Tag länger arbeiten», erzählte der Zigarrengenießer im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Unsere Tage sind nicht acht Stunden lang. TVS wird Norton wiedereinführen und zu einer globalen Marke machen. Bislang baute Norton eine geringe Anzahl Motorräder ausschließlich für den Markt in Großbritannien. Jetzt planen wir die Einführung einer kompletten Produktpalette.»

Diese soll neben Straßenmotorrädern auch Offroadmodelle enthalten. Und Maschinen, die für den sportlichen Einsatz in den seriennahen Motorrad-Weltmeisterschaft geeignet sind.

2026 kommt die neue WM-Einstiegsklasse Sportbike, in welcher Maschinen mit 600 bis 700 ccm erlaubt sein werden. Die technischen Konzepte der heutigen Kategorien Supersport und Superbike sollen wie gehabt bleiben.

«Wir sind uns bei Norton unserer Vergangenheit und unserem Erbe sehr bewusst, gleichzeitig sind wir aber sehr zukunftsorientiert», hielt Gillen fest. «Das eröffnet uns viele Möglichkeiten, um klasse Dinge zu machen. Norton war von Beginn an innovativ, darin war die Marke immer sehr gut. Wir können in Zukunft Produkte haben, die in existierende und neue Rennsport-Kategorien passen. Was genau wir machen werden, halten wir noch streng geheim. Ich kann aber verraten, dass wir sehr talentierte Leute haben, die daran arbeiten. Und ich kann sagen, dass ich einige Brücken in diesem Fahrerlager wieder aufgebaut und alte Kontakte reaktiviert habe, um die Richtung zu verstehen, in welche es mit dem technischen Reglement im SBK-Paddock geht.»


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