Ärger über Regeln wächst: Die Fahrer reden Klartext

Nicolo Bulega, Toprak Razgatlioglu und Danilo Petrucci (v.l.) sind sich einig: Die Balance-Regel muss verbessert werden
Ducati und BMW wurden vor den Rennen in Most an diesem Wochenende zum zweiten Mal mit der Verringerung von einem halben Kilogramm Spritdurchfluss pro Stunde bestraft, inzwischen haben sie ein Kilogramm weniger als zu Saisonbeginn und als ihre Gegner Bimota, Honda, Kawasaki und Yamaha. Die Konsequenz: Die Motoren von Ducati und BMW wurden in ihrer Leistung weiter beschnitten.
Mit dem Balance-Instrument der maximal erlaubten Kraftstoffdurchflussmenge haben die Hersteller kein Problem, innerhalb der Vereinigung MSMA haben sie diesem zugestimmt. Doch wie genau der komplizierte Algorithmus arbeitet, welche Werte in ihn einfließen und wie diese gewichtet werden, ist Bestandteil andauernder Diskussionen.
Immer öfter melden sich nun auch die Fahrer zu Wort.
Weltmeister Toprak Razgatlioglu aus dem ROKiT-BMW-Werksteam ereiferte sich gegenüber SPEEDWEEK.com schon mehrfach, dass die Regeln in seinen Augen nicht funktionieren: «Die Ducati sind am Kurvenausgang immer noch sehr stark, auf sie hat diese Regel nur im fünften und sechsten Gang Auswirkungen, ihr Topspeed ist nicht mehr so hoch. Am Drehmoment und der Beschleunigung hat sich aber nichts geändert.»
WM-Leader Nicolo Bulega betrachtet das Thema aus einem anderen Blickwinkel. «Sie haben diese Strafe gebracht und eine BMW wurde Erster und eine Ducati Zweiter», holte der Italiener nach dem ersten Rennen in Most etwas aus. «Warum müssen sie das tun, wenn das Resultat gleichbleibt? Vielleicht ist das Motorrad nicht der Grund, dass immer eine Ducati und BMW Erster und Zweiter ist. Das ist nicht der richtige Weg, um die Meisterschaft zu balancieren. Es dreht sich nicht nur um das Motorrad, es gibt auch einen Fahrer, das Bike fährt nicht von allein. In jedem Rennen sind Toprak oder ich Erster und Zweiter. Für Most bekamen BMW und Ducati die nächste Strafe, am Resultat hat sich deswegen aber nichts geändert. Sie sollten diese Regel überdenken, falls das Ziel wirklich ist, die Meisterschaft zu balancieren.»
«Schau dir die MotoGP an», ergänzte der 13-fache Laufsieger. «Wenn ein Motorrad an der Spitze liegt, dann investieren die anderen viel Geld, um zu versuchen Lösungen zu finden, um näher an das Topbike heranzukommen. Hier ist es so, dass wenn zwei Bikes sehr gut sind, versuchen sie diese zu stoppen. Das ist für mich nicht der richtige Weg, um für eine Balance in der Meisterschaft zu sorgen.»
Außerdem stellte Bulega fest, dass die Spritreduktion negative Effekte auf die Fahreigenschaften der Ducati hat, die aber nur wenig mit der Performance zu tun haben. «Durch die Änderung ist die Gasannahme nicht mehr so sanft und präzise, im Fernseher kann man gut sehen, wie nervös mein Motorrad bei Gangwechseln ist. Es ist schwer kontrollierbar, vor allem in Schräglage. Manchmal muss ich das Gas zudrehen, um schalten zu können. Unser Motorrad verwindet sich in der Beschleunigung stark, das ist möglicherweise unsere größte Schwäche. In Most gibt es sehr viele Kurven, in denen dieses Problem für uns auftritt und wo wir leiden.»
Privatier Danilo Petrucci, derzeit WM-Vierter und von der Ducati-Bestrafung ebenfalls betroffen, stößt ins gleiche Horn wie Bulega. «Sie versuchen ständig, uns auf den Geraden einzubremsen», hielt der Routinier fest. «Eine Rennstrecke hat aber auch viele Kurven. Manche Motorräder sind in Kurven besser, unser Bike ist in gewissen Kurven schlechter. Wir sind dort im Nachteil und werden dann auch noch auf den Geraden bestraft.»
«Die Ducati funktioniert hervorragend», betonte Danilo. «Sie bringen viele Leute und Informationen aus der MotoGP. Nicolo leistet unglaubliche Arbeit und auch die restlichen Ducati-Fahrer sind mehr oder weniger sehr gut. Es wird immer versucht, das Motorrad zu bestrafen, wir müssen aber auch in Betracht ziehen, welche Fahrer auf diesen Maschinen sitzen.»
Ergebnis Superbike-WM 2025, Most, Rennen 1: | |||
Pos | Fahrer | Motorrad | Diff |
1. | Toprak Razgatlioglu (TR) | BMW | |
2. | Nicolo Bulega (I) | Ducati | + 6,015 sec |
3. | Danilo Petrucci (I) | Ducati | + 10,230 |
4. | Alex Lowes (GB) | Bimota | + 14,814 |
5. | Alvaro Bautista (E) | Ducati | + 15,520 |
6. | Sam Lowes (GB) | Ducati | + 16,053 |
7. | Iker Lecuona (E) | Honda | + 18,581 |
8. | Yari Montella (I) | Ducati | + 20,092 |
9. | Xavi Vierge (E) | Honda | + 20,750 |
10. | Jonathan Rea (GB) | Yamaha | + 22,674 |
11. | Garret Gerloff (USA) | Kawasaki | + 23,522 |
12. | Axel Bassani (I) | Bimota | + 23,997 |
13. | Dominique Aegerter (CH) | Yamaha | + 31,499 |
14. | Scott Redding (GB) | Ducati | + 31,542 |
15. | Bahattin Sofuoglu (TR) | Yamaha | + 31,668 |
16. | Ryan Vickers (GB) | Ducati | + 35,204 |
17. | Tito Rabat (E) | Yamaha | + 52,771 |
- | Remy Gardner (AUS) | Yamaha | |
- | Zaqhwan Zaidi (MAL) | Honda | |
- | Michael vd Mark (NL) | BMW | |
- | Andrea Locatelli (I) | Yamaha | |
- | Tarran Mackenzie (GB) | Honda | |
Superbike-WM 2025: Stand nach 13 von 36 Rennen | |||
Pos | Fahrer | Motorrad | Punkte |
1. | Nicolo Bulega (I) | Ducati | 218 |
2. | Toprak Razgatlioglu (TR) | BMW | 189 |
3. | Alvaro Bautista (E) | Ducati | 136 |
4. | Danilo Petrucci (I) | Ducati | 123 |
5. | Andrea Locatelli (I) | Yamaha | 118 |
6. | Sam Lowes (GB) | Ducati | 83 |
7. | Xavi Vierge (E) | Honda | 69 |
8. | Andrea Iannone (I) | Ducati | 68 |
9. | Alex Lowes (GB) | Bimota | 57 |
10. | Michael vd Mark (NL) | BMW | 54 |
11. | Axel Bassani (I) | Bimota | 53 |
12. | Iker Lecuona (E) | Honda | 53 |
13. | Scott Redding (GB) | Ducati | 52 |
14. | Remy Gardner (AUS) | Yamaha | 49 |
15. | Dominique Aegerter (CH) | Yamaha | 44 |
16. | Yari Montella (I) | Ducati | 30 |
17. | Garret Gerloff (USA) | Kawasaki | 24 |
18. | Tarran Mackenzie (GB) | Honda | 9 |
19. | Bahattin Sofuoglu (TR) | Yamaha | 9 |
20. | Ryan Vickers (GB) | Ducati | 7 |
21. | Jonathan Rea (GB) | Yamaha | 6 |
22. | Tito Rabat (E) | Yamaha | 3 |
23. | Tetsuta Nagashima (J) | Honda | 2 |