Redding über Ducati V4R: Was seit 2021 anders ist
Mit Ducati feierte Scott Redding seine bisher größten Erfolge in der Superbike-WM. Alle seine zwölf Laufsiege stellte der ehemalige MotoGP-Pilot mit der Ducati Panigale V4R sicher. In den drei Folgejahren mit BMW gelangen Redding nur drei Top-3-Ergebnisse, aber keine Siege.
Bei seinem Debüt in der seriennahen Meisterschaft im Jahr 2020 forderte Redding als Rookie den damaligen Serien-Weltmeister Jonathan Rea und dessen Kawasaki-Werksmannschaft heraus. Die Saison wurde erst beim Saisonfinale in Estoril entschieden. Redding unterlag knapp und beendete seine Debütsaison als Vizeweltmeister.
Im Folgejahr war Redding erneut ein WM-Anwärter, landete schlussendlich aber nur auf der dritten Position der Fahrerwertung. Daraufhin trennten sich die Wege von Ducati und Redding, der ein Angebot von BMW annahm. Im vergangenen Winter kam es zu einer Wiedervereinigung – Redding pilotiert für das MGM-Team eine privat eingesetzte Panigale V4R.
Im Vergleich zu 2020/2021 ist das Projekt Panigale V4R spürbar gewachsen. Alvaro Bautista gewann 2022 und 2023 in teilweise dominanter Form die Meisterschaft. Aktuell führt Ducati-Teamkollege Nicolo Bulega die WM-Wertung an. Wie hat sich das technische Paket aus Sicht von Redding weiterentwickelt?
«Das Motorrad verhält sich konstanter. Es gibt mittlerweile viel mehr Daten und Erfahrungen. Deshalb weiß Ducati besser, wie man die Situationen an einem Rennwochenende besser meistert», erklärte Redding mit Vieraugengespräch mit SPEEDWEEK.com.
Als Redding die Ducati-Speerspitze war, sah man oft sehr schwankende Leistungen. Von Strecke zu Strecke lief es besser oder schlechter. Oft war Redding im finalen Rennen eines Wochenende stärker als zu Beginn – ein Indiz für die fehlenden Erfahrungswerte.
«Das war damals der Vorteil von Kawasaki, als ich mich mit Johnny um die Weltmeisterschaft duellierte. Sie rollten das Motorrad im ersten Training aus der Box und es war perfekt abgestimmt. Ich musste damals einige Strecken lernen und die Reifen richtig verstehen. Zudem fehlte mir das Verständnis, wie die Elektronik funktioniert und welchen Weg wir bei der Abstimmung einschlagen müssen. Kawasaki hingegen hatte endlos viel Erfahrung mit dem Motorrad. Jetzt befindet sich Ducati in dieser Situation», analysierte Redding.
Was war rückblickend die größte Schwäche der Ducati Panigale V4R? «Die Haftung auf der Reifenflanke in langgezogenen Kurven war damals das größte Problem. Auf Strecken wie Barcelona hatten wir stark zu kämpfen. Dort ließen wir zu viele Punkte liegen. Doch abgesehen davon lief das Motorrad bereits damals sehr gut. Andererseits gibt es kein perfektes Paket», so Redding.
Schon damals gab es Zweifel, ob Ducatis Einarmschwinge aus fahrdynamischer Sicht nachteilig ist. Jetzt steht fest: Ducati wird mit dem neuen Modell zu einer konventionellen Schwinge wechseln. Davon versprechen sich die Ducati-Corse-Ingenieure große Vorteile beim Fahrverhalten, da die Schwinge vor allem in maximaler Schräglage mehr Flex bietet und somit einen besseren Bodenkontakt herstellen kann.
"Bereits zu meiner Zeit gab es Gespräche über eine Zweiarmschwinge. Das ist aber ein großes Thema, weil es zur Geschichte von Ducati gehört», ist sich Redding der Bedeutung der Einarmschwinge unter den Traditionalisten bewusst. «Ich liebe die Einarmschwinge und deren optische Reize. Es ist richtig beeindruckend, wie gut die Performance mit dieser Schwinge ist. Doch sie müssen sich etwas vom Wechsel versprechen.»
«Ehrlich gesagt kann ich mir nicht erklären, wie sie das mit der Einarmschwinge hinbekommen haben. Man spürt es beim Fahren nicht. Sie haben also wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Es muss ziemlich kompliziert sein», staunt Redding über die technisch aufwendige Lösung an der aktuellen Panigale V4R.
«Ich selbst konnte das neue Serien-Motorrad mit der neuen Schwinge noch nicht testen. Doch die Kommentare der anderen Fahrer sind sehr positiv. Sie würden nicht zu einer Zweiarmschwinge wechseln, wenn es kein großer Vorteil wäre", kommentierte Redding.
Offen ist, ob Redding auch im kommenden Jahr auf einer Ducati sitzen wird. Auf Grund der ungewissen Zukunft des MGM-Teams und der angespannten finanziellen Situation gibt es einige Zweifel, ob Redding der Superbike-WM erhalten bleibt und wenn ja, auf welchem Motorrad er die Saison 2026 bestreitet. In der laufenden Saison deutete er sein Potenzial an, erlebte aber auch einige schwierige Wochenenden. Vor dem Rennwochenende in Misano liegt der 32-jährige Brite auf der 13. Position der Meisterschaft.