Razgatlioglus außergewöhnlicher Weg in die MotoGP
Am Dienstag vor dem Misano-Wochenende bestätigte Yamaha das, was SPEEDWEEK.com bereits am 29. Mai verkündete: Toprak Razgatlioglu wird nach der Superbike-WM 2025 in die MotoGP aufsteigen und für Pramac-Yamaha antreten. Aktuell offen ist, ob Razgatlioglu als zwei- oder dreimaliger Superbike-Weltmeister in die Königsklasse des Motorradsports wechselt.
Mit Yamaha verbindet Razgatlioglu bereits eine erfolgreiche Vergangenheit. In der Saison 2021 beendete der mittlerweile 28-jährige Türke die Erfolgsserie von Rekord-Champion Jonathan Rea und bescherte Yamaha den zweiten Titelgewinn nach Ben Spies in der Saison 2009. Yamaha ermöglichte Razgatlioglu zwei MotoGP-Tests, die allerdings nicht besonders positiv verliefen. Er verließ Yamaha am Ende der Saison 2023, um sich bei BMW einer neuen Herausforderung zu stellen.
Razgatlioglu machte sich vor knapp elf Jahren einen Namen, als er in der Saison 2014 bei einem Gaststart in der Superstock-600-Meisterschaft in Magny-Cours das Rennen gewann. Er kehrte 2015 zurück und dominierte die Saison mit fünf Siegen und Podiumsplätzen in allen sieben Rennen, wodurch er sich den Titel sicherte, bevor er 2016 in die Superstock-1000-Klasse wechselte.
In seiner zweiten Saison wurde er Fünfter, bevor er 2017 mit drei Siegen und fünf Podiumsplätzen in acht Rennen Vizemeister wurde; den Titel holte sich damals Ducati-Junior Michael Rinaldi. Dennoch hatte er sich einen Platz in der Superbike-WM bei Puccetti Racing gesichert und trat mit einer Kawasaki ZX-10RR an.
«El Turco» fand sich schnell auf dem WM-Superbike zurecht. Er holte sich in Donington Park sein erstes Podium, als er das zweite Rennen auf Position 2 beendete. Er ließ in Argentinien ein weiteres Top-3-Ergebnis folgen und beendete seine Rookiesaison auf dem neunten Platz.
In seiner zweiten WM-Saison steigerte sich Razgatlioglu deutlich und landete auf der fünften Position der Fahrerwertung. Beim Rennwochenende in Magny-Cours stellte er seine ersten Laufsiege sicher. Die Saison 2019 war aber auch vom Bruch mit Kawasaki geprägt. Nach einem kontroversen Verlauf des 8-Stunden-Rennens in Suzuka traf Manager Kenan Sofuoglu die Entscheidung, seinen Schützling bei Yamaha unterzubringen.
Der türkische Superstar brauchte 2020 nicht lange, um sich auf der Yamaha R1 zurechtzufinden. Er gewann sein erstes Rennen in Blau in Phillip Island – einer Strecke, die nicht zu seinen Paradekursen zählt – und beendete das Jahr mit zwei weiteren Siegen in Estoril.
2021 steigerte er seine Konstanz, gewann 13 von 37 Rennen und holte bemerkenswerte 29 Podiumsplätze. Damit schlug er den sechsfachen Champion Jonathan Rea, der damals für das Kawasaki-Werksteam fuhr.
In der Saison 2022 gewann Razgatlioglu noch mehr Rennen, zog beim WM-Duell mit Ducati-Pilot Alvaro Bautista aber den Kürzeren. Nach seinem Erfolg im Vorjahr durfte Razgatlioglu einige Runden auf der MotoGP-Maschine von Yamaha drehen, zuerst 2022 in Aragon und dann 2023 in Jerez. Da Yamaha damals nicht auf Razgatlioglus Wünsche einging, bekam das Verhältnis erste Risse und resultierte später in einer Trennung.
Als bekannt wurde, dass Razgatlioglu 2024 zu BMW wechseln würde, gab es viele kritische Stimmen, denn die Münchner fuhren seit ihrem werksseitigen Comeback in der Saison 2019 dem eigenen Anspruch hinterher.
Doch Razgatlioglus riskanter Wechsel zahlte sich aus. Er brach den Rekord für die meisten Siege in Folge und erreichte die Marke von 13 Laufsiegen am Stück. Die Serie wurde durch den schweren Sturz in Magny-Cours beendet. Obwohl Razgatlioglu sechs Rennen verpasste, gewann er schlussendlich den Titel und holte den ersten WM-Titel für BMW.
In diesem Jahr fällt es Razgatlioglu nicht ganz so leicht, sein Talent in Siege umzuwandeln. Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe: Im Winter erfuhr BMW, dass das im Vorjahr verwendete Super-Concession-Chassis nicht mehr eingesetzt werden darf. Zudem zeigte Nicolo Bulega eine deutliche Steigerung und bildet mit seiner Ducati Panigale V4R eine sehr harmonische und schlagkräftige Paarung.
Nach dem Saisonfinale der Superbike-WM 2025 beendet Razgatlioglu die Zusammenarbeit mit BMW und kehrt zu Yamaha zurück. Er verlässt die Superbike-WM voraussichtlich als Fahrer mit den zweitmeisten Siegen. Aktuell liegt er zusammen mit Alvaro Bautista bei 63 Siegen. Rekord-Champion Jonathan Rea gewann bereits 119 Rennen.
Das MotoGP-Paddock wird für Razgatlioglu nicht neu sein. Der Türke absolvierte bereits zwei Saisons (2013 und 2014) im Red-Bull-Rookies-Cup, der im Rahmen der MotoGP stattfindet.