Le Mans: Spitzen-Ferrari disqualifiziert

Jonathan Rea über Yamaha: Der Ton hat sich verschärft

Von Ivo Schützbach
Johnny Rea vertraut seinem Motorrad nicht

Johnny Rea vertraut seinem Motorrad nicht

Das Misano-Wochenende sollte für Jonathan Rea die Wende in einer desaströsen Superbike-WM-Saison 2025 einleiten. Das gelang nur teilweise – die Trennung nach diesem Jahr wird immer wahrscheinlicher.

Nach dem vielversprechenden Misano-Test reiste Jonathan Rea mit gestiegenen Erwartungen an die Adriaküste und erhoffte sich einen Aufwärtstrend. Nach seiner schweren Fußverletzung Ende Februar schaffte er seit seinem Comeback Anfang Mai kein einstelliges Ergebnis.

Das erste freie Training verpasste der 38-Jährige wegen eines Elektrikproblems komplett, den Freitag schloss er in der kombinierten Zeitenliste aus FP1 und FP2 auf Platz 18 ab – erschreckende 1,715 sec hinter dem Schnellsten Nicolo Bulega (Aruba.it Ducati).

Im Qualifying verlor Rea 1,669 sec zur Spitze und strandete auf Grid-Position 16.

33 sec Rückstand im ersten Hauptrennen waren der nächste Schock, als Zwölfter verlor Johnny auf die beste Yamaha (Andrea Locatelli, Fünfter) immer noch unfassbare 16 sec.

Nach dem völlig verkorksten Freitag und Samstag war Platz 7 im Sprint am Sonntag ein lang erhoffter Lichtblick. Im zweiten Hauptrennen hielt er Platz 7 bis zur fünften Runde, fiel dann auf Position 9 zurück und crashte in Runde 10.

Vor den Rennen an der Adria hatte Rea erzählt, dass Misano und sein Heimevent in Donington Park Mitte Juli darüber entscheiden werden, ob er bei Yamaha eine Zukunft sieht.

Spricht man mit den Verantwortlichen bei Yamaha und dem Rekordchampion, dann sind es die Zwischentöne und die Wortwahl, die viel aussagen. Es ist eindeutig: Die Sprachfärbung hat sich verändert.

Während des Rennwochenendes war es deutlich wärmer als beim Misano-Test Ende Mai, die Teams konnten deshalb nur bedingt von den damaligen Erkenntnissen profitieren. «Wir reagierten eventuell zu schnell, um das Motorrad zu ändern, der Freitag war ein Desaster», begann der Nordire im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com seine Zusammenfassung. «Ich kam in keinen Rhythmus, beschwerte mich viel und geriet in eine Abwärtsspirale. Für Samstag veränderten wir das Bike noch mehr und schoben etwas Panik. Meine Superpole ist mit diesem Bike immer ärmlich, ich habe wegen der Elektronik viel Vertrauen eingebüßt. Zu Beginn der letzten Saison hatte ich zwei Ausfälle (wegen Crashs auf Phillip Island 2024 – der Autor), der Sturz in Australien in diesem Jahr hätte auch vermieden werden können. Das hat mich einfach umgehauen. Ich habe das Gefühl, als könnte ich dem System nicht trauen, vor allem, wenn ich ans Gas gehe. Es arbeitet bei mir anders als bei den anderen Fahrern, das müssen wir analysieren. Es gibt keinen Zweifel, dass ich mitmischen könnte. Dass ich nicht mit den besten Yamaha-Jungs wie Locatelli und Gardner mithalten kann, liegt vermutlich an der Einstellung der Elektronik.»

«Bei der Elektronik können wir uns verbessern», unterstrich der 119-fache Laufsieger. «In der Struktur von Yamaha ist es so, dass jeder Fahrer mit seiner ‚eigenen Elektronik’ fährt. Seit ich angekommen bin, gab es in diesem Bereich nicht viele Neuerungen, wir müssen uns steigern. Ich war seit meinem ersten Tag recht eindeutig, dass wir uns in diesem Bereich am meisten verbessern müssen. Ich brauche jede Runde, damit ich es – an einem guten Tag – in die Top-5 schaffen kann. Ich bin sooo weit von den Tagen entfernt, wie vor drei, vier oder fünf Jahren, wenn ich den ganzen Freitag verpasste, am Samstagmorgen zurückkam, das Motorrad trotzdem verstand und es konstant funktionierte. Ich würde nicht sagen, dass der Level der Fahrer und ihres Talents heute höher ist, aber das Niveau der Maschinen und unserer Mitbewerber ist gestiegen. Wenn du im Qualifying zwei Zehntelsekunden langsamer fährst, dann kann das zwei oder drei Startreihen ausmachen. Um dorthin zu kommen, wo ich hingehöre, muss ich vier oder fünf Zehntelsekunden finden – und das ist sehr viel. Ich mache mich lang, um diese zu finden. Die Leute um mich herum überlegen sich auch, wie wir uns steigern können. Wir sind ein bisschen verloren. Aber ich habe keine Zweifel, dass ich dabei bin, wenn wir eine gute Richtung einschlagen.»

Ergebnis Superbike-WM 2025, Misano, Rennen 2:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW
2. Nicolo Bulega (I) Ducati + 9,685 sec
3. Alvaro Bautista (E) Ducati + 14,438
4. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 16,752
5. Danilo Petrucci (I) Ducati + 19,273
6. Iker Lecuona (E) Honda + 19,402
7. Sam Lowes (GB) Ducati + 19,811
8. Garret Gerloff (USA) Kawasaki + 33,370
9. Xavi Vierge (E) Honda + 34,554
10. Michael vd Mark (NL) BMW + 35,255
11. Ryan Vickers (GB) Ducati + 36,085
12. Axel Bassani (I) Bimota + 42,487
13. Bahattin Sofuoglu (TR) Yamaha + 47,281
14. Alex Lowes (GB) Bimota + 55,802
15. Michael Rinaldi (I) Yamaha + > 1 min
16. Scott Redding (GB) Ducati + > 1 min
17. Zaqhwan Zaidi (MAL) Honda + > 1 min
- Andrea Iannone (I) Ducati  
- Jonathan Rea (GB) Yamaha  
- Remy Gardner (AUS) Yamaha  
- Yari Montella (I) Ducati
DNS Tarran Mackenzie (GB) Honda
Ergebnis Superbike-WM 2025, Misano, Superpole-Race:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW
2. Alex Lowes (GB) Bimota + 4,281 sec
3. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 6,122
4. Danilo Petrucci (I) Ducati + 7,542
5. Alvaro Bautista (E) Ducati + 8,855
6. Sam Lowes (GB) Ducati + 9,703
7. Jonathan Rea (GB) Yamaha + 10,755
8. Remy Gardner (AUS) Yamaha + 11,861
9. Iker Lecuona (E) Honda + 13,177
10. Xavi Vierge (E) Honda + 13,323
11. Garret Gerloff (USA) Kawasaki + 14,215
12. Michael vd Mark (NL) BMW + 16,278
13. Scott Redding (GB) Ducati + 16,623
14. Ryan Vickers (GB) Ducati + 17,307
15. Bahattin Sofuoglu (TR) Yamaha + 25,423
16. Michael Rinaldi (I) Yamaha + 25,513
17. Andrea Iannone (I) Ducati + 26,670
18. Zaqhwan Zaidi (MAL) Honda + 39,640
- Yari Montella (I) Ducati  
- Tarran Mackenzie (GB) Honda
- Nicolo Bulega (I) Ducati
- Axel Bassani (I) Bimota
Ergebnis Superbike-WM 2025, Misano, Rennen 1:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW
2. Nicolo Bulega (I) Ducati + 1,045 sec
3. Danilo Petrucci (I) Ducati + 16,684
4. Alex Lowes (GB) Bimota + 16,824
5. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 17,450
6. Alvaro Bautista (E) Ducati + 18,361
7. Sam Lowes (GB) Ducati + 21,096
8. Yari Montella (I) Ducati + 22,770
9. Iker Lecuona (E) Honda + 27,236
10. Scott Redding (GB) Ducati + 31,445
11. Xavi Vierge (E) Honda + 31,629
12. Jonathan Rea (GB) Yamaha + 33,044
13. Ryan Vickers (GB) Ducati + 38,033
14. Garret Gerloff (USA) Kawasaki + 41,314
15. Michael Rinaldi (I) Yamaha + 55,021
16. Tarran Mackenzie (GB) Honda + > 1 min
17. Zaqhwan Zaidi (MAL) Honda + > 1 min
18. Remy Gardner (AUS) Yamaha + > 1 min
19. Remy Gardner (AUS) Yamaha + > 1 min
20. Michael vd Mark (NL) BMW + > 1 min
21. Andrea Iannone (I) Ducati + > 1 min
- Axel Bassani (I) Bimota
- Dominique Aegerter (CH) Yamaha
- Bahattin Sofuoglu (TR) Yamaha
Superbike-WM 2025: Stand nach 18 von 36 Rennen
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Nicolo Bulega (I) Ducati 292
2. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW 283
3. Danilo Petrucci (I) Ducati 179
4. Alvaro Bautista (E) Ducati 172
5. Andrea Locatelli (I) Yamaha 157
6. Sam Lowes (GB) Ducati 124
7. Alex Lowes (GB) Bimota 85
8. Iker Lecuona (E) Honda 84
9. Xavi Vierge (E) Honda 83
10. Andrea Iannone (I) Ducati 68
11. Axel Bassani (I) Bimota 67
12. Scott Redding (GB) Ducati 62
13. Remy Gardner (AUS) Yamaha 62
14. Michael vd Mark (NL) BMW 62
15. Dominique Aegerter (CH) Yamaha 49
16. Yari Montella (I) Ducati 46
17. Garret Gerloff (USA) Kawasaki 40
18. Jonathan Rea (GB) Yamaha 16
19. Ryan Vickers (GB) Ducati 15
20. Bahattin Sofuoglu (TR) Yamaha 12
21. Tarran Mackenzie (GB) Honda 9
22. Tito Rabat (E) Yamaha 3
23. Tetsuta Nagashima (J) Honda 2
24. Michael Rinaldi (I) Yamaha 2

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