Neue Ducati V4R: Weshalb BMW nicht mitziehen kann
Am 25./26. August sahen wir bei den Superbike-Tests im MotorLand Aragon erstmals die neue Ducati Panigale V4R im direkten Vergleich mit der Konkurrenz auf der Rennstrecke.
Schon jetzt lässt sich erahnen: Der Hersteller aus Bologna wird die Messlatte damit höherlegen. Denn Stand heute wird die Ducati das einzige neue Modell in der Superbike-WM 2026 sein.
Rückblende. Am 20. Januar wurde das technische Reglement für die Superbike-WM 2025 geändert und veröffentlicht – vier Wochen vor dem Saisonstart! Und mit für BMW gravierenden Folgen.
Ist ein Hersteller lange erfolglos, bekommt er Zugeständnisse für den Motor und/oder das Chassis zugesprochen und darf Änderungen vornehmen, die laut Reglement eigentlich verboten sind.
Bringt ein Hersteller ein neues Homologationsmodell, dürfen diese Spezialteile nicht mitgenommen werden. Sie sind nur dann erlaubt, wenn sie im Serienmotorrad verbaut sind.
Um eine neue Serienmaschine aufzugleisen, braucht ein Hersteller mindestens eineinhalb Jahre Vorlaufzeit. BMW muss auf seinen Spezialrahmen von 2024 also nicht nur in dieser Saison verzichten, es ist zeitlich auch kaum möglich, für 2026 ein neues Homologationsmodell mit diesem Rahmen bringen.
Wie sich herausstellte, kann Weltmeister Toprak Razgatlioglu die Schwächen des aktuellen Serienrahmens kompensieren – der Türke gewann 15 der bislang 24 Rennen dieser Saison, stand 20 Mal auf dem Podium und liegt zur Sommerpause mit 26 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Nicolo Bulega (Aruba.it Ducati) an der WM-Spitze. Ganz anders ROKiT-Teamkollege Michael van der Mark, immerhin ein sechsfacher Laufsieger mit 42 Podestplätzen: Der Niederländer stürzte von WM-Rang 6 im Vorjahr auf Position 15 in der momentanen Wertung ab.
2026 tritt BMW mit zwei neuen Fahrern an: Danilo Petrucci kommt als Nachfolger des in die MotoGP wechselnden Razgatlioglu, wer van der Mark ersetzt, steht noch nicht fest.
Wie die neuen Fahrer mit der BMW klarkommen werden, lässt sich unmöglich vorhersagen. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass es bislang nur einen gab, der mit der M1000RR von Sieg zu Sieg preschte: Ausnahmetalent Toprak.
SPEEDWEEK.com fragte bei BMW-Technikchef Christian Gonschor nach, ob die früheren Aussagen mit eineinhalb Jahren Vorlaufzeit für ein neues Bike noch Bestand haben. «Grundsätzlich ja», bestätigte der Bochumer. «Man kann stets an allem rütteln, wenn man will und Sonderwege betreten. Ich bin eher ein Freund von stabilen Prozessen, Regularien und darauf basierender Modellpolitik. Aktuell liegt der Fokus ganz auf der erfolgreichen Titelverteidigung in der Superbike-WM, inklusive Gewinn des Herstellertitels und dem Titelkampf in der Endurance-WM. Sollte das funktionieren, wäre die BMW MY25 mit drei WM-Titeln die erfolgreichste RR aller Zeiten und somit sicher eine gute Basis für die nahe Zukunft.»