Superbike-Zukunft: Moto2-WM die perfekte Schule?
Mit Toprak Razgatlioglu und Jonathan Rea verliert die Superbike-WM in wenigen Wochen gleich zwei große Namen. Vom einstigen Spitzentrio bleibt lediglich Alvaro Bautista übrig, der 2026 aber erstmals als Privatfahrer antritt. Es formt sich eine neue Fahrergeneration in der Superbike-WM. Der Trend ist klar: Junge Talente aus der Moto2 sind die Zukunft.
Sam Lowes wechselte im Winter 2023/2024 in die Superbike-WM und kann gut beurteilen, wie sich die Situation verändert hat. Seit dem Wechsel von den Honda-Motoren aus der CBR600RR zu den Triumph-Dreizylindermotoren ist die Moto2 leistungstechnisch näher herangerückt. Der Wechsel von Dunlop zu Pirelli war ein weiterer Schritt, der die Fahrer besser auf die Superbike-WM vorbereitet.
«Mit dem Honda-Motor war der Stil anders als mit dem Triumph-Motor. Mit dem Wechsel zum Triumph-Motor hat es sich stärker in Richtung Stop-&-Go-Stil entwickelt. In den kommenden Jahren werden sicher einige Fahrer aus der Moto2 in die Superbike-WM kommen. Die Fahrstile sind nicht so unterschiedlich, seitdem die Moto2 mit Pirelli fährt. Man muss sich nicht mehr umstellen», erklärte Lowes.
Den puristischen Ansatz der Moto2-Bikes mag Lowes. «Da alle mehr oder weniger das gleiche Motorrad haben, lernt man, sich auf andere Dinge zu konzentrieren», bemerkte der Brite. «Die Moto2 ist eine tolle Klasse, denn es gibt keine Fahrhilfen. Es sind sehr einfache Motorräder. Der Fahrer kann einen ordentlichen Input liefern.»
In der Superbike-WM hingegen können die Teams sehr stark auf die Elektronik einwirken und viele Parameter anpassen. Für Fahrer aus der Moto2 ist das die wohl größte Herausforderung. «In der Superbike-WM fiel es mir zu Beginn schwer, den Ingenieuren zu erklären, wie man mehr aus dem Motorrad herausholen kann», gesteht Lowes.
«Es gibt viel mehr Möglichkeiten als in der Moto2, vor allem bei der Elektronik. Deshalb ist es entscheidend, die richtigen Kommentare zu geben, um den richtigen Weg einzuschlagen. Das fiel mir in meiner ersten Saison schwer. Man muss natürlich auch den Fahrstil ein bisschen anpassen, doch der Unterschied ist nicht so groß wie vor einigen Jahren», vergleicht der Ducati-Pilot.
Bleibt die Frage, ob die Supersport-WM oder die Moto2 die bessere Schule für die Superbike-WM ist. «Es hängt vom Fahrer ab», so Lowes. «In allen Klassen gibt es richtig talentierte Fahrer. Aber die Moto2 ist eine wirklich harte Kategorie. Dafür gibt es mehrere Gründe. Es ist eine gute Schule für andere Kategorien. Aber man kann auch schnell sein, wenn man aus der Supersport-WM kommt, ein guter Fahrer ist und ein gutes Motorrad erhält. Dann kann man auch von Beginn an schnell sein. Doch die Moto2 ist eine bessere Schule. Die jungen Talente aus der Moto2 wollen aber in die MotoGP.»
«Natürlich will man in die MotoGP aufsteigen. Doch man darf die Superbike-WM nicht ausschließen, sollte man aus irgendeinem Grund bereits viele Jahre in der Moto2 hinter sich haben und keine Chance in der MotoGP erhalten haben», macht Lowes Werbung für die Superbike-WM und fügt hinzu: «Mein Leben hat sich positiv verändert, seitdem ich hier fahre.»
Fahrer wie Aron Canet, Celestino Vietti, Albert Arenas, Joe Roberts und Tony Arbolino werden voraussichtlich keine Chancen in der MotoGP erhalten und sind deshalb für die Superbike-Teams interessant. Canet stand bereits auf der Wunschliste einiger Hersteller, entschied sich aber für eine weitere Saison in der Moto2. Es wird erwartet, dass der Spanier früher oder später in der Superbike-WM landet, genau wie einige seiner aktuellen Gegner.