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Hostessen, Häppchen und Wucherer

Kolumne von Ivo Schützbach
Superbike-WM-Titel im Dutzend

Superbike-WM-Titel im Dutzend

Man muss nicht nach Indien reisen, um etwas zu erleben. Ein Trip nach Mailand zum Gala-Dinner der Superbike-WM reicht vollauf.

Mein Hotelzimmer in Monza ist klein aber fein. Das klein bezieht sich auch auf Bett und Fernseher, das fein eher nicht. Egal, ich bin ja nicht zum Schlafen oder Fernsehen hier.

Schwierig erweist sich die Kommunikation mit dem Hotelier, der kein Wort englisch spricht und ich nur wenig mehr italienisch. Auf deutsch, spanisch, französisch oder schwäbisch können wir uns auch nicht einigen. So erklärt er mir halt mit beiden Händen, dass sein Hotel um 24 Uhr schliesst, bis dahin muss ich wieder zu Hause sein. Glaube ich jedenfalls.

Das mit den mangelnden Fremdsprachen ist für ihn kein Problem: Die meisten seiner Gäste sind sicher Italiener. Ausländer wählen sein Hotel kein zweites Mal.

Für die 20 km von Monza bis in den wunderschönen «Palazzo del Ghiaccio» in Mailand brauche ich vernachlässigbare 60 Minuten. Einige Strassen, auf denen ich unterwegs bin, dürfte es laut meinem Navi gar nicht geben. Ein Zeichen, dass sich in Italien etwas tut – ganz Mailand wird umgebaut.

Im Palazzo angekommen ergreift mich die freudige Erkenntnis, dass der Schuppen echt was her macht, schön dekoriert ist und zirka 600 Leute im feinsten Zwirn da sind. Die Hostessen und die Häppchen können sich auch sehen lassen. Doch Vorsicht: den Magen nicht mit unnötigem Kleinkram vollschlagen, es kommt sicher noch etwas Richtiges.

Dass ich an Tisch 53 sitze erscheint mir willkürlich. In der Tat kenne ich keinen der vier anderen Herren. Na ja, wenigstens reden alle englisch. Zu viel, wie mir schnell klar wird. Die drei Engländer und der eine Ami quatschen ununterbrochen, sie lassen sich auch vom Programm auf der Bühne nicht ablenken.

Gut, die Reden von Paolo Flammini sind nicht jedermanns Sache. Aber wenn ein Fred Merkel, Doug Polen oder Carl Fogerty das Mikro ergreift, dann sollte man seinen Mund halten – respektloser Pöbel an meinem Tisch.

Gegen 22.30 Uhr beschäftigt mich langsam die Frage, wann denn endlich das Essen kommt. Dem Vorurteil, dass Journalisten immer da sind, wenn es etwas gratis zu essen gibt, möchte ich an dieser Stelle nicht widersprechen. Wir kommen ja sonst zu nichts. Meine Frage mit dem Essen bleibt unbeantwortet, um 23 Uhr verlasse ich die Gala.

Als Optimist gehe ich davon aus, dass ich dieses Mal keine Stunde brauche, bis ich wieder im Hotel bin. Mehr Zeit habe ich auch nicht, um 24 Uhr ist der Laden ja dicht, erinnere ich mich.

Im Parkhaus angekommen, will der Wucherer von mir unverschämte 13 Euro für 3 ½ Stunden parken haben. Leider habe ich nur noch sieben Euro in bar. Kreditkarte nimmt er nicht, Schweizer Franken, Dollar und 30 Jahre alte Britische Pfund auch nicht. Er gibt mir den Rat, es am Bankomat um die Ecke zu versuchen, mit sieben Euro bekäme ich mein Auto nicht. Zugegeben: Es war etwas optimistisch von mir zu denken, man könne in einem Provinznest wie Mailand mit Kreditkarte bezahlen, nur weil in Brasilien am Strand jeder Caipirinha so beglichen werden kann.

Zu dumm, dass der Bankomat leer geräumt ist und keine Kohle ausspucken will. In meiner Not überzeuge ich in einer Bar den Kellner, dass er mir 20 Euro aus der Kasse gibt, die ich ihm mit Karte bezahle. Nach Abzug der Steuern halte ich die rettenden 16 Euro auf der Hand, das Auto kann ausgelöst werden.

Sind sie schon mal in noblen Schuhen durch die Stadt gejoggt, weil die Geisterstunde unaufhaltsam näher rückt? Ich rate davon ab, die Blasen schmerzen unerhört. Aber der Einsatz hat sich gelohnt: Ich komme vor 24 Uhr im Hotel an. Gut, es war risikoreich die 5 km lange Baustelle mit 30er-Begrenzung in bestem Schumi-Stil zu durchqueren. Aber Italiener sehen das nicht so eng mit den Geschwindigkeitsempfehlungen.

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