Rolf Steinhausen: Erster Titelgewinn vor 50 Jahren
Spätestens nach seinem ersten Grand-Prix-Sieg 1974 auf dem ultraschnellen Kurs in Spa-Francorchamps, bei dem ihm in der letzten Kurve gegen den sechsfachen Weltmeister Klaus Enders das rennentscheidende Ausbremsmanöver gelang, konnte sich Rolf Steinhausen sicher sein, dass er mit dem König-Zweitakt-Bootsmotor und dem Fahrwerk von Dieter Busch auf die richtige Kombination gesetzt hatte. Außerdem hatte er ab dem WM-Lauf in den Niederlanden Josef Huber an seiner Seite, den er neben dem Briten Kenny Arthur noch heute als seinen besten Beifahrer bezeichnet.
Die Saison 1975 startete für Steinhausen/Huber mit einem vierten Platz beim Großen Preis von Frankreich in Le Castellet. Gleich beim nächsten Aufeinandertreffen der Dreirad-Elite auf dem österreichischen Salzburgring ließ die rheinländisch-bayrische Paarung sämtliche Konkurrenten hinter sich und übernahm gleichzeitig die WM-Führung vor den Schweizern Angelo Pantellini/Freddo Mazzoni. Mit dem dritten Rang beim Heim-GP auf dem Hockenheimring konnten sie ihre Führungsrolle nicht nur verteidigen, sondern sogar noch ausbauen.
Der nächste WM-Lauf fand anlässlich der Tourist Trophy auf der Isle of Man statt. Der Deutsche Werner Schwärzel, der bei den Rennen in Frankreich und Deutschland jeweils den zweiten Platz belegt hatte, verzichtete auf die Veranstaltung. Nach seinem Trainingsunfall im Jahr davor hatte er den berühmt berüchtigten Snaefell Mountain Course als zu gefährlich eingeschätzt. Steinhausen dagegen hatte weniger Einwände gegen die Strecke. Bereits 1973 stand er als Dritter auf dem Podium, 1975 verließ er die Insel als Sieger.
Auch wenn Steinhausen/Huber die WM-Tabelle nach vier Bewerben mit 48 Punkten überlegen anführten, war der Gewinn des Weltmeistertitels noch lange nicht in trockenen Tüchern. Vor 50 Jahren gab es nämlich noch Streichresultate. Von den sieben Rennen kamen lediglich vier in die Wertung. Bei noch drei ausstehenden Läufen hatten allen voran Schwärzel mit seinem Beifahrer Andreas Huber – er ist weder verwandt oder verschwägert mit Steinhausens Beifahrer – noch alle Chancen, sich doch noch die WM-Krone aufzusetzen.
Es waren auch Schwärzel/Huber, die beim Grand Prix der Niederlande in Assen triumphierten und Steinhausen/Huber keine Zielflagge sahen. Beim anschließenden WM-Lauf in Spa-Francorchamps kam es genau andersrum. Steinhausen siegte auf der belgischen Piste, die ihm besonders zu legen schien, und Schwärzel verzeichnete einen Ausfall. Damit waren Steinhausen/Huber bereits vor dem WM-Finale uneinholbar und vorzeitig Weltmeister. Da machte es auch nichts mehr aus, dass er sich im tschechischen Brünn seinem Landsmann geschlagen geben musste.
Ein halbes Jahrhundert nach dem denkwürdigen WM-Erfolg von Steinhausen und Huber, der den Zeitenwechsel von den Viertakt-Motoren hin zu den Zweitaktern markierte, lässt man es sich nicht nehmen, anlässlich der Sidecar Trophy in der Motorsport Arena Oschersleben mit einer kleinen Feier an dieses Ereignis zu erinnern.