Entwicklungs-Deutschland: Was im Speedway-Sport fehlt
Im vergangenen Jahr konnten Kai Huckenbeck und Norick Blödorn beim Speedway der Nationen ein sensationelles Rennen fahren und lieferten eines der besten Ergebnisse für ein deutsches Nationalteam. Betrachtet man die seither eingefahrenen Resultate, ist der Schwung aus Manchester verpufft. Mit Verletzungen und Rücktritten macht sich zudem ein sehr bedenklicher Rückgang an Fahrern bemerkbar. SPEEDWEEK.com sprach mit Sascha Dörner, der zusammen mit Mathias Bartz hauptverantwortlich für die Speedway-Nationalteams ist.
Sascha, wie fällt dein bisheriges Saisonfazit aus?
Wir waren bei der Paar- und Team-EM und zuletzt in Ludwigslust und haben uns nirgends qualifiziert. Damit können wir nicht zufrieden und das kann auch nicht unser Ziel sein. Wir haben jetzt noch im September in Pilsen die U19-Paar-EM, in dieser Altersgruppe können ein starkes Team aufweisen.
Vor der Saison 2024 fand in Abensberg ein Camp zur Saisonvorbereitung mit vielen Kaderfahrern statt, 2025 wurde das nicht wiederholt. Was waren die Gründe?
Wir hatten Probleme, einen Termin zu finden. Das Ganze hätte in den Norden verlagert werden sollen, aber da hat sich keiner so richtig der Sache angenommen. In Abensberg im Süden kann ich das organisieren, weil ich vor Ort bin, im Norden ist das aber nicht machbar für mich. Letzten Endes hat sich dann kein Termin gefunden, weil die Jungs, die in Polen fahren, dort schon früh zu ihren Clubs müssen. So eine Geschichte wie in Abensberg hätten wir gerne wieder. Idealerweise wäre so ein Camp nach der Saison und vor der Saison wünschenswert, wenngleich einer wie Norick Blödorn auch mal Urlaub nach der Saison braucht, wenn man sieht, welches Pensum er abspult.
Das Speedway der Nationen ist spät in der Saison. Ist es von Vorteil, dass man über die gesamte Saison schauen kann, wer sich für das Rennen empfiehlt?
Ich glaube, der Zeitpunkt ist relativ. Wir haben ja nicht die größte Auswahl an Fahrern, die wir mitnehmen können. Und es ist ein kleiner Kreis, aus dem wir fünf Fahrer nominieren dürfen. Das wird in den nächsten Wochen passieren, dann sehen wir weiter, wer direkt zum SON geht.
Neben Kai Huckenbeck und Norick Blödorn beim Speedway der Nationen überzeugten zuletzt die Fahrer der 250er-Klasse. Muss man bereits heute die Hoffnungen auf diese Fahrer setzen?
Wir müssen die Durststrecke überstehen, bis die Jungs so weit sind. Es gilt aber auch abzuwarten, was die Jungs machen, ob sie gesund bleiben und wie sie sich bis dahin entwickeln. Wir haben immer das Problem, dass viele erst eine Ausbildung machen wollen, was unserer deutschen Mentalität entspricht. Da liegt der Fokus leider nicht voll auf dem Speedwaysport. Es ist nachvollziehbar und vernünftig, sich ein zweites Standbein aufzubauen, aber da sind uns halt andere Länder weit voraus. Da gehen die Jungs von der Schule direkt ins Profilager, weil sie in ihren Ländern einen ganz anderen Background haben.
Wäre es zur Entwicklung unserer Fahrer wünschenswert, wenn mehr Deutsche in der Bundesliga starten würden?
Ich wäre absolut ein Fan davon, dass mehr Deutsche in der Bundesliga zum Fahren kommen, aber das scheint ja nicht gewünscht zu sein.
In den bisherigen Rennen waren nicht nur du und Matze Bartz als Betreuer bei den Rennen vor Ort, sondern ihr könnt inzwischen auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen. Wie froh seid ihr, dass ihr das Ganze nicht nur zu zweit managen müsst?
Wir arbeiten alle im Ehrenamt. Ich bin zum Beispiel selbständig, da gibt es immer mal Verpflichtungen, die Vorrang vor dem Ehrenamt haben. Matze ist nach wie vor voll mit dabei und wir telefonieren derzeit rund dreimal die Woche und besprechen viele Dinge gemeinsam. Ich bin sehr froh, dass Tim Scheunemann und Jupp Hukelmann in diesem Jahr bei einzelnen Rennen eingesprungen sind. Gerade bei den Junioren ist es wichtig, einen Betreuer mit dabei zu haben, weil die Eltern auch nicht immer zu 100 Prozent sattelfest in der Regelkunde bei internationalen Prädikaten sind. Jupp ist in Ludwigslust für mich eingesprungen, weil ich beruflich verhindert war, und es ist gut, dass wir im Betreuerstab einen solch guten Zusammenhalt haben. Darüber bin ich froh und dankbar.