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Zum 75. Geburtstag: Roland Asch, der Rasche

Kolumne von Rainer Braun
​Am 12. Oktober vollendet Roland Asch seinen 75. Geburtstag. Der Schwabe gilt als eine der schillerndsten und dienstältesten DTM-Akteure in Mercedes-Diensten.

«Dem Asch fehlt doch ein R im Nachnamen», wetterte Ford-Pilot Klaus Niedzwiedz 1989 beim Flugplatzrennen in Mainz-Finthen am ZDF-Mikrofon, mit einem wütenden Seitenblick auf seinen Kontrahenten.

Moderatorin Christa Haas wandte sich sogleich dem gut gelaunten Mercedes-Mann Asch zu, der den führenden Ford-Konkurrenten von der Spitze weggerempelt und damit den ersten DTM-Sieg eines 190er Evo-Modells perfekt gemacht hatte. «Und, Herr Asch, was sagen Sie denn jetzt dazu?»

Lächelnd und mit Unschuldsblick antwortete Roland in breitestem schwäbisch: «Ha, der Klaus het mir sicher e Kompliment mache wolle und gmeint, dass i statt Asch besser hätt Rasch heiße sollt.»

Schallendes Gelächter rundherum.

Zwar ist das nun schon 36 Jahre her, aber das Szenario ist bei mir als damaligem Kommentator der TV-Sendung noch immer so präsent, als wäre es gestern gewesen.

Dem Bilderbuch-Schwaben Roland Asch hat es auf der Rennstrecke noch nie an Schlagfertigkeit gefehlt, wenn es nach Raufereien mal Diskussionsbedarf gab. Er war ja auch nie zimperlich, der Roland, er hat ordentlich reingehalten und ausgeteilt. Aber er hat auch einstecken können und ist keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen.

Kurzum, Roland war sicher kein Kind von Traurigkeit in diesem seinem Metier. Und er galt stets als einer der Publikums-Lieblinge mit großer Fan-Gemeinde.

Ein Kämpfer mit Herzblut, der auch mal übers Ziel hinausschoss und dafür wie in Finthen Schelte von seinen Konkurrenten einstecken musste. Aber letztlich wollten die Fans ihren Roland genauso so sehen, wie er nun mal ist. «Roland, lass laufa» stand auf jenem Betttuch, das seine Fans bei fast jedem DTM-Lauf in seiner Mercedes-Zeit über den Zäunen der Rennstrecken ausrollten.

Unvergessen auch die TV-Livebilder aus Rolands Cockpit, wenn er mit weit aufgerissenem Mund seine Lenkradarbeit verrichtete und mit dem Auto kämpfte. «Warum lacht der Asch immerzu im Rennauto?», war eine damals oft gestellte Zuschauerfrage beim übertragenden Sender.

«Nein, er lacht nicht, dass sieht nur so aus, weil er hochkonzentriert ist. Der eine reißt den Mund weit auf, der andere beißt sich auf die Lippen», lautete meine gebetsmühlenartige Erklärung dazu.

Als der Chef eines Ford-Händlerbetriebs im schwäbischen Ammerbuch bei Tübingen nach höchst erfolgreichen Starts bei Bergrennen mit Meister-Krönung 1985 seine Liebe zur DTM entdeckte, war ihm zunächst mal klar, dass seine Vorgeschichte kein Freifahrtschein für die nahtlose Fortsetzung seiner Karriere bedeutete.

Zunächst drosch der Handwerksmeister einen bulligen Ford Mustang mit richtig viel Qualm an der Kette durch die Gegend und beendete seine erste volle DTM-Saison 1985 hinter Olaf Manthey und Harald Grohs immerhin schon auf einem achtbaren dritten Schlussrang.

Am Beginn des großen Mercedes-Abenteuers in der DTM stand zunächst mal ein privates Investment von rund 80.000 D-Mark (ca. 40.000 €) für den Kauf eines 190 2.3-16. Den hatte der gelernte Kfz.-Meister selbst für DTM-Einsätze hergerichtet und startete als Privatmann in die Saison 1988. Begleitet von drei Kumpels als Mechaniker, deren Berufe (Dachdecker, Steuerberater und Fleischer) freilich wenig bis nichts mit dem schraubenden Gewerbe zu tun hatten. Aber der Schein trog.

Denn im Laufe des DTM-Jahres 1988 stieß die hohe Ingenieurskunst einer gewissen «Daimler Untergrund-Truppe aus Stuttgart» zur Asch-Mannschaft und machte aus dem bunt lackierten, privaten 190er im Valvoline- und Fuji-Look einen Garant für Podiumsplätze.

Fast hätte es sogar noch zum Titelgewinn gereicht, am Ende fehlten Vizemeister Asch lediglich 16 Punkte auf Meister Klaus Ludwig im Ford Sierra RS 500.

«Rückblickend war 1988 für mich das schönste DTM-Jahr überhaupt», sagt Asch heute, «wir waren ein wild zusammengewürfelter Haufen, fröhlich, unbeschwert, ohne Stress und Zwänge. Es war einfach nur wunderbar.»

Die Berufung in den Werks-Fahrerkader anlässlich des offiziellen Einstiegs von Mercedes als Werksteam in die DTM 1989 war für Roland Asch eine Art Ritterschlag, zumal sich Mercedes-Chef Prof. Werner Niefer persönlich dafür eingesetzt hatte, dass mit Asch «wenigstens ein Schwabe» dem Werksteam angehört. Roland wurde zunächst bei «MS Jet Racing» platziert, danach bei den Teams Snobeck, Zakspeed und AMG.

Sechs Jahre blieb er Mitglied der Stuttgarter Werks-Mannschaft. Mit sechs Siegen und mehr als 1.000 DTM-Punkten bedankte er sich für das in ihn gesetzte Vertrauen. Bis 1994 war Roland fester Bestandteil der DTM, danach orientierte er sich neu.

Super Tourenwagen (STW) für Ford, Nissan und Irmscher-Opel, die V8 STAR-Serie mit Einheitsmotoren und Starts u.a. mit Porsche bei den 24 Stunden am Nürburgring waren seine nächsten Stationen, bevor er begann, sich langsam aus dem aktuellen Rennsport zurückzuziehen.

Aber da war doch noch was parallel zum DTM-Engagement – der Porsche 944 Turbo Cup, den er für Porsche-Strähle in Schorndorf bestritt. Diese exklusive Marken-Rennserie beherrschte Roland Asch zwischen 1987 und 1989 derart dominant, dass die Konkurrenz der Verzweiflung nahe war.

Dreimal in Folge gewann er diese Meisterschaft, was ihm den Beinamen «Mister Porsche 944 Cup» einbrachte. Als einsamer Rekord sind seine acht Rennsiege hintereinander aus der Saison 1988 in die Porsche-Cup-Historie eingegangen. Dass Roland auch mit dem Porsche Carrera eine sichere Bank für Rennsiege blieb, bewies sein Cup-Gesamtsieg 1991.

Nach dem Ende der ersten DTM-Dekade 1995 vergnügte sich Asch als Ford- und Nissan-Chauffeur in der Ersatz-Rennserie STW und bot den Zuschauern wilde Action in allen Varianten. Danach folgten noch Gastspiele in der bulligen V8 Star-Rennserie.

Obwohl der aktive Rennsport heute kaum noch eine Rolle spielt, wurde das Leben von Roland Asch keineswegs ruhiger und beschaulicher. In seinem Ford-Betrieb guckt der Kfz.-Meister natürlich immer noch seinen Leuten über die Schulter oder restauriert Oldtimer. Sohn Sebastian (39) ist immer ein Thema – auch dank guter Ratschläge des Herrn Papa reifte der Junior-Chef zu einem ebenfalls erfolgreichen Mercedes-Rennfahrer in der GT Masters-Serie heran.

Und natürlich holten die Stuttgarter ihren alten DTM-Helden als Botschafter in ihr Classic-Team zurück. Mit seinen Ex-Teamkollegen Klaus Ludwig, Bernd Schneider und Kurt Thiim nimmt er immer wieder gerne an historischen Events teil.

Auch Gelegenheitsstarts bei den Tourenwagen Classics gehören nach wie vor zum Programm des Ruheständlers Asch. Hier klemmt er sich nicht nur hinters Lenkrad seines alten DTM-Mercedes, sondern zusammen mit Sohn «Basti» lässt er es auch in einem selbst neu aufgebauten Ford Sierra RS 500 Turbo ordentlich «laufa».

Den 75. Geburtstag verbringen der Jubilar und seine Frau Gretel mit einer dreiwöchigen Tour quer durch Italien und Sizilien, in deren Verlauf auch noch der 50. Hochzeitstag der beiden fällt. Als Fortbewegungsmittel dient dabei die Original-Version jenes Kult-Capri RS 2.6 von 1971, den Asch in seiner Ford-Vertretung seinerzeit dutzendfach verkauft hat.

Lieber Roland, deine vielen tollen Auftritte während deiner DTM-Zeit haben die Fans auch nach so langer Zeit nicht vergessen. Bleib’ weiter gesund und sei stolz darauf, ein gutes Stück jener DTM-Geschichte zu sein, die für so viele Rennsport-Enthusiasten unvergessen bleibt. Happy Birthday und die besten Wünsche vom Autor und der SPEEDWEEK.com-Redaktion.


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