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Olympia-Rallye - Revival: Emotionen und Erinnerungen

Von Toni Hoffmann
In einem Spalier von Fans auf dem Weg von Kiel nach München. Nun ist auch das Revival Geschichte: Die sechstägige Fahrt von Kiel nach München, oder wie ein Teilnehmer sagte: von den Matjes zur Weißwurst.

Das Revival endete in einem emotionalen Abschluss-Abend in der Motorworld München. Deutschlands ‚artenreichste‘ Oldtimer-Rallye war auch eine Erinnerungsreise an die 50jährige Geschichte von Walter Röhrl im internationalen Rallyesport. «Das waren herausfordernde sechs Tage in einer fahrenden Sauna», erklärte der Doppelweltmeister, «bis zur Olympia-Rallye vor 50 Jahren war ich ein ‚normaler‘ Mensch. Dann nahm mein Leben die entscheidende Wendung zum Profisportler. Bei dieser Reise von Nord nach Süd habe ich nur Zustimmung erfahren, es waren unglaublich viele Fans an den Strecken. Herzlichen Dank an alle, die das ermöglicht haben.»

Sein damaliger Teamkollege Jochi Kleint war von Kiel an dabei, «Erinnerungen, Emotionen, das alles gab es diese Woche in Hülle und Fülle. Dazu habe ich alte Freunde getroffen und so viele Zuschauer – es war genauso wie 1972. Für mich persönlich ist das ein toller Abschluss meiner Laufbahn.»

Für die letzte Etappe von Regensburg nach München kam auch Jean-Pierre Nicolas dazu. Der Gesamtsieger von 1972 sagte: «Ich habe gute Erinnerungen an die ‚Olympia’. Der Sieg 1972 war ein großer Sprung für meine Karriere. Dazu habe ich einen der weltbesten Piloten geschlagen, Walter Röhrl, den aber damals noch keiner kannte. Ich war schon damals sehr beeindruckt von seiner Leistung. Es ist faszinierend, jetzt wieder hier sein zu können. Ich bin froh, ein Teil dieser Veranstaltung sein zu dürfen. Das war heute ein fantastischer Tag, mit der Alpine auf Plattling war es genauso wie vor 50 Jahren.»

Die Showrunden auf der Sandbahn in Plattling verfolgten über 3.000 Fans. Nicolas damaliger Beifahrer Jean Todt meldete sich am Abend per Videoschalte aus den USA: «Ich habe gute Erinnerungen an 1972 und es tut mir leid, dass ich heute nicht bei euch sein kann.» Auch der finnische Rallye-Professor Rauno Aaltonen machte sich auf den Weg von Regensburg bis in die Motorworld. «Ich war ja schon sehr früh in Deutschland unterwegs, aber erst 1972 bei der Olympia-Rallye habe ich dieses Land so richtig kennen gelernt. Dieses Revival bietet mir ein tolles Wiedersehen mit der Veranstaltung und vielen Freunden und Bekannten.»

Achtfacher Champion Ogier lobt Legende Röhrl

Eine der vielen Überraschungen des Abends war die Anwesenheit des amtierenden Rallye-Weltmeisters Sébastien Ogier. «Walter ist für mich eine Legende, vor allem durch seine Siege bei meiner Heimrallye, der Rallye Monte-Carlo. Ich bin sehr glücklich, zu seinen Ehren heute hier zu sein zu können.» Auf die Frage, was den Unterschied im Rallyesport in der Ära Röhrl oder der aktuellen Zeit ausmache sagte er: «Rallye ist einfach, du musst nur so schnell wie möglich von A nach B fahren.»

Die zweifache Damen-Weltmeisterin Isolde Holderied und Europameister Armin Kremer führten eine Riege weiterer Top-Sportler an, die zum Finale des Revivals angereist waren. Armin Schwarz nahm die letzte Etappe in seinem Lancia Stratos unter die Räder, «1972 stand ich als junger Bub mit meinem Vater bei der Metz-Rallye im Wald. Das einzige Fahrzeug, das man schon lange hören konnte, bevor es zu uns kam, war der Stratos. Damals wollte ich den schon haben. Von meinem ersten Geld als Rallye-Profi habe ich mir dann einen originalen Stratos gekauft, es ist einer von nur 20 gebauten Vierventilern. Mit diesem Auto bin ich nun gerne ein Teil dieses rollenden Museums, denn die alten Autos müssen gefahren, gezeigt und gehört werden. Das riesige Medieninteresse dieses Revival macht Hoffnung für die Zukunft.»

Der Sieg in der sportlichen Wertung des Revivals ging an Jörg Pöhlemann / Marc Stoll in ihrem Porsche 924. Platz zwei belegten Dr. Roland Wittmann / Stephan Auer im Mercedes Benz 190E 2,5-16Evo. Das Podium komplettierten Martin Bonn / Rolf Pellini in ihrem Fiat 128 Spezial.

Markante Kennzeichen dieses Revivals waren die Klimaneutralität und die Unterstützungsaktionen «Oldtimer helfen Youngtimern». Zur Kompensation der CO2-Emmissionsschadstoffe wird im Harz ein Mischwald aufgeforstet, der zudem widerstandfähiger gegen den Klimawandel ist. Zudem wird in der Eifel für jeden Teilnehmer ein Baum gepflanzt. Zur Unterstützung von sozial Schwächeren gab es viele Aktionen. Die erste Scheckübergabe von ‚72 Hundertern‘ (7.200 Euro) erfolgte in Kiel an die Organisation von «Kids in die Clubs». Unterstützt wurden weiterhin die Projekte Projekt Brotzeit e.V., HORIZONT e.V., ASHA e.V. und die Stiftung Antenne Bayern. Alle Projekte konzentrieren sich auf die finanzielle Unterstützung bei unverschuldeter Armut und sozialer Benachteiligung für Kinder und Jugendliche („Youngtimer“) in unserem, vermeintlich so reichen Deutschland.

Hier eine Auswahl der Stimmen der Teilnehmer:

«Sechs tolle Tage, wir sind glücklich»; «Ein Traum, wunderbar, eine „Riesen Geschichte»; «Ein tolles Erlebnis, von den Matjes bis hin zur Weißwurst»; «Ich habe noch nie so viel Deutschland gesehen»; «Ein einmaliges Erlebnis, ich bin glücklich, dabei gewesen zu sein»; «das war kein Ponyhof»; «Das Winken zu den Fans war fast anstrengender als die Fahrerei»; «Ein riesiger Spaß»; «eine rattenscharfe Rallye»; «fantastische, einmalige Veranstaltung»; «total begeistert, aber ebenso erschöpft»; «wir waren zwar wenig erfolgreich, aber hatten viel Spaß».

Joachim Graf von Finckenstein / Christina Gräfin von Finckenstein, DRIVERSBUSINESS CLUB, Autobianchi A112 Abarth, Baujahr 1972, Klasse 1
«Die Freude der vielen Fans entlang der Strecken, das war beeindruckend. Sie haben uns bewiesen, dass Altes Blech doch nicht out ist, sie haben es deutlich gezeigt.»

Jens Goepel / Uwe Siefkens, DIE WATTRENNER, Volvo Amazon, Baujahr 1967, Klasse 1
«Danke, dass wir dabei sein durften. Es gibt sicherlich einige Punkte, die man kritisieren könnte, aber die positiven Dinge überwiegen bei weitem. Herzlichen Dank für diese Veranstaltung.»

Claus Wagner / Tobias Wagner, Alpine Renault A 110 1600 S, Baujahr 1972, Klasse 1
«Es ist eine Ehre, bei diesem Jubiläum dabei sein zu dürfen.»

Ingo Buck / Janik Buck, Automobilclub von Lübeck e.V. im ADAC, Ford Taunus 20 M Coupé, Baujahr 1967, Klasse 1
«Am 15. Oktober letzten Jahres haben wir mit der Restauration begonnen. Letzte Woche Mittwoch dann die Hauptuntersuchung, am Donnerstag wurde er zugelassen und dann sofort zum Revival. Und jetzt sind wir ohne vorherige Probefahrt stressfrei von Kiel nach München gefahren.»

Michael Bartholemy / Noah Bartholemy, Zebulon Classic Rallye Team, Ford Escort RS 2000, Baujahr 1974, Klasse 2
«Ich bin begeistert, wie viele Fans an der Strecke standen, das ist einfach nur grandios“.

Peter Schuler / Yannic Wilkin, KÜS Motorsport, Porsche 911 S/T 2,5, Baujahr 1972,

Klasse 1
«Wir haben die Tour der Leiden glücklich gemeistert und sind im Ziel. Auch mit Problemen mit der Benzinpumpe und dem Getriebe sind wir hierher gekommen. Das war eine erstklassige Veranstaltung, danke an die gesamte Organisation.»

Mathias Dahms / Richard Dahms, ARGH Rennfahrers, Porsche Carrera RS 2.7,

Baujahr 1973, Klasse 2
«Wir sind total im Eimer, aber unser Auto hat gut durchgehalten.»

Steffi Edelhoff / Birgit Binder, Ford Escort RS 2000, Baujahr 1973, Klasse 2
«Das waren fantastische Tage, jeder war ganz besonders. Wir sind in einem Spalier von Fans durch Deutschland gefahren.»

Hanns Proenen / Volker Schwering, Alt Opel IG, Opel Commodore, Baujahr 1976,

Klasse 2
«Ich durfte an einem Jahrhundertereignis teilnehmen, das treibt mir die Tränen in die Augen.»

Wolfgang Weimar / Hiltrud Weimar, Oldtimer Stammtisch Staffel, VW Golf D Rallye,

Baujahr 1978, Klasse 2
«Superschön, super anstrengend, ein breit gefächerter Mix anspruchsvoller Aufgabenstellungen. Ich würde sofort wieder losfahren.»

Samuel Thiele / Klaus Thiele, Thiele Rallye Team, Porsche 911 SC Gr. 4, Baujahr

1983, Klasse 2
«Wir werden noch einige Wochen brauchen, um diese Erlebnisse alle zu verarbeiten.»

Achim Bittmann / Timo Bittmann, www.Hoffmann-Speedster.com, VW Golf GTI, Baujahr 1983, Klasse 2
«Die vielen Fans entlang der Strecke haben bei mir regelrechte Gänsehaut verursacht.»

Josef Schölderle / Monika Schölderle, Opel GT, Baujahr 1972, Klasse 1
«Das frühe Aufstehen war ein echtes Handicap, aber sonst wären wir ja noch nicht hier.»

Peter Petersmann / Frank Reimann, MSC Oldenburg im ADAC e.v., Audi Coupé

Quattro 2.3E, Baujahr 1989, Klasse 2
„Ich habe Pipi in den Augen, herzlichen Dank an alle, die das ermöglicht haben.“

Reinhard Moll / Sonja Moll, DeLorean DMC 12, Baujahr 1982, Klasse 4
«Alles quietscht und klappert, unser DeLorean muss wieder zurück aus der Zukunft und schnell in eine Werkstatt.»

Das war die Route von Kiel nach München oder:
Von den Matjes zur Weißwurst:

Tag 1 (Montag, 08.08.2022) – 295 km – 8 WPs
Kiel – Lübeck – Adendorf – Mölln – Wolfsburg
Tag 2 (Dienstag, 09.08.2022) – 396 km – 8 WPs
Wolfsburg – Braunschweig – Reitling im Elm – Einbeck – Bad Karlshafen – Paderborn
Tag 3 (Mittwoch, 10.08.2022) – 336 km – 7 WPs
Paderborn – Warstein – Meinerzhagen – Köln
Tag 4 (Donnerstag, 11.08.2022) – 483 km – 8 WPs
Köln – Gemünden – Kaiserslautern – Speyer (längste Etappe)
Tag 5 (Freitag, 12.08.2022) – 425 km – 8 WPs
Speyer – Hockenheim – Neckarsulm – Gunzenhausen – Greding – Regensburg
Tag 6 (Samstag, 13.08.2022) – 317 km – 9 WPs
Regensburg – Konzell – Grün – Plattling – Pilsting – Landshut – München

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