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«Schnellste GT3-Serie»: Große Ziele und erster Zoff

Von Andreas Reiners
Bei den Testfahrten in Hockenheim kam erstmals die Balance of Performance zum Einsatz. Mit ihr will die DTM die schnellste GT3-Serie der Welt sein. Zoff gab es auch schon.

Gerhard Berger hatte sich viel vorgenommen, er wollte die DTM abheben von der Konkurrenz. Der Österreicher hatte eine Art GT-Pro-Reglement im Sinn, wollte zum Beispiel die stehenden Starts beibehalten. Das Ganze sollte ein bisschen spektakulärer aussehen als bei anderen GT3-Serien.

Doch da spielten die Hersteller nicht mit, die an ihren GT-Autos Änderungen hätten vornehmen müssen, was zusätzliches Geld gekostet hätte.

Trotzdem legte die DTM bei den Testfahrten in Hockenheim einen Blitzstart hin. Lucas Auer fuhr am zweiten Tag im Winward-Mercedes in 1:36,153 Minuten die Gesamtbestzeit. Zum Vergleich: Die Pole-Zeit im GT Masters lag 2020 bei 1:38,193 Minuten. Die DTM war also etwas mehr als zwei Sekunden schneller.

Denn das Ziel bleibt es weiterhin, sich abzuheben. «Die DTM strebt es an, die schnellste GT3-Serie zu werden», sagte Michael Resl, der Technikchef der ITR im Rahmen der Tests in Hockenheim: «Unsere Balance of Performance ist darauf ausgelegt, die Autos so performant wie möglich zu machen, damit sie ihre ganze Klasse zeigen können.»

Balance of Performance ist das neue Zauberwort, das mit dem neuen technischen Reglement Einzug hält. In der DTM sind 2021 Audi, BMW, Mercedes, Ferrari und an drei Rennwochenenden auch ein McLaren am Start, weshalb es unterschiedliche Fahrzeug-Konzepte wie Front-, Mittel- und Heckmotor sowie Motoren-Varianten – Acht- oder Zehnzylinder, Turbo- oder Saugmotor geben wird.

Die sollen durch die BoP angeglichen werden, damit die Rennen ausgeglichen und spannend sind. Die Angleichung des Leistungsspektrums erfolgt unter anderem durch Anpassungen des Fahrzeuggewichtes, der Fahrhöhe, des Lufteinlasses bzw. des Ladedrucks. Der Automobil-Dienstleister AVL beschäftigt sich in dieser Saison mit dem Thema.

Wie tastet sich die DTM an das knifflige Thema, das durchaus Konfliktpotenzial hat, heran? In Hockenheim gab es eine spezielle Test-BoP, die den Autos von Mercedes, BMW, Audi und Ferrari eine möglichst lange Leine ließ.

Von den Autos gibt es virtuelle Modelle, die mit den gewonnenen Daten aus Hockenheim gefüttert werden. «Wir müssen dann überprüfen, ob die hier erhobenen Daten Sinn ergeben. Das ist ein fortlaufender Prozess», sagte Resl.

Dann werden Simulationen durchgeführt, um die virtuellen Modelle zu optimieren. Bei den nächsten Tests auf dem Lausitzring Anfang Mai gibt es dann eine neue Version der BoP, die mehr in Richtung Rennen gehen wird.

«Wir hätten am liebsten keine Restriktionen und gar keine BoP. Es ist aber unser Interesse, dass die Autos so nah beisammen sind wie es nur geht. Auch aus mentalen Gründen, was die Fahrer betrifft. Deswegen haben wir diese Test-BoP eingeführt», sagte Resl, der trotz der Anpassungen davon ausgeht, dass die Autos nicht viel langsamer sein werden.

Und was sagt Berger? Dem ist es laut eigener Aussage «nicht mal so wichtig, dass wir die schnellste Serie sind. Ich glaube, dass wir sie sein werden, weil wir die besten Fahrer und Teams haben. Das Wichtigste ist, dass wir eine transparente, faire und ausgeglichene Startposition haben für die unterschiedlichen Marken.»

Man brauche Sport mit Rad-an-Rad-Duellen, und das mit verschiedenen Marken, sagte der Österreicher: «Dann können wir optimalen Motorsport liefern. Ob die Rundenzeiten eine halbe Sekunde langsamer oder schneller sind, ist sekundär.»

Schnellste GT3-Serie hin oder her: Zoff gab es bereits zum Auftakt, denn HRT-Besitzer Hubert Haupt befürchtet, dass die Konkurrenz taktiert, um bei der Festlegung der BoP besser wegzukommen. Ein Mercedes-AMG GT3 hatte nicht nur die Bestzeit der Tests hingelegt, am zweizten Tag standen sechs der sieben Mercedes vorne. Haupt warnt, dass man das nicht durchgehen lassen dürfe.

«Natürlich ist das noch keine Standortbestimmung für die Saison. Zumal ich vermute, dass einige Hersteller noch nicht alles gezeigt haben», sagte er. «Für HRT kann ich sagen, dass wir – genau wie die anderen Mercedes-AMG Teams – voll attackiert haben. Wir haben uns nicht versteckt und werden weiter mit offenen Karten für eine faire BoP und damit für unseren Erfolg arbeiten», so Haupt weiter.


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