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Team Bolliger feiert Platz 3: «Etwas Großes gezeigt!»

Von Tim Althof
Beim Saisonfinale 2025 der Endurance-WM musste das Bolliger-Team aus der Schweiz zunächst einmal mehr das Feld von hinten aufrollen. Doch am Ende konnte das Team von Kevin Bolliger einen Podestplatz feiern.

Die Langstrecke hat ihre eigenen Gesetze. Und so war es auch beim Bol d’Or am vergangenen Wochenende. Das private Team Bolliger Siwtzerland kam zunächst gut ins Rennen über 24 Stunden auf dem Circuit Paul Ricard. Doch plötzlich sahen die Fans auf den TV-Bildschirmen Fahrer Nico Thöni die Kawasaki schieben. Was war passiert? Die Steckachse am Hinterrad hatte sich offensichtlich gelöst und der Österreicher konnte gerade so einen Sturz vermeiden.

«Ja, wir wissen bisher nicht, was zu dem Problem geführt hat», erzählte Teamchef Kevin Bolliger im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das müssen wir zu Hause noch in Ruhe analysieren. Der Schlagschrauber hatte wahrscheinlich ein Problem mit dem Drehmoment. Nico fuhr nach dem Stopp noch vier Runden und plötzlich wurde das Bike instabil. Es hat am Bike hinten alles verzogen, auch die Antriebskette und der Kettenspanner waren defekt. Wir hatten Angst, dass auch noch die Schwinge in Mitleidenschaft gezogen wurde, aber das war nicht der Fall. Wir sind froh, das nicht mehr passiert ist.»

In der Zwischenzeit war die Mannschaft aus Ruppoldsried auf den vorletzten Platz zurückgefallen. Im weiteren Verlauf des EWC-Finales kam es dann noch zu weiteren Zwischenfällen beim Team mit dem Fahrertrio Nico Thöni, Alex Toledo und Pedro Romero Barbosa. «Am Abend mussten wir den Speedsensor tauschen. Außerdem ist uns dann aufgefallen, dass der Kühler ein Loch hatte. Wir mussten das Bike also in die Box schieben und den Kühler tauschen, was uns nochmal einige Minuten gekostet hat», betonte Bolliger. «Der Kühler ist natürlich sehr heiß in so einem Rennen, aber zum Glück haben wir ein geschlossenes System, wo wir einfach Wasser nachfüllen können.»

«Die Bremsen mussten wir erst nach Mitternacht wechseln», fügte der Teamchef der Privatmannschaft an. «Da sind wir wirklich stark unterwegs mit unseren Partnern Behringer und SBS. Andere Teams müssen nach sechs oder sieben Stunden tauschen, wir können teilweise 12 oder 13 Stunden damit fahren und wir hatten sogar noch einige Zehntel Belag drauf. In Le Mans oder Barcelona musst du natürlich früher an die Bremsen ran, denn das sind Strecken, die die Bremsen mehr beanspruchen. Aber beim Bol d’Or kommen wir mit einem Wechsel aus.»

Neben den Bremsen ist der Sohn von EWC-Legende Hämpu Bolliger auch mit den Reifen 2025 sehr gut aufgestellt. «Wir sind mit Pirelli sehr zufrieden. Wir hatten in Barcelona und auch beim Bol d’Or eine SCX-Mischung am Start und wo die Superbiker nach 20 Runden schon klagen, kommen wir mit unseren Fahrern noch sehr gut klar. Das spricht für unser Set-up und alles Drum und Dran. Sofern es von allen Seiten zpasst, würden wir gerne auch 2026 so weitermachen.»

Wie so häufig, zählt das Rennen in Südfrankreich aufgrund der Streckencharakteristik zu den größten Herausforderungen für die Technik. Allein die 1,8 km lange Mistral-Gerade ist eine Nummer. Bolliger dazu: «Es kann immer sein, dass etwas passiert, aber prinzipiell fahren wir mit einem Standard-Motor. Der Zylinderkopf wurde bearbeitet, aber wir fahren keine Kit-Teile. Wir möchten da kein Risiko eingehen. Die Fahrer sprechen zwar immer mit uns über den nicht ganz so hohen Top-Speed. Aber am Ende konnten wir im Windschatten bei YART dranbleiben. Wir setzten generell auf Konstanz und Kontinuität, das hat sich einmal mehr ausgezahlt.»

«Wir fahren seit diesem Jahr mit einer Kit-Elektronik, die Oliver Skach auch in der IDM einsetzt. Damit sind wir sehr zufrieden. Wir wollten das zunächst etwas diskret halten, die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut und der Support von Oli und seinem Team ist großartig», lobte der Kawasaki-Teamchef einen seiner Partner. «Wir konnten damit gute Fortschritte erzielen, haben aber noch Potenzial, sodass wir über den Winter gut was zu tun haben. So können wir uns beim Spritverbrauch sicher noch verbessern, um nächstes Jahr vielleicht eine Runde weiter zu kommen. Stillstand ist Rückschritt und somit gehen wir es aktiv an, um den Rückstand nach vorne vielleicht noch weiter zu verringern.»

Nach 24-Stunden kam das Team auf Gesamtplatz 8 ins Ziel. Da aus der EWC-Klasse nur Yoshimura SERT Motul und das Yamaha Austria Racing Team vor dem Kawasaki-Team die Zielflagge sahen, ging es für die Fahrer und den Teamchef auf das Podium. Erstmals seit Le Mans 2015 durften die EWC-Routiniers die Korken auf dem Endurance-WM-Podium knallen lassen.

«Es war schön, da oben zu stehen und die kleine Schweiz mit der Landesflagge zu repräsentieren. Man muss mit uns rechnen und es war ein gutes Gefühl», betonte Kevin Bolliger. «Aber dennoch fühlt es sich für mich eher wie ein achter Platz an, ohne die Ausfälle der beiden Team kurz vor Schluss eher sogar nur Platz 10. Am Ende haben es aber vor allem die Fahrer und das Team verdient, diesen Podestplatz zu feiern. Die ganze positive Energie von Barcelona haben die Jungs mit nach Frankreich gebracht und wir haben etwas Großes gezeigt.»

«Insgesamt war es eine gute Saison mit dem Sieg in Barcelona und dem Podium beim Finale. Aber die Jungs möchten gerne nach Suzuka und so werden wir alles versuchen, um nächstes Jahr in Suzuka am Start zu stehen – dafür sind natürlich auch Sponsoren gern gesehen, um die Hotelzimmer, Flüge und so weiter zu finanzieren.»

Ergebnis Bol d’Or (21. September):

1. Yoshimura SERT Motul (Black, Masson, Linfoot), Suzuki GSX-R1000R, 728 Runden
2. YART Yamaha (Fritz, Hanika, O'Halloran), Yamaha YZF-R1, +3 Runden
3. Champion-MRP-Tecmas (Cresson, Jähnig, Kovacs, Soomer), BMW M1000RR (SST), +19
4. Rac41 Honda (Leesch, Ishizuka, Manfredi, Poncet), Honda CBR1000 RR-R (SST), +19
5. National Motos Honda (Suchet, Raymond, Nigon), Honda CBR1000 RR-R (SST), +20
6. Team 18 Pompiers (de la Vega, Guittet, Pellizotti, Challamel), Yamaha YZF-R1 (SST), +27
7. Revo-M2 (Calia, Saltarelli, Ferroni, Vitali), Aprilia RSV4 (SST), +29
8. Team Bolliger Switzerland (Thöni, Romero, Toledo), Kawasaki ZX10R, +35
9. Mana-au Competition (Jacob, Fetz, Elliott), Honda CBR1000 RR-R, +36
10. Team 33 Louit April Moto (Antiga, Sanchis, Gonzalez, Vugrinec), Kawasaki ZX10R (SST), +36

Ferner:
14. Team Tati Ava6 (Clere, Krummenacher, Renaudin), Honda CBR1000 RR-R, +58
24. Wojcik Racing Team 777 (Torres, Molik, Steinmayr, Spinelli), Honda CBR1000 RR-R (SST), +79

Ausgeschieden:
BMW Motorrad World Endurance (Reiterberger, Guintoli, Odendaal), BMW M1000RR
AutoRace Ube (Uramoto, Baz, Mercado), BMW M1000RR
Motobox Kremer Racing (Morais, Smits, Rubin), Yamaha YZF-R1
Aprilia Le Mans 2Roues (Dehaye, Dupuy, Parisse, Ubl), Aprilia RSV4
F.C.C. TSR Honda (Techer, Hada, Perolari), Honda CBR1000 RR-R
ERC Endurance (Mikhalchik, Foray, Checa), BMW M1000RR
Elf Marc VDS / KM99 (Delbianco, Marino, Guarnoni), Yamaha YZF-R1
Team Etoile (Okubo, Ito, Watanabe, Okuda), BMW M1000RR (SST)
Kawasaki Webike Trickstar (Ramos, Leblanc, Di Meglio), Kawasaki ZX10R

WM-Endstand 2025:

1. YART Yamaha, 139 Punkte
2. Yoshimura SERT Motul, 138
3. BMW Motorrad World Endurance, 108
4. Kawasaki Webike Trickstar, 83
5. ERC Endurance, 74
6. F.C.C. TSR Honda, 69
7. Team Bolliger Switzerland, 67
8. Mana-au Competition, 53
9. ELF Marc VDS/KM99, 41
10. Maxxess by BMRT, 40
11. Team Tati AVA6, 36
12. Motobox Kremer Racing, 36
13. Honda HRC, 35
14. Maco Racing Team, 31
15. AutoRace Ube Racing, 31
16. Team PMS99 Yamaha Service, 31
17. Yamaha Racing Team, 28
18. SDG Team HARC-Pro., 21
19. Team ATJ with Docomo, 14
20. Wojcik Racing Team, 12
21. Honda Asia-Dream Racing, 11
22. Sanmei Team Taro, 9
23. Marumae Team Kodama, 8
24. Kingtyre Fullgas Racing, 8
25. Honda Suzuka Racing, 7
26. Team Babyface Titanium, 6
27. Team LRP Poland, 6
28. Bakoun RPT Nagano, 5
29. JOJ Racing Parts, 5
30. Dog House, 3
31. SDG Ducati Kagayama, 2
32. Team Sugai, 1

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