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Toto Wolff (Mercedes): Regeln für Hamilton und Bottas

Von Mathias Brunner
Toto Wolff

Toto Wolff

​Mercedes-Teamchef Toto Wolff (45) und seine Truppe standen vor der schwierigen Aufgabe: Wie mache ich das beste Formel-1-Team noch besser? Der Wiener spricht über die Herausforderung 2017.
Toto, wie siehst du die 2017er Saison?

Ich bin schon mal glücklich, dass wir hier eine Präsentation machen können. Früher haben wir bis auf die letzte Rille vor dem Barcelona-Test gearbeitet und das Auto nur ganz kurz in Spanien in der Boxengasse gezeigt. Wir wollten uns ein wenig Luft geben, und das haben wir getan. Was 2017 angeht, so geht wirklich alles zurück auf null. Nicht nur, was die WM-Punkt angeht. Wir waren in einem tollen Schwung mit all unseren Siegen, das ist nun durch die neuen Regeln unterbrochen. Wo das hinführt, weiss derzeit keiner.

Aber das neue Reglement erlaubt eben auch, dass wir die Möglichkeit erhalten, viele frische Ideen einzubringen. Wo wir stehen, das werden wir frühestens nach den ersten paar Rennen wissen. Aber wir erwarten mehr Gegenwind.

Neue Gesichter bei Mercedes, Valtteri Bottas für Nico Rosberg, James Allison als Technikchef bald statt Paddy Lowe. Was bedeutet das für das Team?

Dieses Auto ist das Ergebnis der Arbeit vieler, vieler Mitarbeiter. Klar stehen da Bottas oder Allison im Rampenlicht, einfach weil mehr über sie gesprochen wird. Wir haben uns bei Bottas und Allison überlegt, wer am besten in unser System passen könnte, und beide sind für uns tolle Lösungen. Ich glaube, Valtteri passt nicht nur als Fahrer zu uns, sondern auch aufgrund seines Charakters. James ist ein herausragender Techniker, der zu zu Recht einen fabelhaften Ruf hat. Wir haben ihn als Ingenieur bei Renault und Ferrari geschätzt und gefürchtet. Als ich seinen Namen zur Sprache brachte, gab es nicht einen Einwand. Wir hatten die Möglichkeit, einen neuen Stützpfeiler ins Team zu bringen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Wie sollen Lewis und Valtteri auf der Piste miteinander umgehen?

Wir haben interne Vorgaben, die im Laufe der Jahre gewachsen sind. Aber es gibt noch weisse Flächen, wie das WM-Finale von Abu Dhabi gezeigt hat. Wir wollen auch weiterhin sicherstellen, dass den Fans tollen Sport geboten erhalten. Wir wollen die eigenen Regeln ein wenig anpassen, aber nicht zu kompliziert werden. Lewis gegen Valtteri ist nicht Lewis gegen Nico, aber die grundsätzliche Denke bleibt.

Wenn wir von Lewis reden: Wie erlebst du Hamilton, was seine Einstellung für die kommende Saison angeht?

Wenn es nicht aufregende Stories neben der Rennstrecke gäbe, dann wäre heute nicht die Hälfte von euch da. Ich kenne Lewis nun schon ein paar Jahre. Wie ich ihn erlebe? Er ist prächtiger Stimmung. Er hat das Kapitel 2016 abgeschlossen. Er schaut vorwärts. Er bringt sich komplett ein. Ich könnte mir nicht mehr wünschen. Vielleicht ist das auch ein Vorteil, einen neuen Stallgefährten zu haben. Weil das eine ganz neue Dynamik ergibt.

Grundsätzlich behalten wir die Füsse auf dem Boden. Wir haben einen neuen Fahrer. Wir haben ein komplett neues Reglement. Wir nehmen es nicht als selbstverständlich, dass wir nun locker weiter gewinnen. Wir gehen davon aus, dass wir hart um Siege kämpfen müssen. Es ist denkbar, dass ein Team einen besseren Job gemacht hat als wir. Darauf müssen wir vorbereitet sein.

Wieso hat Technikchef Paddy Lowe das Team verlassen? Ist das nicht ein Bruch für euch? Das gilt auch für den Abgang von Nico.

Ja, das ist ein Bruch, bei Nico oder bei Paddy. Aber solche Situationen öffnen auch neue Türen. Klar heisst es, man solle ein erfolgreiches Team nie ändern. Aber es gibt gewisse Sachzwänge. Paddy war ein wichtiger Teil von Mercedes, aber wir haben offen diskutiert, dass es für ihn eine neue Chance gibt, und die wollte er nutzen.

Ferrari will Klärung in Sachen Aufhängungen. Wie ruhig schlaft ihr da in Sachen Technik? Fürchtet ihr nicht ein Eingreifen der FIA?

Das wird schon länger diskutiert. Ich schlafe ruhig. Für uns ist klar, was die Regeln erlauben und was nicht. Hier wird ein wenig Wirbel erzeugt, aber das macht uns keine Sorgen.

Wie wird sich der Abgang von Bernie Ecclestone auswirken?

Bernie hat die Formel 1 dazu gemacht, was sie heute ist. Das ist eine Leistung, wie sie vielleicht nie wieder jemand schafft. Ich habe keinen Menschen getroffen, der besser Verträge aushandelt. Die neuen Grossaktionäre von Liberty Media haben enorme Erfahrung mit dem Sport in den USA, mit Sportrechten, mit Fernsehen. Davon kann die Formel 1 nur profitieren. Wir müssen nur sicherstellen, dass die DNA der Formel 1 erhalten bleibt, der Sport aber weiter entwickelt wird.

Was kann oder soll sich auf die Schnelle ändern?

Klar sind wir durch die bestehenden Verträge eingeschränkt. Aber es wäre auch nicht weise, auf einen Schlag alles zu ändern. Aber da ist einiges aufgegleist – mehr Zugang für die Fans, mehr Rechte für die Medien, die Fahrer sollen auf der Rennstrecke mehr machen dürfen. Ich denke schon, dass es Bereiche gibt, welche sich auch kurzfristig ändern lassen.

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