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Gilles Villeneuve: Der Mann, der niemals aufgab

Von Mathias Brunner
​​Am 8. Mai 1982 stürzte in Zolder (Belgien) Gilles Villeneuve zu Tode. Für GP-Sieger Johnny Herbert war der Kanadier «der grösste Racer von allen, der nur eines im Kopf hatte, der Schnellste von allen sein.»

8. Mai 2018: Vor genau 36 Jahren hat die Motorsportwelt einen Piloten verloren, der bis heute die Fans fasziniert – Gilles Villeneuve. Grand-Prix-Sieger Johnny Herbert sagt: «Für mich war er der Grösste. Ihn interessierte nur eines – auf die Rennbahn hinausfahren und von allen der Schnellste sein. In jeder Runde. Ich hatte immer den Eindruck, Siege oder gar ein WM-Titel waren für ihn zweitrangig. Er wollte einfach nur die Gegner in Grund und Boden fahren.»

Der Rennkomet Gilles Villeneuve verglühte im Abschlusstraining zu Grossen Preis von Belgien in Zolder, am 8. Mai 1982. Der Kanadier wollte die Quali-Zeit seines verhassten Ferrari-Stallgefährten Didier Pironi unterbieten, Gilles lief auf den March von Jochen Mass auf, der Deutsche zackte zur Seite, um Platz zu machen, aber diese Linie hatte bereits Villeneuve gewählt. Das Unvermeidliche geschah.

Ein grosses Kämpferherz hörte auf zu schlagen.

An diesen Tag kann sich Jacques Villeneuve (heute 47) noch gut erinnern. Villeneuve junior, als Formel-1-Experte noch immer in den GP-Fahrerlagern anzutreffen, hat erreicht, was dem Vater verwehrt geblieben ist: Jacques wurde 1997 Formel-1-Weltmeister.

An jenem unglückseligen Freitag durfte sich der junge Jacques zu seiner eigenen Überraschung ein Videospiel aussuchen, weil seine Mutter dem Drängeln vor dem entsprechenden Geschäft nachgab. Der damals Elfjährige kam strahlend nach Hause, doch bald darauf klingelte das Telefon. Seine Mutter ging ran, und Jacques erinnert sich gegenüber CNN: «Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.»

«Als er starb, übernahm ich die Rolle des Mannes im Haus, und das gab mir die Kraft und Stärke, die mich später zu jenem Rennfahrer gemacht hat, der ich geworden bin. Auf traurige Art und Weise war es also förderlich für mich, dass mein Vater gestorben ist. Ich hatte ihn damals schon etwa zwei Jahre lang kaum zu Gesicht bekommen. In dieser Zeit war er faktisch kein Vater. Ich lebte eineinhalb Jahre lang auch nicht zuhause, sondern in den Bergen bei Freunden, weil ich dort auch zur Schule ging.»

«Es herrschte damals kein klassisches Familienleben mehr bei uns, er verschwand jeweils für zwei Monate. Und wenn er zurückkehrte, war er auch nicht wirklich da, denn er kam nach Hause, um auf seinem Boot zu spielen. Es war auch jene Generation, in der die Töchter sehr viel beliebter waren als die Söhne, alles war also irgendwie eigenartig.»

Trotzdem schaute er zu seinem Vater auf. Villeneuve erklärt: «Er war mein Held. Aber irgend etwas lief auch falsch, und darauf bin ich nur gekommen, weil meine Mutter und andere Leute mir davon erzählt haben. Nach seinem Tod war es natürlich schwierig, die ersten beiden Wochen waren wirklich hart, denn plötzlich sieht man: Okay, es wird nie mehr wie vorher sein, jemand ist unwiderruflich weg. Vor allem, wenn dieser Jemand ein Mensch ist, zu dem man aufschaut.»

Kurios: Als McLaren und Ferrari auf das Talent von Villeneuve aufmerksam wurden, war Gilles schon 27 Jahre alt – in dem Alter sind einige Fahrer der GP-Moderne schon längst aussortiert worden! Also machte sich Villeneuve einfach zwei Jahre jünger und schummelte mit seinem wahren Geburtsdatum. Die Sorge von Villeneuve, vielleicht aufgrund seines Alters keinen Platz zu finden, war unbegründet: Seine Begabung war so atemraubend, dass sich niemand für das wahre Alter von Gilles interessierte.

Die Faszination für den Mann mit dem scheinbar grenzenlosen Mut ist ungebrochen, selbst 35 Jahre nach seinem Tod. In Italien wird er bis heute verehrt wie vor ihm nur Tazio Nuvolari, auch er ein Derwisch hinter dem Lenkrad.

Vielleicht gründet die Faszination der Fans auch darin, dass sie verstanden haben, was Johnny Herbert so formuliert: «Unvergessen, wie Villeneuve nach einem seiner zahlreichen Abflüge mit ramponiertem Ferrari weiterfuhr, ständig fielen Teile von seinem Ferrari ab, an die Box kam er mit einem veritablen Dreirad, die Mechaniker schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Gilles hat derweil gefordert, man möge ihm gefälligst frische Reifen geben, damit er weiterfahren könne. Er wusste überhaupt nicht, dass sein Auto so kaputt war. Gewiss gibt es erfolgreichere Rennfahrer, aber es hat bestimmt nie einen grösseren Racer gegeben als Gilles Villeneuve.»

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