Pastor Maldonado über Max Verstappen: «Unpassend»

Von Mathias Brunner
Pastor Maldonado beim Langstrecken-WM-Lauf in Belgien

Pastor Maldonado beim Langstrecken-WM-Lauf in Belgien

​Einige Scherzkekse haben Red Bull Racing-Pilot Max Verstappen mit dem früheren Formel-1-Crashpiloten Pastor Maldonado verglichen. Der 33jährige Venezolaner findet diesen Vergleich unpassend.

Keiner ärgert sich über Fahrfehler von Max Verstappen mehr als Max Verstappen. Aber die Internetgemeinde ist gnadenlos. Da kursiert im Netz für den stürmischen Niederländer bereits die Bezeichnung «Maxdonado» – eine Anspielung auf den früheren Formel-1-Crashfahrer Pastor Maldonado. Der Venezolaner ist in Spa-Francorchamps auf die grosse Motorsportbühne zurückgekehrt – für Dragonspeed wurde er in den Ardennen zusammen mit Roberto Gonzalez und Nathanael Berthon Sechster.

Der 33jährige Venezolaner, von 2011 bis 2015 mit Williams und Lotus in der Formel 1, kann mit dem Vergleichen mit Verstappen nichts anfangen: «Max ist ein phantastischer Fahrer», sagt der Barcelona-GP-Sieger von 2012 der belgischen «Dernière Heure». «Es ist noch sehr jung, da sind Fehler ganz normal. Er muss mehr Erfahrung sammeln. Einen Vergleich mit mir finde ich unpassend.»

Anfangs Februar 2016 bestätigte Renault: Der Däne Kevin Magnussen fährt anstelle von Pastor Maldonado. Weil Maldonados langjähriger Sponsor, die Petróleos de Venezuela S.A. (kurz PDVSA), als Geldquelle versiegt war, musste der Spanien-GP-Sieger von 2012 bei Renault (ehemals Lotus) gehen, trotz Vertrags. Maldonado, von Melbourne 2011 bis Abu Dhabi 2015 für Williams und Lotus bei 95 Grands Prix unterwegs, hatte immer wieder beteuert, er könne auch ohne PDVSA Formel 1 fahren. Aber sein Manager Nicolas Todt (Sohn des FIA-Präsidenten Jean Todt) fand keinen Rennstall, der das auch so sah.

Wegen des fallenden Ölpreises und eines Korruptionsskandals geriet der staatlich-venezolanische Mineralöl-Konzern mit Zahlungen für Schützling Maldonado in Verzug. Renault-Vertreter trafen sich damals mit PDVSA-Repräsentanten in Caracas. Eine Lösung konnte nicht gefunden werden.

2015 stach Antonio Álvarez in ein Wespennest: Der frühere Baseball-Profi, der es in seiner Heimat Venezuela zum Sportminister gebracht hatte, hielt gegenüber «Últimas Noticias» (einer der grössten Zeitungen des Landes) fest: «Ich werde mir viele Feinde machen, aber wenn es nach mir geht, so wird es in Zukunft keine Unterstützung mehr für den Motorsport geben. Für den Sport in Venezuela gibt es andere Prioritäten. Es wäre unfair, staatliche Ressourcen für Disziplinen zu nutzen, die nicht Hand in Hand mit der Entwicklung des Landes gehen.» Die Interpretation war klar: Das klang nach dem Versiegen des PDVSA-Ölgeldflusses für Pastor Maldonado!

Die Vorgeschichte: Die Petróleos de Venezuela S.A. hatte für Maldonado bei Williams einen Fünfjahresvertrag ausgehandelt, jedes Jahr wurden ab 2011 rund 30 Mio Dollar fällig. Besonders ärgerlich für Álvarez: Für 2014 sprengte sich Maldonado aus dem Williams-Abkommen frei und dockte bei Lotus an – mit dem Ergebnis, dass Williams auch so bezahlt werden musste und der gleiche Betrag nochmals bei Lotus!

Steigbügelhalter von Maldonados Rennkarriere war der frühere Staatschef Hugo Chávez (im März 2013 verstorben), doch die Hilfe für Pastor war in Venezuela stets umstritten. Chávez’ Nachfolger Nicolás Maduro erlitt bei den Wahlen in Venezuela vom Dezember 2015 eine herbe Niederlage. Nach sechzehn Jahren wurden die Sozialisten vom rechtsgerichteten Parteienbündnis «Demokratische Einheit» geschlagen – Zeichen der grossen Unzufriedenheit der Bürger. Venezuela leidet unter dem Ölpreisverfall, der die staatlichen Einnahmen schmälert, sowie unter enormen Zahlungsverpflichtungen.

Pastor Maldonado: Der Mann mit zwei Gesichtern

Pastor Maldonado war immer ein Mann mit zwei Gesichtern – brillante, fehlerfreie Fahrten wie bei seinem Sensationssieg in Spanien 2012 oder bei seinen GP2-Erfolgen in Monte Carlo wechselten sich mit stümperhaften Fehlern ab.

Längst machten sich die Fans über den heissblütigen Südamerikaner lustig: Bilder von Mietwagen in Hotel-Pools wurden getwittert mit «Pastor Maldonado ist bei seinem Hotel angekommen», und eine Webpage hatte sogar einen Countdown aufgeschaltet, wieviele Tage seit seinem letzten Crash vergangen waren.

In seiner ersten Formel-1-Saison, 2011 bei Williams, überzeugte er in den Abschlusstrainings gegen den erfahrenen Rubens Barrichello. Das Duell ging 9:9 aus. Aber Maldonado holte mit Rang 10 in Belgien nur einen Punkt. Das gab die Marschrichtung für die folgenden Saisons aus. Auf seinen Sieg in Spanien 2012 folgten neun punktelose Fahrten. 2013 gab es wieder in der ganzen Saison nur eine Punktefahrt, ebenso 2014, nun im Lotus. 2015 wurde Pastor WM-14., sein bestes Saisonergebnis in der Formel 1, mit sechs Punktefahrten, ebenfalls persönlicher Rekord. Aber das konnte seine Karriere nicht retten. Der 33-Jährige sprach lange von einer Rückkehr, aber im Formel-1-Fahrerlager glaubt in Ermangelung von Steigbügelhalter PDVSA niemand daran. Und inzwischen sagt Maldonado: «Ich habe nicht mehr den finanziellen Rückhalt wie früher, und ohne den ist eine Rückkehr so gut wie ausgeschlossen.»

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