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Alfa Romeo statt Sauber: 2019 mit Mick Schumacher?

Von Mathias Brunner
Suchbild: Wo versteckt sich das Quadrifoglio?

Suchbild: Wo versteckt sich das Quadrifoglio?

​Der Fiat/Chrysler-Konzern (FCA) feiert sich selber und spricht in überschwänglichen Worten von der Formel-1-Rückkehr der grossen Marke Alfa Romeo. In Wahrheit ist Sauber drin, wo Alfa Romeo draufsteht.

Der im Sommer 2018 verstorbene Fiat/Chrysler-Geschäftsleiter Sergio Marchionne träumte von der Rückkehr zweier grosser Marken in den Grand-Prix-Sport: vom Comeback von Alfa Romeo und von Maserati. Die Idee mit Alfa Romeo ist umgesetzt worden: Anfang Dezember 2017 wurde das Mailänder Traditionsunternehmen Titelsponsor des Schweizer Sauber-Rennstalls. Nun wird diese Partnerschaft vertieft. Der Name Sauber verschwindet, nicht aber die Sauber-DNA. Denn wo künftig Alfa Romeo draufsteht, steckt in Wahrheit Sauber drin. Wir beantworten einige Fragen zu «Alfa Romeo Racing».

Wird das Sauber-Team von Alfa Romeo geschluckt?

Nein. Die Sauber-Gruppe besteht aus drei Geschäftsbereichen – aus der Sauber Motorsport AG (zu welcher der Formel-1-Rennstall gehört), aus der Sauber Engineering AG (Prototypen-Entwicklung und –Fertigung) sowie aus der Sauber Aerodynamik AG (mit einem erstklassigen Windkanal). Keiner dieser Bereiche geht in Besitz von Alfa Romeo über. Die Mailänder bestätigen: «Die Eigentümer bleiben und sie behalten ihre Unabhängigkeit.»

Wie wird der 2019er Alfa Romeo von Sauber aussehen?

Daraus wird ein Geheimnis gemacht. Bestätigt ist lediglich: Das berühmte Quadrifoglio, das Kleeblatt von Alfa Romeo, wird prominent auf den Rennwagen prangen. Neu ist das nicht, denn das vierblättrige Gewächs war schon bisher auf dem Wagen zu sehen, allerdings recht klein (an der Seite der Airbox, rechts oben vom Alfa-Romeo-Firmenlogo).

Antonio Giovinazzi sitzt 2019 in einem der beiden Alfa-Romeo-Renner. Im anderen Wagen fährt Kimi Räikkönen. Wer war vor Giovinazzi der letzte Italiener im Alfa?

Der letzte Alfa-Romeo-Werksrennwagen in der Formel 1 wurde 1985 eingesetzt, und natürlich ist es wie bei Ferrari eine Ehre, als Italiener einen (hüstel, hüstel) italienischen Rennwagen zu fahren. 1985 war das jedenfalls Riccardo Patrese. Viel Glück hat ihm das Quadrifoglio nicht gebracht: Weder Patrese noch Eddie Cheever holten auch nur einen einzigen Punkt. So eine Schmach wird es 2019 nicht geben.

Wieso passen Alfa Romeo und Sauber so gut zueinander?

Weil die Mailänder eine komplette, funktionierende Infrastruktur nutzen können, ohne ein eigenes Rennwagenwerk betreiben zu müssen. Es gibt aber auch einen emotionalen Teil. Die Renner in Rot und Weiss, das passte nicht nur zu Alfa Romeo, sondern auch zur Schweiz und zur Alfa-Heimat Mailand.

Setzt Alfa Romeo eigene Leute in die Führungsetage von Sauber?

Das ist nicht geplant. Fiat-Präsident John Elkann ist klug genug zu wissen, dass Sauber-Teamchef Fred Vasseur und seine Mitarbeiter den Laden im Griff haben.

Wie viele Jahre war Alfa Romeo eigentlich werksseitig in der Formel 1 tätig?

Gar nicht so lange: 1950 und 1951, da wurde mit Giuseppe Farina und Juan Manuel Fangio der WM-Titel eingefahren. Eine Markenwertung gab es damals nicht. 1979 schaffte es Rennchef Carlo Chiti, einen Wagen zu bauen, der schon beim ersten Einsatz technisch veraltet war. Der Zwölfzylinder-Flachmotor passte schlecht zu einem Flügelauto (daher wechselte auch Brabham zurück um besser geeigneten Cosworth-V8), das Monocoque war zu voluminös und um fast vierzig Kilogramm zu schwer. Der Rennwagen konnte trotz aller Bemühungen von Brambilla und Bruno Giacomelli keinen WM-Punkt einfahren.

Das beste Alfa-Jahr der Neuzeit war 1983: Da wurden die Mailänder WM-Sechster. Highlight: zwei zweite Plätze für Andrea de Cesaris (Deutschland und Südafrika), der Römer wurde WM-Achter. Doch längst bauten Firmen wie BMW, Renault, TAG-Porsche, Honda und Ferrari bessere Turbo-Motoren. Der Alfa-V8-Motor war zu durstig und zu wenig kraftvoll. Ende 1985 war der Ofen aus.

Wie lautet die Erfolgsbilanz der Italiener in der Formel 1?

Alfa Romeo hat im Rahmen der Formel-1-WM 112 Grands Prix bestritten und 10 davon gewonnen, keinen davon als Hersteller in der Neuzeit.

Wer wird eigentlich dritter Fahrer bei Alfa Romeo?

Das ist ungewiss. Bislang hat Ferrari die Junioren Charles Leclerc und Antonio Giovinazzi in die Sauber-Renner in Alfa-Romeo-Farben gesetzt. Folgerichtig wäre es, würde auch 2019 ein Ferrari-Junior im Alfa Romeo sitzen. Der könnte Mick Schumacher heissen.

Wie lange dauert die Kooperation zwischen Alfa Romeo und Sauber?

Das wird nicht kommuniziert. Es wurde lediglich erwähnt, dass die Zusammenarbeit auf längere Frist ausgelegt und entsprechend verlängert worden sei.

Wie wird der Alfa Romeo heissen?

Wenn die Fiat/Chrysler-Gruppe ernst macht, dann müsste eigentlich auch die Sauber-typische Bezeichnung mit dem C (für Peter Saubers Gattin Christiane) verschwinden. Der letzte Formel-1-Alfa hiess im Jahre 1985 ganz simpel 185 (für die Formel 1 und das Jahr ’85). Wenn Alfa Romeo daran anknüpft, müsste der kommende Wagen 119 heissen. Nach Sauber-Kennzeichnung wäre das Modell C38 an der Reihe gewesen.

Woher kommt eigentlich das Quadrifoglio?

Das Quadrifoglio wurde 1923 von den Alfa-Mechanikern als Glücksbringer auf die Rennwagen gepinselt – und hat bis heute seine Symbolkraft behalten.

Was lässt sich Fiat/Chrysler «Alfa Romeo Racing» für Sauber kosten?

Der Konzern äussert sich nicht zu Zahlen.

Werden 2019 auch die Motoren «Alfa Romeo» genannt?

Nicht unbedingt. Vor einem Jahr waren Sergio Marchionne und seine Mitarbeiter davon überzeugt, dass die Werbewirkung durch Alfa Romeo als Hauptsponsor reicht. Die Fans müssten ohnehin: Das ist ein Motor von Ferrari, kein Alfa Romeo.

Welche technische Kooperation zwischen Sauber und Alfa Romeo wird es geben?

Sergio Marchionne schwebte der Austausch von technischem Know-how und von Ingenieuren vor. In welcher Form das künftig geschehen soll, ist unklar.

Wieso wählte Ferrari-Chef Sergio Marchionne damals für die Alfa-Rückkehr eigentlich Sauber aus?

Ferrari und Sauber arbeiten seit vielen Jahren zusammen – Peter Sauber und Jean Todt verbindet eine langjährige Freundschaft. Der frühere Ferrari-Rennleiter und heutige Präsident des Automobil-Weltverbands FIA lernte den Schweizer Rennwagenbauer in der Sportwagen-WM kennen, damals leitete Todt die Rennabteilung von Peugeot. Ihre Freundschaft stellte die Weichen zu Ferrari-Motoren für Sauber in der Formel 1 ab 1997. Die Motoren wurden offiziell von der Firma Sauber Petronas Engineering gebaut, waren aber mit den Triebwerken aus Maranello so gut wie identisch.

Die Kooperation zwischen Ferrari und Sauber führte auch dazu, dass Sauber regelmässig in Fiorano testete und dass Ferrari-Fahrer bei Sauber als GP-Piloten untergebracht wurden. Nach dem Zwischenspiel mit BMW (2006–2009) kehrte Sauber als Motorenkunde zu Ferrari zurück. Marchionne wählte für Alfa Romeo auch deshalb Sauber, weil eine ähnliche Zusammenarbeit mit Gene Haas nicht möglich war: Der US-Amerikaner wollte keinen Ferrari-Junioren als Stammfahrer und auch keine Alfa-Werbung in dieser Form.

Dass Haas künftig zum Maserati-Satelliten wird, ist eher unwahrscheinlich – die US-Amerikaner treten 2019 im Schwarz-Gold des englischen Energie-Drink-Herstellers «Rich Energy» an.

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