KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Lewis Hamilton über fade WM: «Nicht unsere Schuld»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton nach seinem Sieg

Lewis Hamilton nach seinem Sieg

​Auf einmal nahm eine Medienrunde mit Weltmeister Lewis Hamilton eine Wende. Lewis Hamilton: «Gebt nicht den Fahrern die Schuld, wenn die Rennen langweilig wirken.» Der Brite sagt, was sich ändern muss.

Wieder ein Doppelsieg von Mercedes-Benz, der sechste in dieser Saison. In der Markenwertung fliegen die Silberpfeile einem sechsten WM-Titel in Folge entgegen, damit würde Mercedes gleichziehen mit Ferrari, die das von 1999 bis 2004 geschafft haben. Nichts gegen den wackeren Valtteri Bottas, aber glaubt wirklich jemand ernsthaft, dass der Finne Lewis Hamilton am sechsten WM-Titel hindern wird?

Das Unheimliche für die Gegner von Mercedes-Benz: Sie lassen nicht nach. Das ist eine gut geölte Maschine, die vor Jahren wie ein gewaltiges Schwungrad angeworfen worden ist und nicht aufzuhalten scheint. Jedenfalls nicht nach diesem Formel-1-Reglement.

Im Anschluss an den Grossen Preis von Frankreich sagt Lewis Hamilton: «Wir lassen nie nach. Nach jedem Rennen entdecken wir Punkte, von welchen wir sagen – das können wir besser machen. Gegen aussen wirkt unser Team immer so ruhig. Da könnten die Leute glatt glauben, dass sie nicht weniger erwarten als einen weiteren Sieg. Aber intern wirkt das anders. Ich weiss, welche harte Arbeit von all diesen Menschen hinter unseren Erfolgen steckt.»

«Kurz vor Schluss des Rennens sagte mir mein Team am Funk: ‘Kümmere dich nicht um die beste Rennrunde, die liegt heute nicht drin.’ Und ich antwortete: ‘Wie meint ihr das? Ich habe nichts zu verlieren und ich hau jetzt rein!’ Also habe ich das getan, und fast hätte ich es geschafft. Ich habe mental einfach umgestellt. Ich fühle mich sehr wohl in diesem Kämpfer-Modus, ich bleibe hungrig und will mich und unser Team ständig zu neuen Grenzen treiben. Ich glaube: Wenn der Moment kommt, an dem wir uns ein wenig zurücklehnen, das ist der Beginn, an welchem wir verlieren werden. Ich habe nicht vor, mir das zu erlauben.»

Ein britischer Kollege sucht in der Medienrunde mit Hamilton einen Ansatz, um dieser Weltmeisterschaft das Etikett «Langweilig» aufzukleben. Das hört Lewis gar nicht gerne. «Gebt nicht den Fahrern die Schuld, wenn die Rennen langweilig wirken», sagt der Engländer und hebt dann zu einer längeren Rede an.

«Zeigt nicht mit dem Finger auf uns. Wir schreiben die Regeln nicht. Ihr solltet Druck auf die Mächtigen ausüben, die Leute an der Spitze des Sports, die Leute, die ihren Job machen sollten. Ich sehe, dass sie sich bemühen. Aber wir haben nun mal viele, viele Jahre hinter uns mit falschen Entscheidungen.»

«Klar haben die Fans an Rennen wie in Kanada mehr Freude als an Rennen in Frankreich. Aber es ist mir wirklich wichtig, dass die Menschen verstehen – uns trifft keine Schuld. Wir stecken in einer gewissen Struktur fest. Und es ändert sich nichts, so lange diese Struktur nicht geändert wird. Und es eigentlich auch nicht mein Job, hier etwas zu ändern. Meine Aufgabe besteht darin, als Rennfahrer hierher zu kommen und die bestmögliche Arbeit zu machen.»

«Ich bin vor dem Rennen hier nach Paris gereist, zusammen mit Nico Hülkenberg und Alexander Wurz. Es geht um das Reglement 2021. Wir stehen als Fahrer zusammen, und wir wollen angehört werden. Ich war also bei dieser Sitzung dabei mit den ganzen Formel-1-Bossen, mit den Teamchefs, mit der FIA. Ich habe nichts davon, dort zu sein, aber ich will, dass auf die Fahrer gehört wird.»

«Wir hatten in den früheren Jahren all diese Entscheidungen, und nicht einmal wurde dabei auf die Fahrer gehört. Nun erhalten wir eine Stimme. Wenn ich hier auf meine bescheidene Weise versuchen kann, den Fans durch unsere Meinung einen besseren Sport zu ermöglichen, dann wäre ich sehr stolz darauf.»


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