KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

«Empörend»: Mechaniker wettern gegen FIA-Boss Todt

Von Andreas Reiners
Jean Todt

Jean Todt

Die Formel 1 ächzt unter der Last der Rekord-Kalender: 2020 wird ein neuer Rekord aufgestellt, 22 Rennen werden dann ausgetragen. Neu sind im Vergleich zu 2019 Vietnam und Zandvoort (Niederlande), Hockenheim fällt weg.

Bereits die 21 Rennen aus dem Vorjahr waren für viele an der Grenze des Zumutbaren, viele Teammitglieder klagen schon jetzt über die Arbeitsbelastung, die in den folgenden Jahren weiter steigen könnte, da die Regeln sogar 25 Grands Prix im Jahr erlauben. Das bereitet auch vielen Teamverantwortlichen Kopfzerbrechen.

FIA-Präsident Jean Todt bleibt allerdings gelassen. Der Franzose winkt im Autosport-Gespräch ab: «Ich denke, es wird noch eine Weile dauern, bis wir uns der 25-Rennen-Marke nähern. Es wird so viel darüber spekuliert, dabei sollten wir uns auf die aktuelle Situation konzentrieren, und das sind 22 Rennen im Jahr. Ich habe da eine etwas andere Sicht der Dinge, denn ich spüre wirklich, dass wir alle gesegnet sind, und da schließe ich mich nicht aus.»

«Wir dürfen in einer Welt sein, in der wir lieben, was wir tun», schwärmt der 73-Jährige. «Das ist unsere Leidenschaft, und deshalb sind wir alle auch privilegiert. Jeder in der Formel 1 ist das», erklärt Todt, und fügt an: «Natürlich haben wir unsere Verpflichtungen. Früher, als ich andere Positionen innehatte, arbeitete ich 18 Stunden pro Tag, sechs oder sieben Tage die Woche.»

Schöne Worte des FIA-Bosses. Bei denjenigen, die das Pensum heute absolvieren müssen, kommt das allerdings nicht gut an. Haas-Mechaniker Robert Dob wettert bei motorsport.com: «Kurz gesagt heißt das, wir sollten froh sein, dass wir unsere Kinder nicht sehen.»

«Das ist empörend», fuhr er fort. «Dies ist die Meinung einer Person, die am Freitag zum Rennen kommt und am Sonntag abreist. Er verbringt nicht so viel Zeit an der Strecke wie wir. Viele von uns machen das schon seit Jahren, und es ist nicht einfach, einen anderen Job zu finden.»

Gerard Quinn, ein ehemaliger Ingenieur für Ford bei der Rallye-Weltmeisterschaft, sieht es ähnlich: «Dies sind die Worte einer Person, die die Möglichkeit hat, in einem Privatflugzeug zu reisen, das vom Unternehmen bezahlt wird», sagte Quinn: «Wenn unsere Familien uns nicht so sehr unterstützen würden, wäre der Motorsport völlig anders. Die FIA muss das verstehen.»


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