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GP-Saison trotz Coronakrise: Auf gläsernen Füssen
​Formel-1-CEO Chase Carey will 15 GP durchführen. Die Gründe, wieso er unbedingt in Übersee fahren will, warum das so kompliziert ist und was F1-Besitzer Liberty Media zu einem Totalausfall der WM sagt.
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Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Fieberhaft wird in allen Motorsportserien weltweit überlegt, ob und unter welchen Bedingungen 2020 trotz Coronakrise noch gefahren werden kann. Immer wieder fragen Leser: Wann gilt eine Formel-1-WM eigentlich als absolviert? Antwort: Im Sportreglement der Königsklasse ist unter Artikel 5.4 definiert, dass eine Weltmeisterschaft aus mindestens acht Läufen bestehen muss, um gültig zu sein. Aber das ist nicht das einzige Kriterium: Denn im Sportkodex ist unter 2.4.3.b.i verankert, dass eine WM nur dann auch als WM anerkannt wird, "wenn in der gleichen Saison auf mindestens drei Kontinenten gefahren wird".
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Das ist einer der Gründe, wieso Formel-1-CEO Chase Carey diesen Fahrplan für die Königsklasse skizziert hat: "Der Plan besteht darin, dass wir in den Monaten Juli, August und September in Europa Rennen austragen, angefangen in Österreich am 5. Juli. Im September, Oktober und November wollen wir in Eurasien, Asien und Amerika fahren, bevor die Saison im Dezember in der Golfregion zu Ende ginge, mit Bahrain und Abu Dhabi." Der US-Amerikaner spricht oft von "15 bis 18 Rennen", die er 2020 noch durchführen will. Hintergrund: Nur wenn 15 Grands Prix gefahren werden, sind die TV-Stationen verpflichtet, den vollen Betrag für die Fernsehrechte zu bezahlen. Auch die Formel-1-Seriengeldgeber Emirates, DHL, Rolex, Pirelli, Heineken und Aramco werden bei einem Rumpfprogramm kaum den vollen Betrag hinblättern. Die Rennställe stehen unter extremem Druck: Der Lockdown in den Werken ist bis Anfang Juni verlängert worden, um die laufenden Kosten niedrig zu halten. Claire Williams hat klargemacht: "Wir müssen 2020 unbedingt Rennen fahren, um zu überleben." 2019 haben die zehn Formel-1-Teams rund eine Milliarde Dollar an Preisgeld erhalten.
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Soforthilfe an Grand-Prix-Teams
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Einst gehörte die Formel 1 ihrem Baumeister Bernie Ecclestone und seiner Familie, dazu Banken und Investmentfirmen. Im September 2016 erwarb das US-amerikanische Medienunternehmen "Liberty Media Corporation" für 1,1 Milliarden Dollar jene 18,7 Prozent Anteile an der "Formula One Group", die von den Investoren von CVC Capital gehalten wurden. Liberty Media, 1991 vom Unternehmer John Malone gegründet, beschäftigt 4500 Menschen und setzt im Jahr rund 8 Milliarden Dollar um. Im Januar 2017 übernahm Liberty Media die F1-Gruppe vollständig, für 4,4 Milliarden Dollar, dazu übernahm Liberty Verbindlichkeiten in Höhe von 4,1 Milliarden Dollar. Bernie Ecclestone als Geschäftsleiter musste gehen, sein Nachfolger als Formel-1-CEO wurde Chase Carey. Liberty Media-CEO Greg Maffei hat in einer Telefonkonferenz bestätigt, dass bereits finanzielle Soforthilfe an einzelne Rennställe geflossen ist: "Es geht darum sicherzustellen, dass die Teams zahlungsfähig bleiben. Wir sind bereit für weitere Finanzspritzen, zudem arbeiten wir an anderen Massnahmen, um Teams zur Seite zu stehen, die Hilfe brauchen." Maffei hat nicht gesagt, an wen diese Vorabzahlungen gingen. Die Rede ist von Williams, Haas, Alfa Romeo und Racing Point. Preisgelder in der Formel 1 werden gestaffelt ausbezahlt. Grundsätzlich gilt: Je besser die Platzierung im Konstrukteurs-Pokal, desto mehr Geld erhält ein Rennstall. Dazu kommen Bonus-Zahlungen. Mit Ferrari wurde eine jährliche Sonderzahlung von mehr als 70 Millionen Dollar ausgehandelt. Die Weltmeister-Rennställe Mercedes-Benz, Red Bull Racing und Williams kommen ebenfalls in Genuss spezieller Boni. Ferner besteht eine Grundzahlung von 35 Millionen pro Jahr für alle Teams, dazu die angesprochene, leistungsbedingte Zahlung, basierend auf den Ergebnissen aus dem Vorjahr (für 2019 gelten also die Resultate von 2018). Weltmeister Mercedes kam dabei auf mehr als 60 Millionen Dollar, der WM-Letzte Williams auf 15. Zusammengerechnet erhielt Ferrari 2019 mehr als 200 Millionen Dollar ausbezahlt, Weltmeister Mercedes fast 180, Red Bull Racing 150. Knapp über 50 Millionen Dollar gingen an Toro Rosso (heute AlphaTauri) und Sauber (heute Alfa Romeo Racing). Carey und Sportdirektor Brawn wollen im Juli und August in Österreich, England und Ungarn fahren, aber für alle Grands Prix in Europa gilt – sie werden als Geisterrennen stattfinden. Das bedeutet: Die Antrittsgebühr der Veranstalter entfällt, weil sie ohne verkaufte Eintrittskarten nicht bezahlt werden können. Bleiben nur noch Einnahmen aus den TV-Rechten, aus den Namensrechten und aus der Bandenwerbung entlang der Strecken. Greg Maffei: "Wir sind auf alle Optionen gefasst, was einen Saisonstart angeht. Wenn wir Geisterrennen austragen müssen, dann sinkt natürlich unser Profit, vielleicht verdienen wir auch gar nichts." Das ist auch der Grund, wieso Chase Carey hat anklingen lassen, man wolle im späteren Verlauf der Saison die Fans wieder ins Geschehen an der Rennstrecke einbinden. Nur bei einem solchen Grand Prix ist der Veranstalter zur Bezahlung der Antrittsrechte verpflichtet.
Zahlreiche Hürden AlphaTauri-Teamchef Franz Tost hat im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com erklärt, wie komplex die Logistik für einen Formel-1-WM-Lauf trotz Corona ist. Bei Rennen in Übersee wird alles noch komplizierter, angefangen bei der Luftfahrtbranche, welche auf die Coronakatastrophe mit zahlreichen Massnahmen reagieren muss. Airline-Experten rechnen damit, dass erst in drei Jahren das Flugvolumen von 2019 erreicht werden kann. Für die Formel 1 besteht die Gefahr: Ein positiver Corona-Test, und das ganze System bricht zusammen. Dann ist die Formel 1 so weit wie in Australien, wo der ganze Tross unverrichteter Dinge abreiste; damals mussten Formula One Management und der Autosport-Weltverband FIA viel Kritik einstecken – sie hätten die Bedrohung Corona zu wenig ernst genommen. Zur Erinnerung: Als die Formel 1 im März in Melbourne gastierte, wurde ein Mitglied des McLaren-Teams positiv getestet, McLaren-CEO Zak Brown und Teamchef Andreas Seidl zogen daraufhin den Traditionsrennstall von der Veranstaltung zurück, mehr als ein Dutzend Mitarbeiter mussten in Quarantäne. Es war der erste Dominostein, welcher schliesslich zum Abbruch des Australien-GP-Wochenendes führte. Bei Mercedes-Benz, Ferrari oder Red Bull Racing wäre ein Rückzug von einem Rennen wegen eines positiven Corona-Tests unvorstellbar, weil ihr Fehlen die WM verfälschen würde, aus höherer Gewalt, das Team wäre daran unschuldig. Zudem hatte F1-Sportchef Ross Brawn Anfang März zu diesem Thema festgehalten: "Einen Grand Prix gibt es nur mit allen Teams." Es gilt auch zu bedenken: Die Formel-1-Teams sollen mit Charter-Maschinen nach Österreich reisen, Personal von AlphaTauri und Ferrari gemeinsam aus Italien, die Fachkräfte von sieben britischen Rennställen aus Grossbritannien. Wird ein Mitarbeiter positiv getestet, dann würde dies nicht nur das eigene Team treffen, sondern alle Kontaktpersonen. Die österreichische Fussball-Bundesliga muss für jeden Spieler am jeweiligen Spieltag bis 10 Uhr einen negativen PCR-Tests präsentieren. Falls ein Athlet positiv auf das Coronavirus getestet wird, wollte die Bundesliga nur den betroffenen Akteur vom Rest der Mannschaft isolieren. Das Gesundheitsministerium verlangt aber jetzt rigoros, dass auch dessen Kontaktpersonen verpflichtend in Quarantäne gestellt werden müssen. Also im schlimmsten Fall die komplette Mannschaft samt allen Betreuern. Falls so ein Konzept im Juli auch in der Formel 1 und der MotoGP vorgeschrieben wird, müsste der jeweilige vom positiven Test betroffene Rennstall sofort in strenge Quarantäne gesteckt werden. Für 14 Tage. Er wäre vom Wettbewerb ausgeschlossen – und vom nächsten Event womöglich auch. Gut vorstellbar, dass diese Massnahmen in der gesamten EU gelten werden, bis es einen Impfstoff gibt. Ein ähnlich rigoroses Vorgehen hat der Radsportweltverband UCI im Februar bereits bei der achttägigen Profi-Radrundfahrt in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE) angewendet. Nach zwei positiven Tests von italienischen Teambetreuern wurde die Rundfahrt vorzeitig abgebrochen; alle Teilnehmer und Teams mussten sofort in den Hotels in strengen Hausarrest gehen. Liberty-Media-Geschäftsleiter Greg Maffei ist auf alles vorbereitet. In seiner Telefonkonferenz hat der US-Amerikaner gesagt: "Wir sind finanziell gut genug aufgestellt, um notfalls sogar einen kompletten Saisonausfall zu verkraften."
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