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Formel 1Kolumne
Formel 1 ab Juli: Welche Rennen haben Chancen?
​Die Formel 1 will Anfang Juli mit zwei Rennen auf dem Red Bull Ring endlich die WM-Saison 2020 beginnen. Was das weitere Programm angeht, muss Formel-1-CEO Chase Carey 1000 Probleme lösen.
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DHL transportiert das Formel-1-Material zu den Übersee-GPDHL transportiert das Formel-1-Material zu den Übersee-GPFoto: DHL
DHL transportiert das Formel-1-Material zu den Übersee-GP© DHL
Formel-1-CEO Chase Carey hat umrissen, wie die Königsklasse ab Juli wieder in Schwung kommen soll. Der US-Amerikaner sagte: "Der Plan besteht darin, dass wir in den Monaten Juli, August und September in Europa Rennen austragen, angefangen in Österreich am 5. Juli. Im September, Oktober und November wollen wir in Eurasien, Asien und Amerika fahren, bevor die Saison im Dezember in der Golfregion zu Ende ginge, mit Bahrain und Abu Dhabi."
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Carey bleibt absichtlich vage, was den genauen Ablauf angeht. "Wir werden einen entsprechenden WM-Kalender veröffentlichen, sobald wir mehr Antworten haben." Denn der Formel-1-CEO muss auf dem Weg zu einer reduzierten Weltmeisterschaft 1000 Fragen klären. Die höchste Hürde ist die Situation in den verschiedenen Ländern, samt Vorschriften in Bezug auf Einreise und Ausreise, im Umgang mit der Coronakrise und allen notwendigen Schutzvorkehrungen gegen den Virus SARS-CoV-2. Angestrebt wird: WM-Auftakt am 5. Juli auf dem Red Bull Ring in der Steiermark, WM-Finale in Abud Dhabi, vermutlich am 6. Dezember oder eine Woche später. Aber was dazwischen passiert, das hängt in der Luft.
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Fest steht: Die Rennen von Melbourne, Monte Carlo und Le Castellet werden 2020 nicht stattfinden, die Veranstalter der WM-Läufe von Australien, Monaco und Frankreich haben das bestätigt. Fest steht auch: Carey hat ein Programm aus 15 bis 18 Rennen im Visier. Um dieses Ziel zu erreichen, sind auf gewissen Strecken zwei Rennen in Folge geplant, in Österreich und England, aber auch in Ungarn. Neben der grundsätzlichen Frage, ob der Kampf gegen Corona im jeweiligen Land überhaupt eine Sportveranstaltung erlaubt, spielen viele weitere Faktoren eine Rolle: Wie hoch ist die Antrittsgebühr eines Rennens? Wie flexibel ist ein Promoter in Sachen Jahreszeit? Welche Vorlaufzeit braucht ein Veranstalter? Ab Oktober und November wird es in vielen Ländern schwierig, Rennen durchzuführen, weil einfach das Wetter nicht mehr mitspielt. Eine zentrale Frage bleibt, wie sich die Formel-1-Fachkräfte aus den Ländern Grossbritannien, Italien, Frankreich, der Schweiz oder Japan bewegen sollen. Die Formel-1-Führung kann mit Ländern wie Bahrain leicht verhandeln, deren Rennen staatlich finanziert sind und die ein grosses Interesse daran haben, dass ihr WM-Lauf stattfindet. Ganz anders in China oder in den USA, wo die Formel 1 auf Regierungsebene eine Statistenrolle spielt. Gleichzeitig spricht Chase Carey immer von 15 Rennen, weil er weiss: Fällt der WM-Umfang darunter, sind die TV-Stationen nicht mehr verpflichtet, den vollen Preis für die Senderechte zu bezahlen. Die einzelnen Abkommen zwischen den Rennpromotern und der Formel-1-Führung obliegen der Verschwiegenheit. Es gilt jedoch als offenes Geheiminis, dass in Singapur, Abu Dhabi oder Vietnam für Beträge um Bereich von 30 Millionen Dollar gefahren wird. Um die Verluste in Grenzen zu halten, will Carey so viele Rennen wir irgend möglich durchführen vorwiegend in Ländern, wo sich die Promoter den WM-Lauf viel kosten lassen. Silverstone hingegen schliesst einen Grand Prix nur dank der vielen Zuschauer mit einer schwarzen Null ab. Ein WM-Lauf ohne Fans bedeutet, dass diese Einträge wegbrechen. Es ist davon auszugehen, dass die Formel 1 diesen Verlust deckt. Dies dürfte auch auf die anderen europäischen Läufe zutreffen, die gemäss Carey alle ohne Zuschauer stattfinden werden. Die Antrittsgebühr für den USA-GP in Austin wurde für eine Laufzeit von zehn Jahren auf insgesamt 250 Millionen Dollar angesetzt – dank einer Spezialkasse für besondere Veranstaltungen, dem so genannten "Major Events Trust Fund". Aus dieser Kasse werden in der Regel grosse Sportveranstaltungen wie etwa ein American-Football-Spiel um den Super Bowl unterstützt. Die Kasse wird durch Steuereinnahmen aus Einzelhandel, Hotelübernachtungen, Mietwagengeschäft und Alkoholverkauf gespiesen. Es ist schwer vorstellbar, dass der Staat Texas 25 Millionen Dollar für eine Veranstaltung ohne Fans ausschüttet. Auch Montreal und Singapur vertrauen fest auf prallgefüllte Zuschauerbereiche. Das wird 2020 nicht möglich sein. In Singapur kommt erschwerend der Aufbau der ganzen Infrastruktur hinzu, vergleichbar mit Monaco. Aufgrund des Wetters ist es nicht möglich, Montreal im Oktober und November mit Läufen in Texas und Mexiko zu verketten. Daher dürfte der Kanada-GP ausfallen. Baku braucht zur Durchführung des Strassen-GP eine Vorlaufzeit von drei Monaten. Auch hier gilt, wie bei Singapur: Der Aufbau wird nur dann begonnen, wenn das Rennen auch wirklich durchgeführt werden kann. Vietnam ist für die Formel 1 ein Prestige-Objekt, ein Abkommen aus der Ära nach Bernie Ecclestone. Die F1-Führung wird alles daransetzen, für dieses, eigentlich auf 5. April angesetzte Rennen einen neuen Termin zu finden. Vorschriften der Regierung sind das grösste Problem, die Massnahmen im Kampf gegen Corona ändern sich ständig, das macht die Planung so schwierig. Neben finanziellen und meteorologischen Aspekten gibt es auch moralische Fragezeichen: Sport soll den Menschen Freude bereiten, also ist ein kleiner Schritt zurück Richtung Normalität in Form eines Autorennens grundsätzlich etwas Positives. Aber die Austragung eines Grand Prix birgt gleichzeitig erhebeliche Risiken: Die Bevölkerung wird kein Verständnis dafür aufbringen, dass sie sich und ihre Mitmenschen gegen den Virus SARS-CoV-2 schützen müssen, etwa in Form von Reiseverboten und gleichzeitig gondeln 2000 Fachkräfte für die Formel 1 um die Welt. Beim missglückten Saisonbeginn in Melbourne hat die Formel 1 viel Kritik dafür einstecken müssen, dass der Tross überhaupt nach Australien reiste und vor der Corona-Realität scheinbar die Augen verschloss. Fazit: Formel-1-CEO Chase Carey steht vor dem gordischen Knoten, unter ständig wechselnden Voraussetzungen ein GP-Programm auf die Beine zu stellen. Vielleicht hat es der Amerikaner selber am besten gesagt: "Eines muss jedem klar sein – alle unsere Pläne können sich ständig ändern, denn wir müssen uns um sehr viele Hürden kümmern, und keiner von uns weiss, was beim Kampf gegen diesen Virus noch alles auf uns zukommt." "Wir alle würden am liebsten zu einer Rennsportwelt zurückkehren, wie wir sie kennen und lieben, aber wir müssen uns dessen bewusst sein, dass dieser Weg zurück hart ist und nur dann beschritten werden kann, wenn wir das Richtige tun, in aller Sicherheit."
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