KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Sebastian Vettel: «Niki Lauda hat den Sport geprägt»

Von Mathias Brunner
​Vor einem Jahr ist Niki Lauda verstorben. Sebastian Vettel sagt: «Niki Lauda hat den Sport geprägt. Niki hat in unserem Sport eine Riesenlücke hinterlassen, und ich sehe keinen, der sie füllen kann.»

Es gab vor einem Jahr im Fahrerlager von Monte Carlo nur ein Thema: der Tod von Niki Lauda. Auch die erste Frage an Ferrari-Star Sebastian Vettel drehte sich damals um den 70jährigen Österreicher, der am 20. Mai 2019 für immer die Augen geschlossen hatte. Vettels Worte sind mir in kraftvoller Erinnerung geblieben: «Ich schätze mich glücklich sagen zu dürfen, dass ich Niki kannte. Auch wenn wir nie im gleichen Team gearbeitet haben, so sahen wir uns regelmässig und hatten unseren Spass.»

«Ich erinnere mich gerne an die Zeit, als ich noch bei Red Bull Racing gefahren bin. Niki war Stammgast bei uns, um sich mit Red-Bull-Rennchef Helmut Marko zusammenzusetzen. Damals waren wir in der Position, ein wenig auszuteilen, die Jahre danach hat dann eher er ausgeteilt, und alle Anderen mussten einstecken.»

«Es sind eher kleine Momente, die schön sind, wenn ich etwa die Möglichkeit hatte, mit ihm über seine Zeit zu sprechen, wie sich die Autos damals anfühlten, wie der Rennsport auf ihn wirkte, wie Enzo Ferrari wirklich war. Das war halt nichts aus Büchern, sondern das waren Informationen aus erster Hand, so etwas ist unschätzbar und bleibt mir am kraftvollsten in Erinnerung.»

«Ich bin mit Michael Schumacher aufgewachsen, das war mein Idol. Aber weil ich grosses Interesse am Sport habe und an der Rennhistorie, wurde Niki Lauda natürlich bald zu einem Begriff. Wir können gewiss behaupten: Niki hat den Sport und seine Epoche so geprägt wie das Michael später getan hat oder Ayrton Senna. Es gibt einfach ein paar Fahrer, welche in ihrer Zeit neue Massstäbe setzen und hervorstechen. Dazu kommt, dass er einen unglaublichen Charakter hatte, und all das erzeugt eine Riesenlücke, die nicht zu füllen ist.»

Auf die Frage, wie der wahre Niki Lauda gewesen sei, abseits von TV-Kameras, meint Seb: «Niki war Niki. Ich kenne eine Menge Menschen, die abseits der Kameras anders sind, die Anzahl Menschen dieser Art nimmt schnell zu, aber Niki war nie so. Lauda war immer Lauda, echt, unverfälscht, sich selber treu, er hat sich nie verformen lassen, er war immer der Wahrheit zugetan. Manchmal hat er Dinge gesagt, und die Leute zweifelten an seinen Worten. Aber es war eben die Wahrheit. Niki war unverblümt und im Herzen ein echter Racer, sehr leidenschaftlich dem Sport verbunden. Das alles hat ihm enormen Respekt eingebracht, und das alles habe ich an ihm überaus geschätzt.»

Als sich Niki Lauda im Sommer 2018 einer Lungentransplantation unterziehen lassen musste und eine lange Reha begann, da schrieb Sebastian Vettel seinem Freund einen Brief. «Als ich hörte, dass es ihm nicht gutgeht und da er nicht in der Verfassung oder in der Laune war, das Telefon zu beantworten, da habe ich mich hingesetzt und etwas geschrieben. Ich stellte mir vor, was ich in einer solchen Situation als Geste schätzen würde, also habe ich diesen Brief verfasst. Es war ein Zeichen meines Respekts.»

«Einer der Gründe, warum wir heute in der Formel 1 Autos von solch hohem Sicherheitsniveau haben, das ist eben die Arbeit, die damals von Lauda geleistet worden ist. Ich habe seinen Humor sehr gemocht. Manchmal war es bei einer Aussage nicht klar, ob er einen Witz macht oder eine Meinung von sich gibt. Du triffst in deinem Leben nicht oft Menschen von diesem Schlag.»

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