Bahrain-GP: Sieg für Lewis Hamilton, Pech für Pérez

Von Vanessa Georgoulas
Lewis Hamilton führte im ereignisreichen Rennen in Bahrain von Anfang bis zum Ende

Lewis Hamilton führte im ereignisreichen Rennen in Bahrain von Anfang bis zum Ende

Das spektakuläre erste Kräftemessen auf dem Bahrain-Rundkurs entschied Weltmeister Lewis Hamilton für sich. Hinter dem Mercedes-Piloten kreuzten Max Verstappen und Alex Albon die Ziellinie.

Der Feuerunfall von Romain Grosjean, der sich ausgangs der dritten Kurve in der ersten Rennrunde des Bahrain-GP ereignet hatte, hinterliess bei allen WM-Teilnehmern einen nachhaltigen Eindruck. Lewis Hamilton twitterte in der Zwangspause, die wegen der Reparaturarbeiten an den Leitplanken folgte: «Das Risiko, das wir eingehen, ist kein Witz, das geht an alle da draussen, die vergessen, dass wir unser Leben für diesen Sport und das, was wir so lieben, riskieren. Das ist für uns alle eine Mahnung und ich bin der FIA für die gewaltigen Schritte, die wir unternommen haben, dankbar, damit Romain das sicher überstehen konnte.»

Der Genfer wurde ins BDF Militärkrankenhaus geflogen, um einen möglichen Rippenbruch abzuklären und die leichten Verbrennungen an Händen und Knöcheln zu behandeln, während der Rest des Feldes in die Boxengasse abgebogen war. Vor dem schockierenden Crash hatte Polesetter Lewis Hamilton die Führung vor Max Verstappen übernommen, dahinter hatten sich Sergio Pérez, Alex Albon, Daniel Ricciardo, Valtteri Bottas, Pierre Gasly, Esteban Ocon, Lando Norris, Charles Leclerc, Antonio Giovinazzi, Lance Stroll, Carlos Sainz, Kevin Magnussen, Sebastian Vettel, Nicholas Latifi, Kimi Räikkönen, George Russell und Daniil Kvyat eingereiht.

Nach einer Stunde und 20 Minuten durften die GP-Stars wieder auf die Piste und auf dem Weg zur Startaufstellung ihre richtige Position einnehmen. Die stark mitgenommen Leitplanken wurden durch Betonblöcke ersetzt und das Feld machte sich zur Startaufstellung auf, um den zweiten Start aus dem Stand in Angriff zu nehmen. Die Aufstellung ergab sich aus der Reihenfolge, in der die GP-Stars die zweite Safety-Car-Linie gekreuzt hatten.

Lance Stroll: Kopfüber in der achten Kurve

Kaum legten die GP-Stars wieder los, wurde das Safety-Car wieder auf die Strecke geschickt – diesmal war es Stroll, der mit Kvyat in der achten Kurve zusammengeriet. Sein Auto drehte sich und blieb kopfüber liegen, während der Russe weiterfahren konnte. Vorne hatte Hamilton die Führung vor Verstappen, Pérez, Bottas, Albon, Norris, Ocon, Leclerc, Ricciardo, Gasly, Sainz, Kvyat, Räikkönen, Latifi, Russell, Vettel, Giovinazzi und Magnussen übernommen.

Vettel musste im teaminternen Kampf gegen Leclerc zurückstecken und ärgerte sich wortreich über Funk über die Fahrweise des Monegassen. «Er sieht die kleinste Lücke, die nicht existiert», schimpfte der Deutsche, und ätzte: «Ich hätte crashen sollen, das wäre vielleicht besser gewesen.» Während der Safety-Car-Phase musste Bottas an die Box abbiegen, weil er einen Reifenschaden hatte, auch Magnussen musste zu seiner Crew, weil sein Frontflügel nicht mehr ganz war.

Während das Feld hinter Bernd Mayländer fuhr, gab Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer Entwarnung: «Lance geht es gut, er hat sich über Funk gemeldet.» Die Wiederholung der TV-Bilder des zweiten Starts offenbarte, dass Vettel Pech hatte, denn Kvyat drehte Strolls Renner vor seiner Nase um.

Nach der achten Runde wurde die Strecke wieder freigegeben und Hamilton verteidigte die Spitzenposition zum dritten Mal. Dahinter griff Leclerc den vor ihm fahrenden Ocon auf Position 6 an, doch der Franzose verteidigte sich erfolgreich. Sein Renault-Teamkollege Ricciardo musste sich hingegen Sainz geschlagen geben und dem Spanier die achte Position überlassen.

Die Rennleitung kündigte eine Untersuchung des Crashs zwischen Kvyat und Stroll an, während Verstappen in der elften Kurve klagte: «Mein Auto springt rum wie ein Känguru.» Der Niederländer hatte die zweite Position vor Pérez, Albon, und Norris verteidigt. Dahinter schnappte sich Sainz die siebte Position von Leclerc, der beim Konterversuch beinahe die Kontrolle über seinen Ferrari verlor.

Für den Rennfahrer aus Monte Carlo kam es noch schlimmer, erst wurde er von Ricciardo, dann von Gasly überholt, womit er nur noch auf Position 10 unterwegs war. Kvyat kassierte derweil eine 10-Sekunden-Zeitstrafe für die Kollision mit Stroll. Schlechte Nachrichten gab es auch für die Ferrari-Crew, denn Vettel, der ans Ende des Feldes zurückgefallen war, meldete: «Das Auto ist unfahrbar.»

Platztausch der Renault-Piloten

Mühe hatte auch Räikkönen, der mit einem kaputten Frontflügel unterwegs war und seinen Landsman Bottas im Nacken sitzen hatte. In Runde 16 bog Ricciardo an die Box ab, um sich die harten Reifen zu holen, womit Vettel auf Position 17 vorrücken konnte. Ocon tat es ihm gleich, wählte aber die Medium-Mischung. Auch Kvyat und Räikkönen besuchten ihre Crew, wobei der Russe seine Zeitstrafe absass. Vettel rückte damit auf den 14. Platz vor, wurde aber kurz darauf von beiden Renault-Piloten überholt.

Leader Hamilton holte sich in der 19. Runde frische Medium-Reifen, womit Verstappen die Führung übernahm. Der Weltmeister kam hinter Pérez auf der dritten Position wieder auf die Piste, rückte aber bald wieder nach vorne, weil auch Verstappen und Pérez neue Reifen holten. Sainz, der auf die dritte Position vorgerückt war, wurde kurz darauf von seinem Team wieder an die Box gerufen, womit die Reihenfolge vorne Hamilton vor Verstappen, Gasly, Pérez, Albon, Leclerc, Bottas, Norris, Ocon und Ricciardo lautete.

Auch Vettel holte frische Reifen und war wieder als Letzter unterwegs, bis Latifi seinen Stopp einlegte und die rote Laterne übernahm. In Rund 23 stoppte auch Leclerc, der als Zwölfter wieder auf die Strecke zurückkehrte. Albon hatte sich wieder auf den vierten Platz vorgearbeitet und Norris erkämpfte sich den sechsten Platz mit einem starken Manöver an Bottas. Der Finne bog kurz darauf zeitgleich mit Gasly an die Box ab.

Ein starkes Rennen zeigte auch Sainz, der sich an Ricciardo vorbeischob und somit auf Position 7 unterwegs war, bis er auch mit dem vor ihm fahrenden Ocon kurzen Prozess machte. In Runde 30 tauschten die beiden Renault-Piloten auf den Positionen 7 und 8 die Plätze, weil Ricciardo deutlich mehr Speed hatte als sein Stallgefährte. Hamilton führte das Feld zu diesen Zeitpunkt vor Verstappen, Pérez, Albon, Norris, Sainz, Ricciardo, Ocon, Gasly, Leclerc, Bottas, Russell, Kvyat, Giovinazzi, Vettel, Räikkönen, Latifi und Magnussen an.

Bittere Pille: Sergio Pérez verpasst Podest

In Runde 34 bog Verstappen an die Box ab und fiel damit hinter Pérez zurück und eine Runde später reagierte Hamilton, der trotz Stopp vorne bleiben konnte. Mehrere Piloten taten es ihm in den folgenden Runden gleich und in Runde 0 führte Hamilton das Feld mit mehr als drei Sekunden Vorsprung auf Verstappen an.

Der Einzige, der in Runde 44 noch keinen zweiten Reifenwechsel absolviert hatte, war Gasly, der sich mit allem, was er hatte, gegen Norris wehrte, den Briten aber ziehen lassen musste. Bald sah er auch dessen Teamkollegen Sainz im Rückspiegel.

Zehn Runden vor dem Fallen der Zielflagge hatte Hamilton einen Vorsprung von mehr als 26 Sekunden auf seinen ersten Verfolger Verstappen herausgefahren. Hinter dem Duo folgten Pérez, Albon, Norris, Gasly, Sainz, Ricciardo, Bottas und Ocon auf den weiteren Top-10-Positionen vor Leclerc, Kvyat, Giovinazzi, Russell, Vettel, Latifi, Räikkönen und Magnussen.

In Runde 51 von 57 schaffte es Sainz endlich am AlphaTauri-Piloten vorbei, der auf deutlich älteren Reifen unterwegs war. Einen Umlauf später beklagte sich Gasly, dass er keine Traktion mehr habe, und sein Renningenieur wies ihn an, noch fünf Runden durchzuhalten. Der Franzose, der nun Ricciardo im Nacken hatte, forderte alle Power, während der Australier für ungewöhnlich viel Funkenflug sorgte.

Zwei Runden vor dem Ende des Rennens gab es das zweite Feuer des Tages – Pechvogel Pérez erlitt einen Motorschaden und musste seinen Racing-Point-Renner am Streckenrand abstellen. Das Gesicht von Szafnauer sprach Bände, denn der sicher geglaubte Podestplatz war damit hin. Somit endete das Rennen hinter dem Safety-Car – und Hamilton durfte sich über den 95. GP-Sieg seiner Karriere freuen. Verstappen und Albon komplettierten das Podest. Ganz zum Schluss gab es für Norris noch eine Schrecksekunde, weil ein Streckenposten vor ihm die Piste kreuzte!

Bahrain-GP, Sakhir

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:34:01,829h
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +1,254 sec
3. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +8,005
4. Lando Norris (GB), McLaren, +11,337
5. Carlos Sainz (E), McLaren, +11,787
6. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +11,942
7. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +19,368
8. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, +19,680
9. Esteban Ocon (F), Renault, +22,803
10. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +1 Runde
11. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +1 Runde
12. George Russell (GB), Williams, +1 Runde
13. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +1 Runde
14. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
15. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +1 Runde
16. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +1 Runde
17. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
Out
Sergio Pérez (MEX), Racing Point, Motorschaden
Romain Grosjean (F), Haas, Crash
Lance Stroll (CDN), Racing Point, Crash

WM-Stand Fahrer nach 15 von 17 Rennen

Fahrer
1. Hamilton 332 Punkte
2. Bottas 201
3. Verstappen 189
4. Ricciardo 102
5. Pérez 100
6. Leclerc 98
7. Norris 86
8. Sainz 85 9. Albon 85 10. Gasly 71
11. Stroll 59 12. Ocon 42
13. Vettel 33
14. Kvyat 26 15. Nico Hülkenberg (D) 10
16. Räikkönen 4
17. Giovinazzi 4
18. Grosjean 2
19. Magnussen 1
20. Latifi 0
21. Russell 0

Marken
1. Mercedes 533
2. Red Bull Racing 274
3. McLaren 171
4. Racing Point
154 5. Renault 144
6. Ferrari 131
7. AlphaTauri 97
8. Alfa Romeo 8
9. Haas 3
10. Williams 0

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