Imageschaden für die Formel 1? Das sagen die Experten

Von Gerhard Kuntschik
Alex Wurz (r.) mit ORF-Kommentator Ernst Hausleitner

Alex Wurz (r.) mit ORF-Kommentator Ernst Hausleitner

Im dritten Teil der SPEEDWEEK.com-Umfrage zum spannenden WM-Finale in Abu Dhabi kommen noch einmal die österreichischen Experten von ServusTV und ORF zu Wort und sprechen über das dramatische WM-Duell in diesem Jahr..

Das fulminante Formel-1-WM-Finale ist bald eine Woche alt, doch die Gemüter haben sich noch nicht beruhigt. In den sozialen Medien und Fan-Foren streiten sich die Anhänger von Weltmeister Max Verstappen und Mercedes-Star Lewis Hamilton über die letzten Minuten des Rennens in Abu Dhabi, in denen der siebenfache Weltmeister den sicher geglaubten Sieg und damit auch den Titelkampf verlor.

In der letzten Rennrunde der Saison schnappte sich Verstappen den 20. GP-Sieg seiner Karriere und damit auch den Titel in der Fahrer-Wertung. Die Erleichterung war so gross, dass selbst der sonst so nüchterne Niederländer in Tränen ausbrach. Die grosse Freude war verständlich, denn der Triumph kam nach einem langen und teilweise erbittert geführten Duell, das auf und neben der Strecke ausgetragen wurde.

Mercedes protestierte gleich doppelt, blitzte damit aber bei den Regelhütern ab und erklärte noch am Sonntag die Absicht, in Berufung zu gehen. Die Team-Führung um Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff hat sich letztlich entschieden, nicht gegen die Entscheidung der Rennkommissare vorzugehen. Das hat den Graben zwischen den Fans aber nicht verkleinert, im Gegenteil.

Da stellt sich die Frage, ob das Image der Formel vom Duell und der Dramatik insgesamt profitiert oder durch den Streit und die Proteste gelitten hat. Die Antwort darauf liefern die österreichischen Experten von ORF und ServusTV in der SPEEDWEEK.com-Umfrage. Alex Wurz sagt etwa: «Ich glaube nicht, dass das Image gelitten hat, im Gegenteil.»

Beste Saison aller Zeiten

«Die Formel 1 zeigte, dass sie der absolute Showdown ist, dass der WM-Titel in der Königsklasse wie eine olympische Goldmedaille oder ein WM-Titel im Fussball oder ein Sieg bei der Tour de France zählt. Es geht, wenn globale Einschaltquoten wie sonst bei Grossereignissen alle vier Jahre erreicht werden, ums Eingemachte. Das wurde wohl jedem klar», betont der frühere GP-Pilot.

Und Wurz fügt an: «Durch die sozialen Medien wurden die Meinungen aber stärker polarisiert, wir sehen nur noch schwarz oder weiss. Wir müssen aufpassen, vor allem auf die Vorbild-Wirkung. Wir sind stolz im Wettkampf zu sein und uns aneinander messen zu dürfen. Die Reibereien sind okay, aber es war schön, dass sich Lewis und Max am Ende die Hände reichten. Das war gut für das Image der Formel 1.»

Auch Ferdinand Habsburg ist sich sicher: «Am Ende profitieren alle von einem Drama. So funktioniert die Welt. Wir haben eine extrem aufregende Saison bekommen. Dafür können wir sicher dankbar sein.»

Robert Lechner erklärt seinerseits: «Das Image der Formel 1 hat von dieser spannenden, ereignisreichen Saison extrem profitiert. Die Fans wollen die Rennen sehen und im Ziel wissen, wer gewonnen hat. Die Kämpfe am grünen Tisch braucht keiner und will keiner. Dass die Formel 1 profitiert hat, zeigen das allgemeine Interesse und die Einschaltquoten. Dinge, die polarisieren, funktionieren. Und die Formel 1 hat in diesem Jahr extrem polarisiert.»

Philipp Eng stimmt dem 44-Jährigen aus Salzburg zu: «Das Image der Formel 1 hat sicher von dieser Saison profitiert. Man muss sich die Zuschauerzahlen bei vielen Rennen ansehen. Die Netflix-Serie ‚Drive to Survive‘ hat auch dazu beigetragen. Vor allem in Nordamerika. Das Duell bis zur letzten Runde war unglaublich gut. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr genauso spannend bleibt. Es wurde in diesem Jahr guter Sport geboten. Es war eine extrem coole Saison.»

Und Mathias Lauda ergänzt: «Für die Formel 1 war es mit Abstand das beste Jahr. Sie spricht jetzt auch ein junges Publikum an. Die Saison war extrem spannend mit viel Drama, Politik und vielen Diskussionen. Aber es war eine Riesenshow mit tollem Rennfahren auf höchstem Niveau.»

Abu Dhabi-GP, Yas Marina Circuit, 12. Dezember

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:30:17,345 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, +2,256 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +5,173
04. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +5,692
05. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +6,531
06. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +7,463
07. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +59,200
08. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +1:01,708 min
09. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1:04,026
10. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +1:06,057
11. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1:07,527
12. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
14. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +1 Runde
15. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +3 Runden
Out
Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, Crash
Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, Hydraulik
George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, Antrieb
Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, Getriebe

WM-Stand nach 22 von 22 Rennen

Fahrer
1. Verstappen 394.5 Punkte
2. Hamilton 387.5
3. Bottas 226
4. Pérez 190
5. Sainz 164.5
6. Norris 160
7. Leclerc 159
8. Ricciardo 115
9. Gasly 110
10. Alonso 81
11. Ocon 74
12. Vettel 43
13. Stroll 34
14. Tsunoda 32
15. Russell 16
16. Räikkönen 10
17. Latifi 7
18. Giovinazzi 3
19. Schumacher 0
20. Mazepin 0
21. Kubica 0

Teams
1. Mercedes 613.5
2. Red Bull Racing 584.5
3. Ferrari 323.5
4. McLaren 275
5. Alpine 155
6. AlphaTauri 142
7. Aston Martin 77
8. Williams 23
9. Alfa Romeo 13
10. Haas 0

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