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Verrückter USA-GP: Versuchter Selbstmord, rote Flagge

Von Mathias Brunner
Der Belgier Eric van de Poele ist in der Formel-1-Historie nur eine Fussnote: fünf GP-Einsätze, keine Punkte. Aber der heute 61-Jährige hat eine der skurrilsten Geschichten der Königsklasse zu erzählen.

Im ersten freien Training zum Grossen Preis der USA 2022 waren vier Nachwuchsfahrer im Einsatz, das erinnerte mich an die Zeiten der so genannten Vorqualifikation vor dreissig Jahren. Auch damals war so mancher junge Pilot im ersten Training im Einsatz – ohne Aussicht auf einen GP-Start. Das Formel-1-Feld war damals so reichhaltig (wir hatten im Laufe der Saison 41 Fahrer in 18 Teams!), dass jeweils am Freitagmorgen aussortiert werden musste: Acht Piloten traten an, nur vier kamen weiter.

Im Rahmen des Grand Prix von Belgien traf ich Ende August den Belgier Eric van de Poele. Der heute 61-Jährige bestätigte mir, was sich 1991 im Training zum Grossen Preis der USA in Phoenix (Arizona) zugetragen hat. Die Vorquali wurde nach wenigen Minuten mit der roten Flagge unterbrochen. Was war passiert?

Erst nach und nach sickerten Details über die ungewöhnliche Trainingsunterbrechung durch: Wie sich herausstellte, war der 27 Jahre alte Marlon Rauvelli aus den nahen Maricopa-Krankenhaus ausgebüchst, an Krücken zur Rennstrecke gehumpelt und auf den Strassenkurs vorgedrungen – in der Absicht, sich dort vom nächstbesten Formel-1-Auto überrollen zu lassen!

Lamborghini-Pilot van de Poele: «Das waren damals meine ersten Runden überhaupt im Rahmen eines Formel-1-GP-Wochenendes. Und dann komme ich um eine der 90-Grad-Ecken, und mitten auf der Strasse liegt ein Mann! Ich traute meinen Augen kaum.»

Van de Poele zischte zum Glück um Haaresbreite am Lebensmüden vorbei, der anschliessend von Sicherheitskräften aufgelesen und ins Krankenhaus zurückgebracht wurde.

Was aus Herrn Rauvelli geworden ist, wissen wir nicht, was aus dem Phoenix-GP wurde, schon: Das unbeliebte Rennen (1991 nur 18.500 zahlende Zuschauer!) verschwand aus dem WM-Kalender.

Eric van de Poele trat zu 29 GP-Wochenenden an, konnte sich aber nur für fünf Rennen qualifizieren. Bestes Ergebnis: Neunter in Imola 1991.

Wie sich die Zeiten geändert haben: Am GP-Wochenende auf dem Circuit of the Americas in Austin haben wir zwar nur zehn statt 18 Teams im Einsatz, dafür proppevolle Tribünen – es werden mehr als 400.000 Fans erwartet. Wir gehen zuversichtlich davon aus, dass sich keiner davon auf die Rennstrecke legen wird.


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