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Heisser Asphalt Hungaroring: 63 Grad Pistentemperatur

Von Mathias Brunner
Lando Norris weiss sich zu schützen

Lando Norris weiss sich zu schützen

​Am 30. Juli 2021 wurde auf dem Hungaroring eine Pistentemperatur von 63 Grad gemessen. Das Verblüffende dabei ist: Die Formel 1 trat sogar auf noch heisserer Fahrbahn auf.

Freitagtraining zum Grossen Preis von Ungarn Ende Juli 2021. Der damalige Haas-GP-Fahrer Mick Schumacher staunte: «Also eine Pistentemperatur von 63 Grad, das habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt.»

Am Hungaroring, in eine Mulde gelegt unweit des Dörfchens Mogyoród, machte seinem Ruf wieder mal alle Ehre: In Zahlreichen GP-Saisons war der Grosse Preis von Ungarn der heissteste Grand Prix des Jahres.

So mancher Formel-1-Fan kam 2021 ins Grübeln: 63 Grad, ist das für die Formel 1 ein Rekord? Möglicherweise kann diese Frage nie zweifelsfrei beantwortet werden, weil zu Beginn der Formel-1-Geschichte keine genauen Messungen vorgenommen wurden und die Zeitungen oder auch Bücher unterschiedliche Werte verewigt haben.

Das Paradebeispiel dafür ist der Argentinien-GP 1955: Die meisten Berichterstatter sprachen damals von 40 Grad im Schatten, anderen Berichten zufolge lag die Temperatur in Buenos Aires bei 37 Grad. Die Pistentemperatur betrug 52 Grad.

In Zeiten, als Fahrerwechsel noch erlaubt waren, wurden zahlreiche Autos von mehreren Piloten bewegt, weil die meisten Piloten mit der enormen Hitze nicht klarkamen – nur die beiden Argentinier Juan Manuel Fangio (Sieger) und Roberto Mieres (Rang 5) schafften es ohne Ablöse ins Ziel. Sie waren diese Temperaturen aus ihrer Heimat gewohnt.

Reims in Frankreich galt in den 1950er Jahren so sicher als Hitze-GP wie in der Formel-1-Neuzeit ein Rennen auf dem Hungaroring. Im Juli 1959 wurde in Reims die 40-Grad-Marke mindestens gekitzelt, der US-Amerikaner Masten Gregory erlitt einen Hitzschlag. Es war so heiss, dass der Pistenbelag zu schmelzen begann – ein Effekt, den ich persönlich Ende der 1980er Jahre in Phoenix (Arizona) beobachten konnte. Dort sollte noch heute ein Turnschuh-Abdruck von mir verewigt sein ...

Ich weiss nicht, wer für die GP-Premiere von Dallas 1984 die Schnapsidee absegnete, ausgerechnet im Juli nach Texas auszurücken. Wir wissen hingegen, dass sich auch dort bei Temperaturen um die 40 Grad die Piste aufzulösen begann und in aller Eile und notdürftig repariert werden musste.

Schnellhärtender Beton war nur teilweise die Lösung. Reifentechniker von Goodyear trauten ihren Augen kaum, als sie die Pistentemperatur massen – 66 Grad! Keke Rosberg trotzte der Hitze am Besten und gewann. Es war das Rennen, in dem Nigel Mansells Lotus kurz vor Schluss stehenblieb, der Brite heroisch sein Auto Richtung Ziellinie schob und dann neben seinem Wagen zusammenbrach.

Jahrelang inszenierte sich der Malaysia-GP als «heissester Grand Prix des Jahres», die hohe Luftfeuchtigkeit verstärkte den Eindruck. «Es dauerte jeweils drei bis vier Tage, bis sich dein Körper an die Hitze gewöhnt hat», erklärte mir Alfa Romeo-Fahrer Valtteri Bottas. «Du beginnst mit etwas Training draussen, damit dein Körper richtig ins Schwitzen kommt. Wir können der Hitze nicht wie die Einheimischen widerstehen, aber diese Tage zur Akklimatisierung machen einen Unterschied aus.»

NASCAR-Star Bobby Allison erzählte mir Anfang der 1980er Jahre, wie er sich auf Hitzerennen im US-amerikanischen Süden vorzubereiten pflegte: Er stellte seine Rudermaschine kurzerhand in die Sauna! Und noch heute trainieren die Formel-1-Fahrer vor einem Hitzenrennen in der Sauna.

Im Juli 2019 fühlte sich der Hockenheimring an wie eine riesige Bratpfanne: Der Formel-1-Tross schwitzte bei 39 Grad Lufttemperatur, die Bahn hat sich im zweiten freien Training auf 60 Grad aufgeheizt.

Der Rennrekord in Sachen Hitze geht an Bahrain 2005: Die Temperatur sank während des gesamten Rennens nie unter 41,9 Grad! Fernando Alonso gewann im Renault, bei einer Pistentemperatur von vergleichsweise moderaten 56 Grad.

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