Formel 1: Verwunderung über Verstappen-Gerücht

Verrückter Miami-GP: Es ist Show-Time in Florida

Von Mathias Brunner
Wasser ist nicht immer Wasser – die Marina an der Formel-1-Rennstrecke von Miami

Wasser ist nicht immer Wasser – die Marina an der Formel-1-Rennstrecke von Miami

​Niemand versteht das Unterhaltungsgeschäft besser als die US-Amerikaner. Und so wurde auch beim Miami International Autodrome mit grosser Kelle angerührt – samt künstlicher Marina!

Das vermeintlich kühlende, blaue Nass lockt an der Marina des neuen Miami International Autodrome. Hm, seltsam: Die Boote bewegen sich gar nicht. Kein Wunder: Die Yachten auf dem Renngelände des neuen «Miami International Autodrome» stehen fest auf dem Boden, und das Wasser ist auch nicht der Atlantik, sondern täuschend echte Folie auf Holzbrettern – willkommen beim Miami-GP im Land der unbegrenzten Möglichkeiten!

Formel-1-Grossaktionär Liberty Media und die Organisatoren des ersten Formel-1-WM-Laufs in Miami machen seit 2022 klar: Hier wird geklotzt, nicht gekleckert.

Und das bleibt so bis mindestens 2041, ein Vertrag mit der Formel 1 ist vorzeitig um zehn Jahre verlängert worden!

Für die durchgeknallte Idee mit der Fake-Marina à la Traumfabrik Hollywood hat es in den sozialen Netzwerken zwar viel Hohn gegeben, aber darüber konnte Tom Garfinkel nur müde lächeln. Der US-amerikanische Geschäftsleiter des American Football-Klubs Miami Dolphins und des Hard Rock-Stadions: «Wir wollten etwas auf die Beine stellen, was für Fans, Fahrer und Teams einzigartig ist. Im Zentrum dabei stand aber nicht der Glamour, sondern das Ziel, eine Rennstrecke zu bauen, die guten Sport begünstigt.»

Für Liberty Media war Miami Mittelstation eines Ausbaus der Formel 1 in den USA: Nach dem Grand Prix der USA in Austin (Texas) kam 2022 der Grand Prix von Miami, 2023 folgte die Rückkehr des GP-Sports nach Las Vegas.

SPEEDWEEK.com hatte mit einer Reihe ausgesuchter Journalisten die Möglichkeit, einen vierstündigen Rundgang übers Gelände zu machen. Die Fake-Marina (die als Liebeserklärung für Miami gedacht ist) gehört genauso dazu wie eine Gondelbahn über das Gelände, auch dies ein Alleinstellungs-Merkmal, oder ein Strand mit zwei Pools, Liegestühlen im Sand und eisgekühlten Drinks.

Wenige Meter entfernt brausen GP-Rennwagen vorbei.

Unglaublich.

Tom Garfinkel: «Die Vision von Stadionbesitzer Stephen Ross bestand darin, hier eine Anlage für Weltklasseveranstaltungen aller Art zu bauen, nicht nur für American Football. Heute dürfen wir mit Stolz sagen – nirgendwo sonst auf der Welt wird diese Kombination geboten. Beyoncé, U2, American Football, Boxen, Tennis, Formel 1, Super-Bowl – bei allem Respekt, welches andere Stadion kann all das vorweisen? Die Königsklasse festigt unseren Anspruch, ein globaler Schwergewichtler der Unterhaltungs-Industrie zu sein.»

«Uns war aber auch ganz wichtig, die Gemeinde Miami Gardens mit einzubeziehen. So haben wir verschiedene Förderprogramme ins Leben gerufen. Ich will in einigen Jahren hier auf dieser Bühne stehen zusammen mit Menschen, die von diesem Programm profitiert haben und dann den Schritt bis in die Formel 1 geschafft haben.»

Die Vorgabe von Tom Garfinkel für den Grand Prix: «Wir möchten eine Stimmung wie in Disneyland erzeugen – es geht erstens um packenden Rennsport, dann aber auch um das ganze Drumherum. Die Fans sollen die Möglichkeit haben, hier mit Freunden Musik zu hören und ihre Zeit zu geniessen. Die Besucher sollen auf der Anlage wirklich einen Miami-Geschmack erhalten. Wir wollen uns von den 23 anderen Strecken abheben.»

Tom Garfinkel arbeitete früher für Chip Ganassi als Vize-Präsident jenes Rennstalls, der Autos in der NASCAR-Serie, bei den IndyCars und in der TransAm auf die Bahn brachte: «Ich weiss es zu schätzen, wie besonders die Formel 1 ist. Ich sehe es als Ehre an, die Königsklasse hier nach Miami zu bringen. Und ich glaube, wir können sie hier gebührend ins Schaufenster stellen.»

«Was derzeit mit der Formel 1 in Amerika passiert, das ist phänomenal. Durch die Netflix-Serie Drive to Survive sind Menschen auf die Formel 1 aufmerksam geworden, die waren zuvor noch nicht mal Renn-Fans. Aber jetzt sehen sie sich jedes Rennen an. Sie sind fasziniert von den Menschen dahinter und von der Technik. Die Formel 1 ist für sie cool. Und je mehr sie über den Sport erfahren, desto mehr verfallen sie ihm. Am besten funktioniert das jedoch, wenn Formel 1 nicht vor dem Fernseher oder online geschaut wir, sondern vor Ort. Und dazu möchten wir eine einzigartige Rennanlage bieten.»

Die rund 300.000 Tickets fürs GP-Wochenende sind seit Wochen verkauft. Garfinkel sagt: «Bei der ersten Ausgabe wollten wir sicherstellen, dass alle ein schönes Wochenende erleben. Wir wollen nicht, dass die Fans stundenlang im Stau stehen, weil wir den Verkehr nicht bewältigen können; wir wollen nicht, dass sie eine Viertelstunde anstehen müssen, um sich ein Mineralwasser zu kaufen; wir wollen saubere Toiletten. Die Besucher sollen am Abend happy nach Hause gehen, hoffentlich mit dem Wunsch wiederzukommen.»

Und was ist nun mit der Frotzelei einiger Fans wegen der Fake-Marina?

Garfinkel lacht: «Wir haben uns über die Kommentare amüsiert. Wir nehmen uns selber nicht allzu ernst. Wenn man eine Marina ohne Wasser baut, dann muss man auch damit rechnen, ein wenig auf den Arm genommen zu werden.»

Ist Miami ein Beispiel für die Formel 1 der Zukunft? Muss ein GP-Wochenende in diesem Stil aufgezogen werden? Bleibt da noch Platz für traditionelle Rennen?

Tom Garfinkel findet: «Ja, dieser Platz muss sein. Ich finde, die traditionsreichen Rennstrecken müssen heilig bleiben, Monaco zum Beispiel. Miami ist etwas ganz Anderes. Die anderen Pisten müssen nicht nachziehen. Ich glaube wirklich nicht, dass Monte Carlo einen Strand braucht!»

1. Training, Miami
01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:27,128 min
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:27,484
03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:27,558
04. Carlos Sainz (E), Williams, 1:27,678
05. Alex Albon (T), Williams, 1:27,955
06. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, 1:27,968
07. George Russell (GB), Mercedes, 1:28,058
08. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, 1:28,155
09. Kimi Antonelli (I), Mercedes, 1:28,227
10. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:28,243
11. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, 1:28,374
12. Lando Norris (GB), McLaren, 1:28,391
13. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, 1:28,556
14. Nico Hülkenberg (D), Sauber, 1:28,573
15. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, 1:28,771
16. Oliver Bearman (GB), Haas, 1:28,996
17. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:29,084
18. Esteban Ocon (F), Haas, 1:29,179
19. Jack Doohan (AUS), Alpine, 1:29,357
20. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:29,362


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