Günther Steiner: Harte Vorwürfe nach Piastri-Strafe

Oscar Piastri
Oscar Piastri hat beim Grand Prix von Grossbritannien eine 10-Sekunden-Strafe erhalten, das hat seine Siegchance wenn nicht zerstört, so doch entscheidend geschmälert. Sein McLaren-Stallgefährte Lando Norris liess sich dieses Geschenk natürlich nicht entgehen und gewann beim Heimrennen. Piastri wurde kochender Zweiter.
In der Safety Car-Phase verzögerte Leader Piastri, der verblüffte Max Verstappen schoss rechts an ihm vorbei und wunderte sich am Funk sofort, was der Leader da so treibt.
Die Rennkommissare brummten Oscar daraufhin eine Zehnsekunden-Strafe auf, die der McLaren-Fahrer an der Box absitzen musste. Nun führte Norris.
McLaren-CEO Zak Brown kündigte noch während des Grand Prix an, man wolle das anfechten, daher meldete sich Piastri am Funk, er wolle gegen Norris kämpfen.
Aber McLaren wollte nicht Norris für etwas bestrafen, mit dem der Engländer gar nichts zu tun hat. Also wurde Lando nicht zurückgepfiffen (wieso auch?), und Piastri wurde eben nur Zweiter.
Die Rennkommissare gaben später an, Piastri habe übermässig und unnötig heftig verzögert (mit doppelt so hohem Bremsdruck wie George Russell in einer vergleichbaren Situation in Kanada), von 218 km/h auf 52, das sei unverhältnismässiges Fahren hinter dem Safety-Car, daher die Strafe.
Dennoch finden viele Formel-1-Experten die Strafe mindestens fragwürdig. Darunter auch der frühere Haas-Teamchef Günther Steiner.
Der 60-jährige Südtiroler sagt im Podcast Red Flag: «Gut, ich habe natürlich nicht die ganzen Daten, welche den Regelhütern vorliegen. Aber ich finde jetzt nicht, dass Piastri in der besagten Runde etwas komplett Anderes getan hat als in den Runden zuvor.»
«Ich glaube, visuell entstand ein anderer Eindruck, weil – als Oscar verzögerte – der dahinter fahrende Max Verstappen gerade beschleunigte, und dann sah das alles sehr dramatisch aus. Doch die Rennkommissare sollten auf Fakten basierend urteilen, nicht wegen einer vermeintlich dramatischen Situation.»
«Da hat sich alles gegen Oscar verschworen. Gewiss, er hätte das eleganter machen können, aber unberechenbares oder ungleichmässiges oder unverhältnismässiges Fahren ist das für mich nicht.»
«Eigentlich tut Piastri in dieser Situation, was der Leader immer tut vor dem Re-Start – er verlangsamt und versucht, den perfekten Zeitpunkt zum Gasgeben zu finden. Und er als Führender bestimmt das Tempo. Seine Aufgabe ist es dabei auch nicht, den Piloten hinter ihm das Leben leicht zu machen.»
«Wenn die Rennkommissare beim Aufwärmen von Reifen und Bremsen bei Piastri etwas Merkwürdiges sehen, hätten sie McLaren ja eine Warnung zukommen lassen können. Aber ihm gleich zehn Sekunden aufzubrummen, das finde ich schon sehr hart, das ist ja die gleiche Strafe wie für eine Kollision mit einem Gegner. Und das sind dann doch zwei Paar Schuhe.»
Grossbritannien-GP, Silverstone
01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:37:15,735 h
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +6,812 sec
03. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +34,742
04. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +39,812
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +56,781
06. Pierre Gasly (F), Alpine, +59,857
07. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:00,603 min
08. Alex Albon (T), Williams, +1:04,135
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:05,858
10. George Russell (GB), Mercedes, +1:10,674
11. Oliver Bearman (GB), Haas, +1:12,095
12. Carlos Sainz (E), Williams, +1:16,592
13. Esteban Ocon (F), Haas, +1:17,301
14. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +1:24,477
15. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1 Runde
Out
Kimi Antonelli (I), Mercedes, Unfallschäden
Isack Hadjar (F), Racing Bulls, Kollision mit Antonelli
Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, Dreher
Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, Kollision mit Ocon
Franco Colapinto (RA), Alpine, Motorproblem
WM-Stand (nach 12 von 24 Grands Prix und 2 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Piastri 234 Punkte
02. Norris 226
03. Verstappen 165
04. Russell 147
05. Leclerc 119
06. Hamilton 103
07. Antonelli 63
08. Albon 46
09. Hülkenberg 37
10. Ocon 23
11. Hadjar 21
12. Stroll 20
13. Gasly 19
14. Alonso 16
15. Sainz 13
16. Lawson 12
17. Tsunoda 10
18. Bearman 6
19. Bortoleto 4
20. Colapinto 0
21. Doohan 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 460 Punkte
02. Ferrari 222
03. Mercedes 210
04. Red Bull Racing 172
05. Williams 59
06. Sauber 41
07. Racing Bulls 36
08. Aston Martin 36
09. Haas 29
10. Alpine 19