Toprak: So geht das in der MotoGP nicht

Max Verstappen-Kumpel: Die Formel 1 sollte froh sein

Von Mathias Brunner
Max Verstappen und Gianpiero Lambiase

Max Verstappen und Gianpiero Lambiase

​Seit Jahren arbeitet Renningenieur Gianpiero Lambiase bei Red Bull Racing mit Ausnahmekönner Max Verstappen. Der Brite mit italienischen Wurzeln spricht offen über den Niederländer.

Bisweilen wirken der italienisch-britische Doppelbürger Gianpiero Lambiase und der in Belgien geborene Niederländer Max Verstappen wie ein altes Ehepaar. Etwa dann, wenn sie sich am Funk kabbeln.

In Wahrheit aber handelt es sich um eine beinahe symbiontische Zusammenarbeit eines Weltklasse-Rennfahrers mit seinem Renningenieur; um tiefes gegenseitiges Verständnis.

Die Dynamik zwischen den beiden ist so intensiv, dass man sich als Zuhörer zwischendurch unweigerlich fragt, wer hier eigentlich der Fahrer und wer der Ingenieur sein soll.

Die Arbeit zwischen einem Piloten und seinem Renningenieur ist ganz elementar für den Erfolg. Der Ingenieur muss umsetzen können, was der Fahrer braucht. Verstappen und Lambiase verbindet ein starkes Band.

Wer ist dieser Gianpiero Lambiase eigentlich?

Geboren am 14. Oktober 1980 in Bedford (Grossbritannien), mit italienischen Wurzeln. Abschluss 2002 als Mechanik-Ingenieur am University College von London.

Lambiase kam über das Formel-3-Team von Colin Kolles 2005 zum Formel-1-Rennstall aus Silverstone, den die Fans unter sechs verschiedenen Namen kennen: Jordan, Midland, Spyker, Force India, Racing Point, Aston Martin.

Bereits 2010 arbeitete Gianpiero als Renningenieur am GP-Renner, an der Seite von Tonio Liuzzi, von 2011 bis 2013 bei Force India mit Paul Di Resta, 2014 mit Sergio Pérez, den er 2021 bei Red Bull Racing wiedersehen sollte.

2015 holte ihn Red Bull Racing nach Milton Keynes, wo Lambiase zunächst den Russen Daniil Kvyat betreute. Seit 2018 ist Gianpiero der Mann an der Seite von Max Verstappen.

Der Niederländer über seinen Vertrauensmann: «Gianpiero sagt wie ich geradeheraus, was Sache ist. Wir sind miteinander grundehrlich, das ist besonders in jenen Momenten wertvoll, wenn es mal auf der Rennstrecke nicht so gut läuft.»

«Dabei kann es auch zu Situationen kommen, dass der Eine mit dem Anderen sehr streng sein muss. Aber das ist wichtig. Ich brauche jemanden, der mir vor Augen führt, wenn ich etwas vermassle, auch am Funk.»

Das hat Max zu einem Scherz animiert. Als er im Rahmen des Podcasts «Talking Bull» von seinem Stallgefährten Sergio Pérez gefragt wurde, mit welchem Mitarbeiter von Red Bull Racing er gerne mal den Platz tauschen würde, kicherte Verstappen: «Mit meinem Renningenieur Gianpiero, dann kann ich zur Abwechslung mal ihn am Funk anblaffen!»

Max vertieft: «Wir sind am Funk so offen miteinander, dass jemand vielleicht denken könnte, wir seien aufeinander wütend. Und ich selber finde, ab und an klingt das wirklich so. Aber wir sind nie wütend aufeinander, wir suchen einfach nach Mitteln und Wegen, mehr Speed zu finden. Wir verstehen uns so gut, dass es auch keinen Grund gibt, sich nach einer hitzigen Debatte beim Anderen entschuldigen zu müssen.»

Inzwischen ist Verstappen bei 200 WM-Läufen angelangt in Diensten von Red Bull Racing. Das Team hat dazu auf dem eigenen YouTube-Kanal in der Reihe «Behind the Charge» einen Film veröffentlicht, in dem verschiedene Wegbegleiter Verstappen ehren. Auch Lambiase.

Gianpiero über Max: «Max wird hier an der Rennstrecke gerne als der Bösewicht im Fahrerlager dargestellt. Aber abseits der Pisten ist er der ehrlichste, sanftmütigste Kerl, wirklich liebenswert; ich bin stolz, dass ich ihn meinen Freund nennen darf.»

«Ich bin wohl nicht der Einzige, der ihn für ein Talent hält, das nur alle zehn Jahre in die Formel 1 kommt, so wie vor ihm Hamilton oder Schumacher.»

«Ich finde, er gibt der Formel 1 sehr viel. Guckt euch nur mal an, wie er mit den ganzen Rookies umgeht und wie sie zu ihm aufblicken. Ich finde, der Sport sollte dankbar sein, solch einen Mann zu haben.»

Klar gibt es auch die andere Seite von Max. Lambiase fährt fort: «Er kann verdammt störrisch sein. Er weiss nicht alles am besten, aber vieles, und manchmal ist es eine Herausforderung, in seinen Kopf zu gelangen.»

«Ich habe mit der Zeit erkannt: Auch wenn er einen Vorschlag vom Tisch fegt, hat er diesen Vorschlag gespeichert, und auch wenn er ab und an nicht zugeben würde, dass jemand Anderer Recht hatte – er fährt auf die Bahn und setzt das um.»


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