George Russell/Mercedes: Lewis Hamilton redet Unsinn

George Russell 2024 in Zandvoort
Der Regen trommelt aufs Dach des Mercedes-Gästebereichs im Fahrerlager von Zandvoort. Im Trockenen prasseln die Fragen ein auf George Russell, und es gibt einigen Klärungsbedarf mit dem 27-jährigen Engländer.
Thema Valtteri Bottas: Der langjährige Mercedes-GP-Fahrer und diesjährige Reservist hat einen Vertrag bei Cadillac unterzeichnet und kehrt 2026 als Grand-Prix-Stammfahrer zurück.
Russell dazu: «Ich hatte die Gelegenheit, ausführlich mit Valtteri zu reden, denn wir sind zusammen in die Niederlande geflogen. Klar freue ich mich sehr für ihn, er verdient es, wieder Rennen fahren zu können. Und dann wurde im Flieger ein Kuchen serviert, und mir fiel ein – verflixt, der Kerl hat heute ja auch noch Geburtstag!»
Wir müssen vom Vertrag reden. Der vierfache GP-Sieger sagt: «Es gibt keinen Zeitdruck, weder von meiner Seite aus, noch seitens Mercedes. Die Verhandlungen bewegen sich in die richtige Richtung. Ich will mich nicht festlegen, ob das in wenigen Wochen oder in wenigen Monaten in trockenen Tüchern ist. Ich will einfach sicherstellen, dass wir alles richtig machen.»
Russell dementiert, dass die Vertragsdauer ein Stolperstein sei auf dem Weg zur Unterschrift.
«Ich hatte in der Sommerpause die Zeit, mir über meine Lage klar zu werden. In diesen zwei Wochen gab es auch keine Verhandlungen. Ich werde nächstes Jahr 28, ich will mit Mercedes Weltmeister werden. Ich fühle mich noch immer jung, aber ich muss jetzt die Weichen stellen, wenn ich Champion werden will.»
Wozu ist Mercedes in der Phase nach der Sommerpause fähig? George weiter: «Wir haben gewiss den richtigen Schritt gemacht in Ungarn und sind zurückgegangen auf eine frühere Spezifikation. Aber das Wochenende auf dem Hungaroring war ein wenig seltsam. Ferrari war im Training bärenstark, und dann hat sich der schöne Speed im Rennen verflüchtigt. Red Bull Racing war ein wenig neben den Schuhen. Unser Abstand zu McLaren war ungefähr normal.»
«Alles in allem würde ich sagen – wir sollten dazu in der Lage sein, Ferrari im Kampf um WM-Rang 2 hinter McLaren zu schlagen.»
«McLaren hat uns in diesem Jahr alle voll erwischt. Vor allem bei heissen Bedingungen sind sie wirklich sehr stark. Also versuchen natürlich alle Gegner zu verstehen, was McLaren hier besser macht. Aber der Knackpunkt ist – ich glaube nicht, dass es einen einzelnen Faktor gibt, den McLaren besser macht als die Konkurrenz. Ich glaube nicht an den Stein der Weisen. Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass McLaren eben sehr viele Puzzle-Teilchen an den richtigen Ort gelegt hat und deshalb so stark ist.»
Und jetzt zum Gegenteil von stark: Lewis Hamilton war am Ungarn-GP-Wochenende niedergeschlagen, bezeichnete sich selber als nutzlos und regte sogar an, Ferrari müsste ihn eigentlich auswechseln.
George Russell schmunzelt über seinen früheren Mercedes-Stallgefährten: «Natürlich redet Lewis Unsinn. Denn wir reden hier vom erfolgreichsten aller Formel-1-Fahrer. Die Leute sollten nicht vergessen – du kommt voller Emotionen aus dem Renneinsatz und musst dann gleich Auskunft geben, und dann kann es an einem schlechten Tag halt auch mal zu solchen Aussagen kommen.»
«Folgt dann ein guter Tag, ändert sich wieder alles. Ich meine, Lewis hat im ersten Teil der Saison den China-Sprint von Pole-Position gewonnen, also hat er es noch voll drauf. Formel 1 ist Team-Sport, und wenn nicht alle Faktoren stimmen, dann wird es eben schwierig. Und niemand darf in diesem Zusammenhang vergessen, wie stark Lewis’ Teamkollege Charles Leclerc ist.»