John Hopkins: «Joe Roberts hat keinen Talentmangel»

Von Günther Wiesinger
Das neue American Team: Ramirez, Hopkins und Roberts

Das neue American Team: Ramirez, Hopkins und Roberts

Der ehemalige MotoGP-Star John Hopkins beteuert, bei Joe Roberts (gestern Moto2-Bestzeit in Katar) herrsche kein Mangel an Talent, aber er habe bisher nicht an sich geglaubt.

Man darf sich nicht wundern, wenn Joe Roberts in der vergangenen Saison von so manchem Experten als hoffnungsloser Fall eingeschätzt wurde. Denn ein Blick auf seine Startplätze in der Moto2-WM 2019 spricht Bände: 23., 26., 22., 27., 29., 26., 29., 26., 25., 29., 31., 24., 23., 24., 24., 21., 25. und 32. Das waren die nicht gerade vielversprechenden Qualifying-Ergebnisse des Amerikaners, der in Brünn verletzt fehlte und bei 18 Rennen nur vier Punkte (!) kassierte, das ergab den tristen 28. WM-Rang.

Und jetzt schaffte Roberts, der im American Racing Team 2019 klar im Schatten seines Teamkollegen Schatten Iker Lecuona (zwei Podestplätze) stand, in Doha gestern die Tagesbestzeit. Und wer jetzt meint, das sei die erste Moto2-Bestzeit eines Amerikaners seit Bestehen dieser Klasse, der irrt: 2010 stand Kenny Noyes in Le Mans auf der Pole-Position.

Der 22-jährige Joe Roberts kam mit der Kalex 2020 auf Anhieb viel besser zurecht als 2019 mit der KTM des American Racing Teams.

Er räumt ein, dass ihm sein neuer Riding Coach John Hopkins beim Vormarsch in die Weltspitze stark geholfen hat. «Hopper» fuhr von 2002 bis 2011 für Red Bull-Yamaha, das Suzuki- und Kawasaki-Werksteam in der MotoGP-WM, 2007 beendete er die Königsklasse als Gesamt-Vierter. Nach etlichen Verletzungen und Eskapaden tauchte er 2012 noch in der Superbike-WM auf, dann beendete er seine internationale Karriere. Bestes MotoGP-Ergebnis: Platz 2 in Brünn 2007.

«John kam bei uns neu an Bord, und er hat viele verschiedene Aufgaben übernommen», schildert der Überraschungsmann Joe Roberts. «Er beobachtet mich nicht nur dauernd draußen auf der Strecke. Er agiert auch als eine Art Mentaltrainer. Er hilft mir, meinen Geist für die nächsten Sessions oder das Rennen zu präparieren. Er hat so viel Erfahrung in diesem Paddock, er verfügt über Tonnen von Wissen. Das ist ein wichtiger Aspekt der Dinge. Außerdem ist er sehr einfühlsam, sehr scharfsinnig. Er geht mit dem Scooter raus auf die Piste, er schaut den anderen Fahrern zu, und ehrlich gesagt: Ich hätte diese Bestzeit am Freitag nicht geschafft, wenn er mir nach dem FP1 nicht ein paar Dinge verraten hätte. Er hat mir deutlich gemacht, was ich in gewissen Kurven ändern muss. Jede Kleinigkeit ist hilfreich… Die Moto2-Meisterschaft ist extrem hart. Man muss sich jeden erdenklichen Vorteil suchen.»

John Hopkins strahlte nach der Bestzeit seines Schützlings wie selten in den letzten Jahren. «Es gibt viele Dinge, die ich Joe vor dem FP2 gesagt habe. Im Grunde habe ich ihn am Schluss ins Ohr geflüstert: ‚Go out there and make it happen.‘ Und er hat meinen Rat befolgt», lachte Hopper. «Nein, es ist viel mühsamer als es klingt… Es geht um eine Kombination von vielen Dingen. In diesem Sport geht es nur um das Selbstvertrauen. Ich habe das immer betont: ‚Im Racing spielt das Selbstvertrauen die wichtigste Rolle, alles dreht sich um die ’confidence‘. Und daran hat es Joe sichtbar gemangelt. Das war sein größtes Manko. Er hat bisher nicht an sich geglaubt.»

Hopkins: «Ich habe Joe erst im vergangenen Winter richtig kennengelernt. Aber nachdem ich ihn getroffen habe, nachdem wir zusammen Supermoto und Dirt-Track gefahren sind, nachdem wir im Winter alle Varianten von Cross-Training gemacht haben, kann ich behaupten: Beim ihm existiert absolut KEIN Mangel an Talent. Joe hat genauso viel Talent wie die anderen Moto2-Fahrer. Daran hat es bei ihm nie gefehlt. Aber er musste den Glauben an sein Können finden.»

«Die Stärken und Schwächen von Joe auf einer Road-Race-Rennmaschine sind genau identisch mit den Stärken und Schwächen, unter denen ich in meiner ganzen Karriere gelitten habe. Deshalb kann ich ihm genau die Ratschläge geben, die sich in meiner Laufbahn als nützlich erwiesen haben. Diese Ratschläge haben bei ihm sofort zu Verbesserungen geführt. Es ist ein schönes Gefühl, meine Informationen und Erfahrungen aus vielen GP-Jahren sinnvoll weitergeben zu können. Es wäre damals für mich sehr vorteilhaft gewesen, wenn ich in meiner Box auch jemanden gehabt hätte, der mich auf diese Weise unterstützt hätte.»

Hopkins will aber den Erfolg nicht auf seine Schultern laden. «Joe ist die Person, die auf dem Bike sitzt. Ich weiß, dass er die nötige Dynamik hat. Er hat alle Fähigkeiten, um in diesem Jahr groß rauszukommen.»

Katar-GP, Moto2, kombinierte Zeitenliste nach FP2:

1. Roberts, Kalex, 1:58,421 min
2. Bezzecchi, Kalex, 1:58,669 min, + 0,248
3. Marini, Kalex, 1:58,759, + 0,338
4. Nagashima, Kalex, 1:58,921, + 0,500
5. Vierge, Kalex, 1:59,059, + 0,638
6. Augusto Fernandez, Kalex, 1:59,074, + 0,653
7. Bendsneyder, NTS, 1:59,089, + 0,668
8. Bastianini, Kalex, 1:59,114, + 0,693
9. Bulega, Kalex, 1:59,136, + 0,715
10. Martin, Kalex, 1:59,148, + 0,727
11. Lüthi, Kalex, 1:59,168, + 0,747
12. Navarro, Speed Up, 1:59,189, + 0,768
13. Schrötter, Kalex, 1:59,198, + 0,777
14. Canet, Speed Up, 1:59,215, + 0,794
15. Baldassarri, Kalex, 1:59,237, + 0,816
16. Gardner, Kalex, 1:59,277, + 0,856
17. Di Giannantonio, Speed Up, 1:59,284, + 0,863
18. Chantra, Kalex, 1:59,290, + 0,869
19. Pons, Kalex, 1:59,486, + 1,065
20. Lowes, Kalex, 1:59,561, + 1,140
21. Dixon, Kalex, 1:59,641, + 1,220
22. Ramirez, Kalex, 1:59,709, + 1,288
23. Corsi, MV Agusta, 1:59,839, + 1,418
24. Garzo, Kalex, 2:00,020, + 1,599
25. Manzi, MV Agusta, 2:00,126, + 1,705
26. Raffin, NTS, 2:00,181, + 1,760
27. Syahrin, Speed Up, 2:00,228, + 1,807
28. Dalla Porta, Kalex, 2:00,804, + 2,383
29. Izdihar, Kalex, 2:01,082, + 2,661
30. Kasmayudin, Kalex, 2:02,886, + 4,465

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