David Alonso gibt zu: «Wir haben dafür bezahlt»

David Alonso
David Alonso lernt und vollstreckt schnell. Der 19-Jährige gewann 2020 den European Talent Cup, 2021 den Red Bull Rookies Cup und 2024 die Moto3-Weltmeisterschaft – und das in seinen zweiten Saisons in der jeweiligen Kategorie. Letztes Jahr stellte er einen Rekord von 14 Grand-Prix-Siegen in einer Saison auf und entwickelte eine besondere Renn-Taktik, indem er in den letzten beiden Runden an die Spitze stürmte. Elf seiner Triumphe wurden mit weniger als einer halben Sekunde Vorsprung eingefahren.
2025 ist Alonso in die Moto2-WM aufgestiegen. Der Beginn war holprig: Im Wintertraining kugelte er sich die rechte Schulter aus, wodurch er keine ideale Saisonvorbereitung hatte. In den ersten beiden Rennen in Thailand und Argentinien landete er mit den Plätzen 21 und 20 außerhalb der Punkteränge. In den USA und in Katar konnte er dann die Ränge 14 und 11 erzielen. In der Haarnadelkurve 13 in Jerez hatte er einen Crash, bei dem auch sein ehemaliger Teamkollege Izan Guevara stürzte. Mit einem weiteren 11. Platz in Le Mans konnte er erneut in die Punkteränge fahren.
Beim Frankreich-GP hatte SPEEDWEEK.com-Autor Adam Wheeler die Gelegenheit, sich mit dem Kolumbianer ausführlich zu unterhalten. Das Gespräch fand im Truck seines Aspar-Teams statt. Alonso sah sich gerade seinen letzten Grand Prix auf einem iPad an, das auf einem behelfsmäßigen Tisch stand – im Umkleidebereich, den er sich mit Teamkollege Daniel Holgado teilt. Der Luxus eines eigenen Rückzugraums, den die MotoGP-Fahrer genießen, ist noch in weiter Ferne. Das Gespräch fand auf spanisch statt, wie immer war David Alonso ein kluger und redegewandter Gesprächspartner. Die Themen: die Anpassung in der mittleren Kategorie der Motorrad-WM und seine mentale Verfassung – vom GP-Sieger wurde er zum Mittelfeld-Fahrer.
«Wir haben schon einige Fehler gemacht und haben einige Lektionen gelernt, die mir in Zukunft helfen werden, denn es war kein guter Winter», sagte er, und für einen Moment war das breite Lächeln in seinem Gesicht verschwunden. «Nach dem Gewinn der Meisterschaft bin ich viel herumgezogen und habe verschiedene Dinge getan. Und ich habe die Tage, die ich hatte, nicht für mich oder zum Ausruhen genutzt – wir haben dafür bezahlt. Trotzdem ist das alles Erfahrung.»
«Das letzte Jahr war hervorragend und mit einer so starken Basis. Vor allem hat es sehr viel Spaß gemacht, nachdem der Titel-Druck vorbei war», lächelte er dann wieder. «In der Moto3 zu gewinnen, bedeutete, dass ich sehr beschäftigt war, aber jetzt versuche ich, zu diesem Punkt zurückzukehren, indem ich eine Menge Arbeit auf eine andere Art und Weise investiere.»
Welche Arbeit meinte er damit? «Es ist wieder ein Prozess», antwortete er. «Körperlich bin ich bei 100 Prozent und ich trainiere jetzt, um mich zu verbessern. Die Moto2 ist schneller, schwerer und man muss stärker sein. Man muss analysieren und denken: 'Das Motorrad braucht das von mir... und ich muss es auf diese Weise fahren'. Das bedeutet auch, dass man körperlich in der Lage sein muss, das zu tun. Man muss sich in seiner Karriere ständig verändern und die Demut haben zu wissen, dass man sich verändern muss.»
Alonso sieht jung aus und er ist jung, einer der Jüngsten in der Moto2. Trotz seiner Reife – etwas, das das Aspar-Team in seinem Jahr des Titelgewinns ständig lobte – musste er seine Augen und seinen Geist für die sich verändernden Parameter seiner sportlichen Karriere öffnen und das innerhalb von nur wenigen Monaten. «Der Wechsel von ganz oben nach ganz unten ist mental nicht einfach», gab er zu. «Man gewöhnt sich schnell an den Rhythmus des Gewinnens. Man begibt sich in eine Blase, die nicht ganz der Realität entspricht. Sie ist nicht dauerhaft und hält nicht an. Wenn man dann runterkommt, ist es schwer zu akzeptieren. Ich konnte zum Beispiel viele meiner Fehler in der Vorsaison und in den ersten Rennen des Jahres 2025 nicht wirklich akzeptieren. Ich konnte auch nicht erkennen, dass ich mich in einem Prozess befand. Der Geist will immer noch Dinge, die der Körper nicht leisten kann – das ist ein Konflikt. Da braucht man wirklich gute Leute um sich herum.»
Im zweiten Teil des Interviews spricht David Alonso darüber, wie er die Erfolge seines Teamkollegen Daniel Holgado einordnet und wie er selbst den Weg zur Spitze in der Moto2 finden will.
Fortsetzung folgt…