Vor 30 Jahren: Erster Rennsieg für Katja Poensgen
Der 27. August 1995 war wettertechnisch ein lausiger Tag im Autodrom Most. Die Pro Superbike hatte sich mit der Zweitakt-DM sowie diversen Cup-Klassen hier versammelt. Gemeinsam musste man das Beste aus so manchem Regenschauer machen, was Katja Poensgen im Rennen des ADAC Junior Cup am besten gelang.
Bei vier der ersten fünf Saisonrennen hatte die noch 18-jährige Heppenheimerin und Tochter des langjährigen Suzuki-Deutschland-Vertriebs- und Rennchefs Bert Poensgen als Zweite auf dem Podest gestanden.
An jenem Tag in Most platzte dann bei ihr der Knoten. Nach rundenlangem Dreikampf mit Reinhard Stolz und Steve Jenkner konnte sich die Suzuki-Pilotin in der letzten Runde so gut positionieren, dass sie im Fotofinish das bessere Ende gegenüber dem späteren Grand-Prix-Sieger Steve Jenkner aus Hohenstein-Ernstthal sowie Reinhard Stolz, der es ebenfalls bis zum Grand-Prix-Fahrer brachte, hatte.
Und es sollte noch besser für Katja Poensgen kommen. Mit sechs Punkten Rückstand auf Stolz und fünf Vorsprung auf Jenkner ging es für sie dann zum Pro-Superbike- sowie Cup-Finale nach Hockenheim, wo gleich zwei Rennen, eins am Freitagabend und eins am Samstag, auf dem Programm standen.
Im vorletzten Rennen setzte sich die Rennamazone gleich noch einmal durch und verwies Reinhard Stolz und Steve Jenkner auf die Plätze zwei und drei. Damit lag Poensgen nur noch einen Punkt hinter Stolz.
Das finale Rennen im Regen gewann mit Katja Gassmann ebenfalls eine offenbar besonders gefühlvolle Rennfrau vor Steve Jenkner. Bei ihm blieb es allerdings beim dritten Tabellenrang, denn Katja Poensgen reichte beim elften Platz von Reinhard Stolz Rang acht, um diesen noch zu überflügeln und den Cup-Sieg, im wahrsten Sinne des Wortes, in trockene Tücher zu bringen. Nach Alexander Folger und Markus Ober war sie erst die dritte Titelträgerin des ADAC-Nachwuchs-Cups.
Für Katja Poensgen war das der Beginn einer erfolgreichen Karriere, die sie bis in die 250-ccm-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft brachte.
1998 gewann sie auf einer BMR-Suzuki die Supermono-Europameisterschaft und ein Jahr später triumphierte sie sogar in Daytona, wo sie ebenfalls mit einem Einzylinder erfolgreich war.
Nach einem Jahr (2000) in der Superstock-750-Europameisterschaft erfüllte sie sich 2001 ihren größten Traum und ging in der Viertelliter-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft an den Start. Die Saison begann sie mit dem Team Racing Factory von Dieter Theis. Beim Regenrennen in Mugello lieferte sie dann ihr Meisterstück ab, indem sie als 14. unter anderem vor ihren deutschen Kollegen Klaus Nöhles (16.) und Alex Hofmann (18.) ins Ziel kam. Damit ging sie als erste und einzige Frau in die Geschichte ein, die in der mittleren GP-Kategorien WM-Punkte einfahren konnte.
Gegen Saisonmitte wechselte sie aus Budget-Gründen und nach einem handfesten Streit mit Dieter Theis ins australische Shell Advance Team.
Nach einer Saison WM-Pause bzw. einem Alternativ-Jahr in der Superstock-1000-EM kehrte sie 2003 mit dem Team Arie Molenaar Honda in die WM zurück. Wenngleich es nicht für einen ähnlichen Husarenritt wie 2001 reichte, war sie aber auch nur selten Letzte. Dennoch endete schließlich ihre Grand-Prix-Karriere, nicht zuletzt wegen erneuter budgetärer Probleme.
Motorrad fuhr sie aber weiterhin und wurde 2012 in der FIM e-Power International Championship auf einer Münch TTE-2 sogar Vize-Weltmeisterin.