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Sandro Cortese über 2014: «Großer Podest-Hunger!»

Von Sharleena Wirsing
2013 absolvierte Sandro Cortese mit dem neu gegründeten Team Dynavolt Intact GP seine erste Saison in der hart umkämpften Moto2-Klasse. Er beendete dieses lehrreiche Jahr auf WM-Rang 20.

Eine lange und arbeitsintensive Saison liegt hinter Sandro Cortese und dem Team Dynavolt Intact GP. Das Team wurde erst vor gut einem Jahr neu gegründet, um mit dem Moto3-Weltmeister von 2012 neue Herausforderungen in der Moto2-Klasse in Angriff zu nehmen. Bereits im ersten Qualifying in Katar sicherte sich Cortese den 13. Startplatz. Drei Rennen später holte er in Le Mans seine ersten WM-Punkte. Sieben Mal konnte der 23-Jährige in den insgesamt 17 Saisonrennen in die Punkte fahren (Le Mans, Mugello, Assen, Sachsenring, Aragón, Phillip Island und Motegi). Im spanischen Aragón erzielte der Berkheimer mit Platz 10 sein bestes Ergebnis des Jahres.

Sandro, wie ist dein Eindruck von der höheren Klasse? Worin lag der größte Unterschied zwischen den Bikes in der Moto3- und der Moto2-Klasse?

Das war eine komplette Umstellung. Am Anfang fiel es mir sehr, sehr schwer. Man kommt bis zu einem gewissen Level, aber um richtig schnell zu fahren, muss man viel umstellen. Man braucht extrem viel Kraft. Die musste ich über den Winter aufbauen. Das Moto2-Motorrad ist doppelt so schwer wie die Moto3-Maschine. Es hat mehr als die doppelte Leistung und daran muss man sich erst einmal gewöhnen, wenn man so lange in der kleinen Klasse war. Ich habe dazu ein paar Rennen gebraucht.

Es war natürlich schade, dass ich in Brünn gestürzt bin und ich mich verletzt habe. Dabei habe ich die Hand so unglücklich gebrochen, dass mich das teilweise noch bis zu den Tests, vor allem bei schlechtem Wetter, eingeschränkt hat. Darum werde ich am 19. Dezember ein weiteres Mal operiert, damit die Platte raus kann und ich schmerzfrei bin.

2013 war schon eine sehr harte Saison. Nicht nur für mich als Rennfahrer, sondern für alle, also für das Team und für die Sponsoren. Es ist immer schwierig, zu akzeptieren, dass wir jetzt nicht ganz vorne dabei sind. Ich denke, wir haben alle hart gearbeitet, aber es kommt nicht von heute auf morgen, dass man wieder um Top-5-Plätze, Podiumsplätze oder sogar Siege kämpft. Ich weiß jetzt, wo ich mich verbessern muss. Im letzten Jahr wusste ich nicht wirklich, was auf mich zukommt. Ich wusste, es wird hart, aber nicht wie sehr. Nach der Saison weiß ich wirklich haargenau, was ich angehen muss, um noch schneller zu sein.

Inwieweit musstest du nach acht Jahren in der kleinsten Klasse deinen Fahrstil anpassen?

In der Moto3-Klasse muss man sehr rund fahren und sehr viel Speed mitnehmen, weil die Leistung nicht so groß ist. In der Moto2-Klasse muss man sehr hart anbremsen, nicht mit so viel Kurvenspeed wie mit der kleinen Maschine fahren, aber dann wieder stark Herausbeschleunigen. Bis man das richtig verinnerlicht hat, auch das Driften aus den Kurven mit abbauenden Reifen, das dauert seine Zeit.

Eine Frage zum Abschlusstest in Almeria. Ihr habt den 2014er-Rahmen von Kalex mit neuen Schwingen getestet. Was hat sich noch am Bike geändert und wie sind eure Erkenntnisse?

Mein Eindruck vom ganzen Motorrad ist sehr positiv. Die Entwicklungen von Kalex kommen mir sehr entgegen. Wir haben noch lange nicht alles aus dem Motorrad herausgeholt. Ich konnte mich auf der Strecke, wo ich Anfang der letzten Saison schon gefahren bin, bereits verbessern. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich jetzt eine Saison lang Erfahrungen gesammelt habe. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit dem Test und dem Bike. Ich hatte auch richtig Spaß beim Fahren und fühle mich wohl.

Welche Ziele habt ihr euch für 2014 gesteckt? Stehen Podiumsplatzierungen auf dem Plan?

Sagen wir es so: Wir sind da, um irgendwann wieder zu gewinnen. Wir werden über den Winter alles in unserer Macht stehende tun, um zunächst einmal wieder in die Reichweite des Podiums zu kommen. Aber wir wissen alle, wie hart das ist. Wir müssen erst einmal das bestätigen, was wir in den letzten paar Rennen angedeutet haben. Doch wir sind keine Träumer. Wir müssen einfach sehr hart arbeiten. Konditionell und technisch, denke ich, sind wir sehr gut aufgestellt. Die Jungs machen eine sehr gute Arbeit. Ich muss mich noch weiterentwickeln. Ich werde auch alles daran setzen, um mir später nicht vorwerfen zu müssen, dass ich über den Winter nicht gut gearbeitet hätte.

Der Hunger, wieder auf dem Podest zu stehen, ist extrem groß. Es ist für einen Rennfahrer das schlimmste, gerade nach meinem Jahr davor, sich wieder hinten anzustellen. Man gibt trotzdem alles, aber es geht halt nicht, weil einfach die Erfahrung noch gefehlt hat. Jetzt weiß ich es besser und versuche auch, das auszuschöpfen. Alles ist möglich.

Neue Fahrer steigen 2014 aus der Moto3-Klasse auf. Es sind alte Rivalen wie Maverick Viñales, Luis Salom und Jonas Folger. Bist du ihnen einen Schritt voraus?

Ich hoffe es. (lacht) Ich denke, dass Maverick, wie man schon hier beim Test sehen konnte, sehr schnell sein wird. Jonas und Luis brauchen, denke ich, auch ihre Zeit. Im Endeffekt müssen wir abwarten, was in Doha passiert, denn Tests und Rennen sind immer zwei verschiedene Paar Schuhe.

Es steht eine längere Winterpause an. Das bedeutet nicht automatisch, dass jetzt Ferien angesagt sind. Machst du trotzdem Urlaub?

Ich denke, dass wir uns alle im Dezember etwas erholen werden. Die Jungs haben Anfang des Monats im Hauptquartier in Memmingen noch einige Arbeiten zu erledigen, um alles vorzubereiten. Aber ich denke, spätestens Mitte Dezember geht jeder in den wohlverdienten Urlaub. Ich fahre direkt nach dem Test in Almeria weg. Später habe ich noch eine OP vor mir, um die Platte zu entfernen. Nicht zu vergessen ist, dass über den Winter viel Konditionstraining vor mir liegt.

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