Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Paolo Simoncelli: Was in der Moto3-WM passieren muss

Von Nora Lantschner
Paolo Simoncelli schickt mit Niccolò Antonelli und Tatsuki Suzuki zwei GP-Sieger in die Moto3-Saison 2020. Der SIC58 Squadra Corse-Teambesitzer nimmt sich selten ein Blatt vor den Mund.

Paolo Simoncelli trägt sein Herz auf der Zunge. Das merkt man, wenn er von seinen Fahrern spricht und noch viel mehr, wenn er sich mitunter lautstark über das Regelwerk beschwert. «Ich sage das, was ich denke», hielt er trocken fest.

Der italienische Teambesitzer verglich sich nach dem Misano-GP, als Augusto Fernandez im Kampf um den Moto2-Sieg in der letzten Runde die Streckenbegrenzung überschritt und unbestraft davon kam, sogar mit den Aktivisten von Greenpeace.

Die Regeln im Bezug auf die «track limits» sind Simoncelli immer noch ein Dorn im Auge, auch wenn inzwischen härter durchgegriffen wird: Beeinflusst das Überfahren des «track limits» in der letzten Runde das Rennergebnis, wird der betroffene Fahrer mit einer «change position»-Strafe belegt und somit nach hinten versetzt.

Grundsätzlich gilt im Rennen: Wenn sich ein Fahrer drei Vergehen zuschulden kommen lässt, wird eine Warnung auf sein Dashboard geschickt. Bei der Ansammlung von fünf Vergehen wird ein Long-Lap-Penalty verordnet, der ca. drei Sekunden kostet. Wenn die FIM MotoGP-Stewards bei einem Fahrer im Rennen einen klaren Vorteil durch das Verlassen der «track limits» feststellen, kann ebenfalls eine Strafe verhängt werden.

«Der Grünstreifen neben den Kerbs muss weg», forderte Simoncelli im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Wenn man es aber für die Sicherheit so beibehalten will, dann müssen die, die darauf fahren, sofort bestraft werden. Jeder, der außerhalb der Strecke unterwegs ist – abgesehen von den ersten zwei Runden, weil da ein ziemliches Durcheinander herrschen kann – muss dafür bezahlen. Und das sofort, nicht erst nach dem vierten Mal. Das Grün existiert nicht. Aber die Fahrer sind Schlitzohren und nutzen alles aus. Die Kerbs sind das Limit der Strecke, nicht der grüne Streifen. Manchmal sind sie wie eine Schafherde… Aber das ist nicht richtig, vor allem gegenüber jenen, die die Kurven richtig machen. Einer fährt eine schöne Kurve und wird dann von einem überholt, der drei Mal neben der Strecke war», klagte der Teambesitzer.

«Früher, als mein Sohn noch gefahren ist, kam da das Kiesbett. Dann war dein Rennen vorbei. Neben dem Vorteil, dass man jetzt nicht mehr stürzt, gewinnen sie jetzt das Rennen, nachdem sie 30 Mal draußen war. Und einer, der sich an die Regeln hält, welchen Vorteil hat der? Das müssen mir die Herrschaften erklären. Das ist falsch und ich verstehe es nicht», bekräftigte Simoncelli.

Was muss sich in der Moto3-Klasse noch ändern? «Wir brauchen eine Superpole. Damit das ganze Durcheinander im Qualifying ein Ende hat», meinte Paolo, der einen interessanten Vergleich zog. «Es ist einfach, es braucht einfach nur Grenzen. In einer Familie muss man den Kindern Grenzen setzen. Sie müssen wissen, was sie nicht machen dürfen. Das ist hier nicht anders.»

«Diese Dinge müssen sich ändern, abgesehen davon ist es eine sehr schöne Klasse, für mich oft besser als die MotoGP. Auch wenn klar ist, dass das Interesse der Leute mehr dahin gelenkt wird. Die Moto3 verdient sich mehr Aufmerksamkeit, aber daran sind auch die Medien schuld», fuhr der Chef der SIC58 Squadra Corse fort, der mit Niccolò Antonelli und Tatsuki Suzuki 2019 zwei GP-Siege feierte (Jerez und Misano).

«Diese Kinder geben ihr Herz und ihre Seele», erklärte Simoncelli und verwies auf den Nachwuchs in der kleinsten Klasse der Motorrad-WM. Er mahnte aber auch: «Sie werden schon als Kinder zu sehr und zu schnell gefeiert – dann glauben sie, dass sie es geschafft haben, und wenn sie dann auf die ersten Probleme stoßen, gehen sie ein. Hier könnten viele Champions dabei sein, aber es ist schwer zu sagen, ob ein Phänomen wir Márquez oder Valentino unter ihnen ist. An jedem Wochenende kämpfen zehn Fahrer um den Sieg.»

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